Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2024: Leute

Pionier der Computernutzung in der Physik und Mitbegründer des Rechenzentrums der Universität

Zum Tode von Professor Dr. Erich Wilhelm Schmid ein Nachruf von Amand Faessler

Erich Wilhelm Schmid studierte Physik an der Universität in München. 1955 machte er das Diplom in Experimentalphysik und promovierte 1958 in Theoretischer Physik bei Professor Dr. Walther Gerlach. !960 bis 1963 nahm er bei Karl Wildermuth, zu der Zeit Professor an der Florida State University (FSU) in Tallahassee, eine Postdoc-Stelle an. 1963 bis 1965 arbeitete Schmid bei Professor Dr. Werner Heisenberg am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München. 1965 erhielt er einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Theoretische Atom- und Kernphysik in Tübingen. Schon in Tallahassee und auch am MPI in München hat er die Unterstützung der Lösung physikalischer Probleme durch Computer benutzt. In Tübingen gründete er in Zusammenarbeit mit der Universitätsspitze um 1980 das Zentrum für Datenverarbeitung (ZDV).

Wissenschaftlich arbeitete Erich Wilhelm Schmid auf zwei Gebieten: dem quantenmechanischen Wenig-Körperproblem mit Anwendungen hauptsächlich in der Kernphysik sowie Computeranwendungen in der Medizin, insbesondere in der Ophthalmologie, initiiert durch seine eigenen Augenprobleme. Privat war er ein leidenschaftlicher Skifahrer, der sich sogar an internationalen Universitätsmeisterschaften beteiligte.

Er war auch wesentlich daran beteiligt, eine Europäische Wenig-Körper-Gruppe aufzubauen und den Springerverlag in Heidelberg dazu zu bewegen, eine wissenschaftliche Few-Body-Zeitschrift herauszugeben. Sein Augenlicht nahm in der Folge durch einen Sturz stark ab. Er war aber immer noch in der Lage Auto zu fahren. 
In Buch- und in Zeitschriftenartikeln hat Schmid gezeigt, wie der Personal Computer zur Lösung physikalischer Probleme benutzt werden kann und man nicht immer den großen Mainframe-Computer anwerfen muss. 

Am 24. Juli 2024 ist Erich Wilhelm Schmid gestorben. Einen Monat vor seinem Tod schrieb er mir und Kollegen, denen er durch seine wissenschaftlichen Arbeiten nahestand, dass eine Computer-Tomographie gezeigt hat, dass sein ganzer Körper voller Krebsmetastasen ist und er nicht mehr operiert werden kann. Dies war sein Abschiedsgruß. Wir alle erwarteten nicht, dass der endgültige Abschied so nahe war.