Orient- und Islamwissenschaft

CURRENT FINT PROJECTS

  •    Survey of Numismatic Research 2021–2026: Islamic Numismatics

Since 1967, the International Numismatic Council on the occasion of the International Numismatic Congress publishes a Survey of Numismatic Research, a volume that provides an authoritative critical bibliography on the progress of numismatic studies between the congresses with a focus on methodology and new discoveries. The XVII International Numismatic Congress, organised under the auspices of the International Numismatic Council, will be hosted by the Goethe University Frankfurt, Germany, on 12–17 September 2027, and Dr. Sebastian Hanstein has agreed to be the sub-editor for the Islam section.

Feel free to send us your list of publications 2021–2026 with all bibliographic information at  fint (at) aoi.uni-tuebingen.de  (subject: Survey of Numismatic Research).

  •    SNAT Damaskus II

Der neuste Band aus unserer renommierten Sylloge-Reihe wird sämtliche Münzen der Tübinger Universitätssammlung umfassen, die unter mamlūkischer (13.–16. Jh.) und osmanischer Herrschaft (16.–19. Jh.) in der syrischen Hauptstadt Damaskus geprägt wurden. Ergänzt wird damit der Band Damaskus I (für die Epochen vor dem 13. Jh.), welcher bereits 2015 erschien. Gefördert wird das Publikationsprojekt vom Jim Farr Numismatic Trust; Bearbeiter des Materials sind Dr. Lutz Ilisch, Dr. Alaa Aldin Al Chomari und Dr. Aram Vardanyan. In der FINT-Sammlung stellt die Münzprägung der Bilād aš-Šām einen Schwerpunkt dar, sodass der neue Band ca. 1500 Münzen umfassen wird (darunter die ehemalige Sammlung Dr. Claus Pellings). Die Veröffentlichung ist für Mitte 2026 geplant. Ältere SNAT-Bände sind erhältlich im Onlineshop des Wasmuth & Zohlen Verlags.

  •    sikka:būya – Online-Portal zur Münzprägung der Būyiden

Gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung sollen im ersten Online-Themenportal der islamischen Numismatik neben einem innovativen Typenkatalog vor allem neue digitale Anwendungen zur Analyse und aussagekräftigen Visualisierung jener einzigartigen Informationsfülle geboten werden, welche insbesondere in den umfangreichen Inschriften islamischer Münzen gespeichert ist. Ausgewählt wurden hierfür die Prägungen der Būyiden-Dynastie, welche im 10. und 11. Jh. über weite Teile Irans und des Iraks gebot (ca. 100 bekannte Prägeorte). Ihr Reich stellte einen komplexen Herrschaftsverband dar, in dem unter wechselnder Führung verschiedene, oft rivalisierende Būyiden-Linien regierten und auch diverse Vasallendynastien integriert waren. Die Münzen geben hierüber urkundenartig Auskunft, indem auf ihnen nicht nur Prägeort und -jahr genau angegeben sind, sondern auch all die Machthaber, welche es auf Grund ihrer Stellung in der hierarchischen Ordnung zu nennen galt. Zu den Zielen unseres interdisziplinären Projekts gehört es, diese detaillierten Informationen zu Machtverhältnissen, Herrschaftsstrukturen und Beziehungsgeflechten, aber auch weitere numismatische Merkmale, welche etwa Rückschlüsse auf die ökonomische Situation und kulturelle Entwicklung erlauben, systematisch zu erfassen, zu verknüpfen und so auswertbar zu machen. Hierzu soll in erster Linie eine interaktive Kartographie-Anwendung dienen, die etwa gezielte Abfragen in Form auswählbarer Kombinationen von Orten, Personen und Zeiten ermöglicht. Beispielsweise kann so in Hinblick auf die Entwicklung būyidischer Teilfürstentümer oder rivalisierende Kalifen ermittelt werden, wer wo und wann die Oberherrschaft einer bestimmten Person anerkannte/ablehnte, wobei die Abhängigkeiten, Hoheitsgebiete usw. über eine spezielle (Farb- und Form-)Symbolik deutlich werden. Wir wollen zeigen, dass gerade der numismatische Ansatz geeignet ist, um zu einer besseren Vorstellung von einem Reich wie dem der Būyiden zu gelangen, und vorführen, wie sich aus einzelnen Materialdaten ein Gesamtbild generieren lässt, das neue Einblicke in den Aufbau und die Funktionsweise so eines Reiches gewährt. . https://sikkabuya.philosophie.uni-tuebingen.de

