Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2018 – 20.03.2018
Editorial
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
die Zahlen sind dramatisch und lassen wenig Raum für die Erwartung einer raschen Verbesserung der Situation: An den neun baden-württembergischen Universitäten herrscht ein Sanierungs- und Modernisierungsstau von 5,9 Milliarden Euro. Davon entfällt allein auf die Universität Tübingen ein Bedarf von rund 1,1 Milliarden Euro. Viel zu wenig Geld hat das Land Baden-Württemberg während der vergangenen Jahrzehnte in den Erhalt und den Neubau von Universitätsgebäuden investiert. Zu diesem Urteil kam vor wenigen Monaten eine unabhängige Expertenkommission unter Leitung des Generalsekretärs der Volkswagenstiftung, Dr. Wilhelm Krull.
Die Zahlen spiegeln das wieder, was viele Menschen an der Universität aus ihrem Alltag kennen: Die Infrastruktur der Universität zerbröselt an vielen Stellen, ist zu oft eine Zumutung für Beschäftigte und Studierende oder entspricht einfach nicht mehr den Anforderungen einer modernen Forschung – von der schleppenden Behebung von gravierenden Mängeln (PCB-Belastung u.a.m.) ganz abgesehen. Immer wieder werden die Mitglieder des Rektorats mit Verdruss und Ärger über die Situation konfrontiert. Dabei hat die Hochschulleitung nur wenige Handlungsoptionen. Denn die Gebäude, die wir nutzen, gehören nicht uns, sondern dem Land Baden-Württemberg, das den Baubestand von einer eigenen Behörde verwalten lässt.
Was ist zu tun? Die Krull-Kommission hat eine Vielzahl von möglichen Auswegen aus der Sanierungsfalle aufgezeigt und sich dabei von zwei Illusionen direkt verabschiedet: Weder ist absehbar, dass der Bund in die Hochschulbaufinanzierung über die Finanzierung von Forschungsneubauten hinaus wieder einsteigt, noch darf man davon ausgehen, dass Baden-Württemberg angesichts der ab 2020 geltenden Schuldenbremse in der Lage ist, den Sanierungsstau aus dem laufenden Etat zu beseitigen. Damit wird überdeutlich, dass wir neue, zusätzliche Lösungen brauchen, ohne Bund und Land dabei aus der Verantwortung zu entlassen.
Zwei Modelle erscheinen für die Universität Tübingen zumindest im Bereich der Finanzierung von neuen und innovativen Infrastrukturen als zukunftsweisend. Zum einen müssen wir endlich privates Kapital für den Hochschulbau mobilisieren. Da Kapital und auch die erforderliche Planungskapazität in der staatlichen Bauverwaltung fehlen, kämen wir deutlich schneller vorankommen, wenn private Bauträger die nötigen Gebäude erstellen und an die Universität vermieten könnten. Allerdings müsste dann das Land auch bereit sein, die Mietkosten zu finanzieren.
Zum andern: auch wenn der Bund den Hochschulbau nur noch in Einzelfällen bei Forschungsbauten finanziert, könnte er dennoch mittelbar einen Beitrag leisten. Dazu müsste die Politik anerkennen, dass die derzeit geltende Programmpauschale von 22 Prozent auf staatliche Drittmittel erheblich zu niedrig ist. Es wäre ein Stück Realitätsnähe, würde der Bund aus der Tatsache, dass Forschung und Lehre nicht im luftleeren Raum, sondern in Hörsälen und hochtechnisierten Laboren stattfindet, endlich Konsequenzen ziehen. Eine Anhebung der Overheads auf mindestens 40 Prozent würde einer forschungsstarken Universität wie Tübingen Luft verschaffen, um sich zumindest beim Thema Investitionen in moderne bauliche Infrastrukturen ein stückweit selbst zu helfen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre des Newsletters wünscht
Professor Dr. Bernd Engler
Rektor
Forschung
Parsquake: Erdbeben-Erziehung für Risikoregionen
2011 rief die Geologin Solmaz Mohadjer das Parsquake-Projekt ins Leben. Das Projektteam entwickelt Unterrichtspläne und Lehrmaterialien für Lehrkräfte und Lehrerausbilder in Erdbebenregionen. Johannes Baral sprach darüber mit Solmaz Mohadjer und Dr. Sebastian Mutz von der Forschergruppe Earth System Dynamics des Fachbereichs Geowissenschaften. [mehr]
