Aktuelles
07.03.2022
Deutscher Herbst im Klassenzimmer. Neues Lernmodul auf offene-geschichte.de erschienen
Forschende der Universität Tübingen entwickelten zusammen mit der Bundeskanzler Helmut Schmidt Stiftung das Modul „Deutscher Herbst 1977“ auf ihrer digitale Lernplattform für innovativen Geschichtsunterricht.
Wissenschaftler*innen des Tübinger Sonderforschungsbereichs (SFB) 923 „Bedrohte Ordnungen“ haben in Zusammenarbeit mit der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung (BKHS) und mit dem Institut für Geschichtsdidaktik und Public History das Lernmodul „Deutscher Herbst 1977“ auf der neuen Lernplattform offene-geschichte.de entwickelt.
Die Plattform für historisches Lernen ist Teil des SFB „Bedrohte Ordnungen“, der die Vergleichbarkeit von Krisen untersucht. Mit offene-geschichte.de wenden sich der Forschungsverbund direkt an Schüler*innen, ihre Lehrer*innen und die interessierte Öffentlichkeit. Die Wissenschaftler*innen haben sich dabei vor allem an den Lernbedürfnissen der Schüler*innen orientiert. „Geschichtsunterricht soll spannender werden“, meint Projektleiter Prof. Bernd-Stefan Grewe, „und genau dafür bieten die dramatischen Krisen, die der Sonderforschungsbereich „Bedrohte Ordnungen“ erforscht, den perfekten Ausgangspunkt.“ Seit über zehn Jahren untersucht der Tübinger SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“, wie Menschen mit existentiellen Bedrohungen ihrer sozialen Ordnung umgehen.
Mit dem neuen Modul „Deutscher Herbst 1977“ wird nun eine weitere Bedrohungssituation thematisiert, die Lernende mit Hilfe des Modells „Bedrohte Ordnungen“ untersuchen. Die Lernenden steigen unmittelbar in das Geschehen im Jahr 1977 ein. Sie werden mit einer historischen Situation konfrontiert, deren Ausgang offen ist und nach einer Entscheidung verlangt. In solch akuten Bedrohungen mussten politisch Verantwortliche um Kanzler Helmut Schmidt ihre Möglichkeiten abwägen und unter hohem Zeitdruck Entscheidungen treffen. Lernende erkennen so, dass die Zukunft für die Zeitgenoss*innen offen war. Es hätte auch anders kommen können. In Möglichkeiten zu denken, eröffnet Lernenden neue Deutungshorizonte und hilft bei der Orientierung für die eigene Zukunft.
Die Plattform offene-geschichte.de regt offenes historisches Denken an, indem Schüler*innen nicht mit fertigen Interpretationen konfrontiert werden, sondern durch spezielle Aufgabenformate zu eigenständigem Denken animiert werden. „Wir trauen unseren Schülerinnen und Schülern bisher zu wenig zu. Ein Großteil der Zeit findet lediglich Faktenvermittlung statt,“ so Grewe vom Institut für Geschichtsdidaktik und Public History. Die Plattform soll Lernende daher in die Lage versetzen, eine eigensinnige, spannende Geschichte zu verfassen und – noch wichtiger – zu einem triftigen historischen Urteil kommen.
Der SFB und die BKHS recherchierten für das Modul in den Archiven zahlreiche Bilder und Filme, die die Stimmung der Zeit zeigen. Mit digitalen Tools und interaktiven Aufgaben werden die Lernenden auf der Plattform in die Lage versetzt, das Material gestaltend zu verändern und so zu analysieren.
Offene-geschichte.de präsentiert Geschichte nicht als alternativlos und zwangsläufig. Stattdessen lernen Schüler*innen, dass die Folgen von Entscheidungen in der Vergangenheit meist unsicherer und offener waren als in vielen Schulbüchern, Zeitschriften und Filmen dargestellt.
Hintergrundinformation: Der Sonderforschungsbereich 923 „Bedrohte Ordnungen“ startete 2011 und läuft noch bis zum Sommer 2023. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den SFB mit circa 2 Millionen Euro pro Jahr. Knapp 60 Wissenschaftler*innen forschen in 19 Teilprojekten, die interdisziplinär, historisch oder gegenwartsnah sowie raumübergreifend angelegt sind. Beteiligt sind die Fächer Geschichtswissenschaften, Soziologie, Empirische Kulturwissenschaft, Politikwissenschaften, Theologie, Philologie, Rechtswissenschaften und Medizin.
Kontakt
Thorsten Zachary
Universität Tübingen
SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“
Wissenschaftskommunikation
Telefon +49 7071 29-75095
thorsten.zacharyspam prevention@uni-tuebingen.de
Für Fragen zur Lernplattform www.offene-geschichte.de:
Prof. Dr. Bernd-Stefan Grewe
SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“
Homeoffice: +49 172-834 0676
bernd.grewespam prevention@uni-tuebingen.de
OStR Rainer Lupschina
SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“
Homeoffice: +49 172-737 0373
rainer.lupschinaspam prevention@uni-tuebingen.de
Kontakt BKHS:
Ulfert Kaphengst
Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung
Leiter Kommunikation und Medien
Telefon +49 40 3070-2934
Mobil: +49 172-418 5717
u.kaphengstspam prevention@helmut-schmidt.de