Förderlaufzeit: 2021–2023 | Leitung: Sebastian Hanstein (Islamwissenschaft/Numismatik), Kevin Körner (Informatik) | wissenschaftl. Mitarbeiter: Alaa Al-Din Al-Chomari (Numismatik), Severin Opel (Informatik) | studentische Hilfskraft (Numismatik): Sonai Reber

Bild: Dinar des Būyiden-Königs Abū Kālīǧār, geprägt im Jahre 424 H. (1032/33 A.D.) im südwestiranischen Sūq al-Ahwāz (FINT 2016-1-27).

  •    NUMiD / Digitales Münzkabinett der FINT

Die FINT beteiligt sich am Forschungs- und Digitalisierungsverbund NUMiD („Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland“), so dass mittlerweile ein ausgewählter Sammlungsteil in einem eigenen digitalen Kabinett erschlossen und (z. B. über eine Karte) online erkundbar ist. Die verwendete Datenbanklösung ist die des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin (IKMK, „Interaktiver Katalog des Münzkabinetts“), wo auch der im Verbundprojekt gemeinsam verwendete Normdaten-Pool verwaltet wird. Bislang war im NUMiD-Verbund noch keine Orient-Sammlung vertreten und das IKMK-System wurde auch nicht mit Blick auf die speziellen Anforderungen der islamischen Numismatik entwickelt. Dennoch dürfte es fürs Erste gelungen sein, unsere Grunddaten sowie weitere interessante Informationen so aufzubereiten und in einer Weise zu präsentieren, dass sich mit dem IKMK der FINT nun für viele die willkommene Möglichkeit bietet, zumindest einige Schätze aus der Tübinger Islam-Sammlung auch auf diesem Wege zu entdecken und in Recherchen einzubeziehen. Die zugrundeliegende Datenbank dient nicht nur der Forschung, sondern lässt sich auch für die Lehre und Online-Ausstellungen nutzen.

Bei dem ausgewählten Teilbestand handelt es sich um die Prägungen der Būyiden-Dynastie.

Der  ▶IKMK der FINT  ging im März 2021 mit 322 būyidischen Münzen online; seitdem kommen regelmäßig weitere Stücke hinzu.

Im Projekt beschäftigte studentische Hilfskraft: Judith Bauer.

  •    Numismatic History of the Arabian Peninsula

In Kooperation mit Dr. Alain Baron/Numismatica Genevensis wurde 2023/2024 auf Basis des in mehrerlei Hinsicht exzeptionell bedeutenden Materials in einer großen Privatsammlung der Golfregion die Idee zu einer Numismatic History of the Arabian Peninsula (NuHAP) entwickelt und ein internationales Projektteam zusammengestellt. Von dieser Numismatic History (kommentierter Katalog + Aufsatzkapitel) soll über das Jahr 2025 zunächst jener Sammelband (der erste einer angedachten Trilogie) erarbeitet und zur Publikation vorbereitet werden, welcher alle Prägeorte umfasst, die ihrer geographischen Lage nach heute zum Königreich Saudi-Arabien gehören (vol. I: What is Now Saudi Arabia). Noch nicht berücksichtigt werden damit die meisten Münzstätten des Jemens, der Golfküste sowie Omans, dafür aber jene des Hedschas (Mekka und Medina), die Orte, welche zwar historisch zum Norden des Jemens zählen, heute aber im äußersten Südwesten des Königreiches (teils in der Tihāma) liegen, sowie die Münzstätten der beiden historischen Nachbarregionen al-Baḥrain (Saudi-Arabiens Ostprovinz) und al-Yamāma (im Inneren der Halbinsel). Ziel ist es, nicht nur die Münzen in besagter Privatsammlung zu publizieren, sondern für jede der Münzstätten vollständige Typenabfolgen zu rekonstruieren und wissenschaftlich zu diskutieren, wobei die voraussichtlich 8 Kapitel den gesamten Zeitraum von der Umayyadenherrschaft bis in die nachosmanische Epoche umspannen. Zum Kreis der Autor(inn)en gehören: Alaa Aldin Al Chomari, Audrey Peli, Habib Ali Aslan, Lutz Ilisch, Majed Alotaibi, Naif Al Sharaan, Robert Darley-Doran und Sebastian Hanstein.