Viehfutter und Flugzeug-Kraftstoffe aus Abwässern der Joghurtproduktion
Der Tübinger Biotechnologe Lars Angenent arbeitet an der Wiederverwertung von Abfallstoffen. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern hat er einen Prozess entwickelt, mit dem sich Sauermolke, ein Abfallprodukt der Herstellung von bestimmten Milchprodukten, weiterverwenden lässt, ohne dass zusätzliche Chemikalien eingesetzt werden müssen. Das daraus entstandene Bio-Öl könne als Tierfutter oder nach Weiterbearbeitung als Kraftstoff für Flugzeuge verwendet werden. [mehr]
Auszeichnung: Universität Tübingen erhält HR Excellence in Research Logo
Mit der Verleihung des Logos erkennt die Europäische Kommission an, dass sich die Universität Tübingen bereits jetzt für die Einhaltung ethischer und professioneller Standards, faire und transparente Auswahl- und Einstellungsverfahren sowie die Schaffung exzellenter Arbeitsbedingungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einsetzt und ihr Engagement auf diesen Gebieten zukünftig weiter ausbauen wird. [mehr]
Neues naturwissenschaftliches DFG-Graduiertenkolleg – ein SFB und ein DFG-Graduiertenkolleg verlängert
Die Universität Tübingen erhält ein neues DFG-Graduiertenkolleg: der Forschungsverbund „MOMbrane“ wird ab April 2018 für insgesamt 4,5 Jahre gefördert. In dem Kolleg forschen Doktorandinnen und Doktoranden aus der Biochemie, Zellbiologie, Strukturbiologie, Biophysik und Proteomik an der mitochondrialen Außenmembran (MAM). Verlängert wurde die Förderung für den Sonderforschungsbereich 1101 „Molekulare Kodierung von Spezifität in pflanzlichen Prozessen“ sowie für das Graduiertenkolleg 1808 „Ambiguität – Produktion und Rezeption“. [mehr]
Fünf Tübinger Wissenschaftlerinnen für Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm ausgewählt
Gleich fünf Wissenschaftlerinnen der Universität Tübingen sind für eine Förderung durch das Margarete von Wrangell-Programm des Landes Baden-Württemberg ausgewählt worden. Insgesamt werden zehn Habilitationsprojekte landesweit gefördert. [mehr]
IBM Shared University Research Grant für den Fachbereich Informatik
Im Januar erhielt die Tübinger Informatik erneut den IBM Shared University Research Grant (SUR Grant), mit dem das IT-Unternehmen Forschungsprojekte von Hochschulen und Instituten unterstützt. Bei der aktuellen Verleihung handelt es sich um eine „Power AI“-Plattform, auch bekannt als „Minsky-Maschine“, die die Tübinger Forschung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) unterstützen wird. [mehr]
Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie für Frido Welker
Der Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie ging in diesem Jahr an Dr. Frido Welker von der Universität Kopenhagen. Er wurde ausgezeichnet für seine Dissertation, in der er eine neue Methode entwickelt hat, mit der sich Neandertaler und anatomisch moderne Menschen in Grabungsschichten nachweisen lassen. [mehr]
Neue Studie „Angriffe auf Wissenschaftler und auf die Wissenschaftsfreiheit“
Beleidigungen und Bedrohungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die bestimmte Forschungen betreiben oder in der Lehre eine bestimmte wissenschaftliche Meinung äußern, können für die betroffenen Personen beruflich und privat ein ernstes Problem darstellen. Darüber hinaus können derartige Vorfälle einen Angriff auf die verfassungsrechtlich garantierte Wissenschaftsfreiheit bedeuten. In einer neuen Studie möchte Professor Dr. Rüdiger Wulf vom Institut für Kriminologie untersuchen, wo derartige Angriffe an der Universität Tübingen ein Problem sind und wie in der Wissenschaft tätige Personen durch Prävention, Intervention, Nachsorge und Kommunikation unterstützt werden können. [mehr]
In der Abwehr von Malariaerregern läuft der gute Ansatz des Immunsystems oft ins Leere
Internationales Forscherteam analysiert Antikörper aus menschlichen Blutproben – Erkenntnisse für die Entwicklung neuer Impfstoffe. [mehr]