Eine erste Sonderausstellung im National Museum von Riad wurde unter dem Titel „Minted Narratives – Saudi Arabia’s Legacy in Coins“ am 17. Sept. 2025 eröffnet.

  •    Currency, Trade, and Warfare: Circulation of Ottoman Coins in Central and Eastern European Borderlands of the Ottoman Empire 1526–1699

Funded by the MSCA4Ukraine scholarship programme, Dr. Dmytro Yanov's research project aims to study the status of Ottoman coins in Central and Eastern Europe in the context of economic and military confrontations between the Ottoman Empire and Christian states, first of all the Habsburg monarchy and the Polish-Lithuanian Commonwealth. The chronological framework of the project covers the period between 1526 and 1699, from the Battle of Mohács till the end of the War of the Holy League (1683–1699). It will be a contribution to a better understanding of the history of money circulation in the European borderlands of the Ottoman Empire.
The project (duration: 2025–2027) involves collecting all information on finds of Ottoman coins in publications, processing previously unpublished coins kept in museum collections, compiling all obtained data into a database of coin finds and visualizing it on a digital map. The database will provide the ability to filter data by the following parameters: dating, state, issuer, mint, metal, denomination, data reliability, category of find. These tools will be used for analyzing the dynamics of the influx of Ottoman coins into the study area and their hoarding, for tracing the peculiarities of distribution and chronology of a certain denomination or category of find (single finds or hoards), and for examining which European coins were presented in hoards together with Ottoman coins and how the real value and dating of these different currencies correlate with each other.
The technical processing of the collected data will be made in close collaboration with the Digital Humanities Center of Tübingen University, which will provide the necessary software (partly patterned after the hoard map of the sikka:būya project).

"Ideenwettbewerb - kleine Fächer vermitteln Weltwissen." So hatte es die VolkswagenStiftung in ihrer Ausschreibung formuliert und nun wird in Zusammenarbeit mit der antiken Numismatik am Institut für Klassische Archäologie und dem Fachbereich Informatik der Universität Tübingen sowie dem Institute for the History of Ancient Civilizations an der Northeast Normal University in Changchun eine kostenlose, mehrsprachige App inklusive einer Anwendung für die Microsoft HoloLens entwickelt, deren Zweck sogenanntes Game Based Learning für den Bereich der Münzkunde ist. Projektlaufzeit: 5 Jahre ab 2019. Studentische Hilfskraft (FINT): Judith Bauer.

This project aims at developing a free mobile app including an additional app for the Microsoft HoloLens that will provide game-based learning (GBL) about Ancient and Islamic Numismatics for an international audience.

PUBLIKATIONEN: ◉ K. Körner, S. Günther, S. Krmnicek, S. Hanstein, „Serious Games in Numismatics: A Case Study about Craveler and Copter“ in: W. Polleichtner (Hrsg.), Teaching Classics in Pandemic Times (= Didaskalia 7), Speyer 2021, S. 97–114 ◉ dieselben, „Craveler: Ein numismatisches mobile App-Spiel“ in: Numismatisches Nachrichtenblatt 72 (2023), S. 399 f. ◉ dieselben, „Craveler: Ein App-Spiel, bei dem man etwas über antike und islamische Münzen lernt“ in: Geldgeschichtliche Nachrichten 330 (2023), S. 344–348.