Solving the unsolved Rare Diseases (Solve-RD)
Das neue europäische Forschungsprojekt Solving the unsolved Rare Diseases (Solve-RD) will die Diagnose seltener Erkrankungen verbessern und ihre Erforschung intensivieren. Solve-RD wird an der Universität Tübingen koordiniert. Die Europäische Union fördert das Projekt im Rahmen der Horizon2020-Ausschreibung mit 15 Millionen Euro. [mehr]
Studium und Lehre
Neuer Masterstudiengang Cultures of the Global South
Der internationale Masterstudiengang Cultures of the Global South / Culturas del Sur Global / Cultures du Sud Global wurde zum Wintersemester 2017/2018 an der Universität Tübingen eingerichtet. Er ist komplett auf Englisch und Französisch oder auf Englisch und Spanisch studierbar. Der Studiengang fördert den Nord-Süd-Dialog und leistet einen wichtigen Beitrag für die Ausbildung von transregionalen Experten. [mehr]
Als Austauschstudentin in Malawi
Die Tübinger Pharmaziestudentin Julia Gabel verbringt ein Auslandssemester in Malawi, im Süden Afrikas. Dort spielen traditionelle Heilmittel und Behandlungsmethoden eine große Rolle. In Krankenhäusern und Apotheken ist eine längerfristige Planung bei der Bestellung und Lagerung von Arzneimitteln notwendig, da nicht immer alle Medikamente verfügbar sind. Auffällig ist außerdem beim Studium: viel Praxis und viele Ausbildungsteile an Krankenhäusern, dafür weniger Laborpraktika als in Deutschland. Ein Bericht aus Blantyre im Süden Malawis. [mehr]
Uni intern
Ausbildungsberuf Staudengärtner
Kann man Samen putzen? Mit Seifenwasser und Bürste jedenfalls nicht. Vier künftige Staudengärtner lernen im Botanischen Garten, wie man Stauden pflegt und vermehrt – und Samen putzt. [mehr]
Alumni Tübingen
Im Interview: Das Führungsteam der Alumni-Tübingen Regionalgruppe Ravensburg
Seit 15 Jahren besteht die Regionalgruppe Ravensburg der Tübinger Alumni. Susanne Caillet und Joachim Güntzel haben sie mitgegründet, Michael Streich ist seit 2017 im Führungsteam dabei. Simona Steeger hat mit ihnen über ihre Zeit in Tübingen, ihr Studium und über die Pläne der Regionalgruppe gesprochen. [mehr]
Leute
Neu berufen an die Universität Tübingen
Professor Dr. Tamam Bakchoul (Medizinische Fakultät) – Juniorprofessorin Dr. Sara Kleindienst (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Juniorprofessor Dr. Stefan Krmnicek (Philosophische Fakultät) – Juniorprofessor Dr. Peter Loskill (Medizinische Fakultät) – Professor Dr. Benjamin Mordmüller (Medizinische Fakultät) – Professorin Dr. Christine Osterloh-Konrad (Juristische Fakultät) – Professor Dr. Marcello Porta (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) [mehr]
Indologe von internationalem Rang, Mittler zwischen den Kulturen
Zum Tode von Professor Dr. Heinrich von Stietencron ein Nachruf von Heike Oberlin [mehr]
Ordnung und Freiheit
Zum Tode von Professor Dr. Knut Wolfgang Nörr ein Nachruf von Jan Schröder [mehr]
Personalnachrichten (Rufe, Ehrungen, Jubiläen)
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Forum
Zu Besuch im Kupferbau: 50 Jahre Hörsaalzentrum in der Hölderlinstraße
Mit dem Kupferbau begeht in diesem Jahr das seinerzeit erste Hörsaalzentrum der Universität sein 50-jähriges Jubiläum. Neben Vorlesungen finden hier bis heute zahlreiche Veranstaltungen mit großer Öffentlichkeitswirkung statt. Michael Seifert, ehemaliger Pressesprecher der Universität Tübingen, berichtete Johannes Baral bei einem Vor-Ort-Termin von einigen Ereignissen. [mehr]
Sustainability Lecture und Verleihung der Nachhaltigkeitspreise 2017
Die Sustainability Lecture 2017 hielt Ende November der indische Umweltaktivist und Autor Satish Kumar zum Thema „Soil, Soul, Society – how to bring environment, spirituality and humanity togehter“. Gleichzeitig wurde zum siebten Mal der Nachhaltigkeitspreis für Abschlussarbeiten an der Universität Tübingen vergeben. [mehr]