  •    Referenzdatenbank für Fundmünzen

Gefördert von der Gerda-Henkel-Stiftung wurde an der FINT seit 2017 eine bebilderte Referenzdatenbank zur erleichterten Erfassung nord- wie südsyrischer Einzelfundmünzen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit entwickelt. Es handelt sich um ein Forschungsprojekt des syrischen Gastwissenschaftlers Dr. Alaa al-Din Al-Chomari; als studentische Hilfskraft war 2018 Rojeh Bassal beschäftigt.

Abschluss-Workshop in Beirut, 16.–25. Februar 2020.
  •    Kompetenzentwicklung und Einrichtung eines Arbeitsbereichs am Museum Aleppo zur Aufnahme von Fundmünzen

Das neue Projekt Dr. Al Chomaris knüpft an die Entwicklung der Referenzdatenbank (s. o.) an und wird ebenfalls von der Gerda-Henkel-Stiftung gefördert. Ziel ist die Entwicklung tragfähiger Strukturen und Kompetenzen zur Erfassung sowohl von Schatzfunden als auch von Einzelfundmünzen in Syrien, wo ein Team aus syrischen Museums- und Universitätsmitarbeitern von Tübingen aus betreut wird. Insbesondere soll ein pädagogischer Ansatz verfolgt werden, indem die Beteiligten Schulen besuchen und bei Kindern – welche ja die meisten Zufallsmünzfunde machen – ein Verständnis für die Wichtigkeit archäologischer Arbeit und die Vorteilhaftigkeit einer Kooperation zwischen Bevölkerung und Behörden generieren. Hinsichtlich der Depotfunde soll die Bereitschaft in der Bevölkerung zur Fundmeldung und -abgabe durch museale Präsentation und Pressearbeit gefördert werden. Damit die polizeilich eingezogenen Schatzfunde nicht länger unbearbeitet bleiben und die Erfassung der Münzen zukünftig von Syrern auch ohne Hilfe von außen geleistet werden kann, wird mit dem Projekt die gezielte Qualifikation von Bearbeitern verfolgt sowie die Schaffung einer Arbeitsstelle in Aleppo. Hierzu zählt auch der Aufbau einer Handbibliothek und einer Referenzsammlung; solange letztere nicht vorhanden ist, kann der Bestand an der FINT für Vergleiche herangezogen werden.

(siehe zum Projekt auch unsere FINT-Münze des Monats Dez. 2022)

Zum Abschluss der ersten Projektphase fand an der Yarmuk-Universität in Jordanien vom 7. bis 9. August 2023 ein internationaler Workshop zum Thema „Provenanced Coin Finds Versus Rarities – The Importance of Coin Finds for Historical Statistics“ mit über 16 Vorträgen (in 5 Sessions) sowie Arbeitstreffen der syrischen Projektgruppe statt. Die Vortragenden kamen aus Ägypten, Deutschland, dem Irak, Jordanien, dem Libanon, der Schweiz, Saudi-Arabien und den VAE.

Workshop in Jordanien, 2023
Tagungsband (2025)

2025 erschien der von A. Al Chomari herausgegebene Band القيمة التاريخية الكبيرة لنقود الأقدمين الصغيرة / Small Coins, Great Significance: Reassessing Islamic Copper Coinage through Local Finds. In dieser von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Publikation werden die Projektarbeit und die Ergebnisse des Workshops von 2023 in 15 Beiträgen präsentiert.

  •   Fortsetzung des Projekts 2024–2026 mit den Schwerpunkten: Registrierung archäologischer Funde und Aufnahme von Fundmeldungen aus der Öffentlichkeit

In der zweiten Projektphase wird das Team in Syrien unter anderem durch Einbeziehung der Gouvernements Darʿā, Ṭarṭūs und Ḥamāh erweitert.