Institute of Prehistory, Early History and Medieval Archaeology

Regionalstudie zur mittelalterlichen Siedlungsgeschichte

Wichtig sind die Funde der Sammlung Kley aber auch für weitere Forschungen zur mittelalterlichen Siedlungsgeschichte. Bereits in den 1950er Jahren hat Kley im Geislinger Talkessel Siedlungsreste des 6. und 7. Jahrhunderts ausgegraben, die für die Forschung wichtig waren, da hier erstmals Siedlungsfunde der Merowingerzeit als solche erkannt wurden. Kley war dadurch sensibilisiert und hat in den folgenden Jahren in der Umgebung von Geislingen noch zahlreiche weitere früh- und hochmittelalterliche Siedlungsstellen entdeckt. Schon bei der Auswertung der Funde aus dem Geislinger Talkessel 1994 war deutlich geworden, dass eine Regionalstudie am Rand der Schwäbischen Alb wichtige Erkenntnisse für die mittelalterlichen Siedlungsstrukturen erbringen kann.

Neben kleineren Fundstellen in den Ortskernen von Bräunisheim, Stubersheim und Westerstetten sind vor allem zwei Fundstellen bei Schalkstetten und Türkheim von Bedeutung. Kley hat hier am südlichen bzw. westlichen Ortsrand jeweils Siedlungsspuren des frühen und hohen Mittelalters sowie große Mengen von Eisenschlacken gefunden. Aufgrund der Lage in der Peripherie der späteren Dörfer ist anzunehmen, dass es sich um deren Vorgängersiedlungen handelt. Damit wird hier ein Phänomen der mittelalterlichen Siedlungsgeschichte fassbar, das mittlerweile auch an vielen anderen Orten beobachtet werden kann: eine Verlagerung der Siedlungsbereiche im Hochmittelalter.

Die Funde der Sammlung Kley sind deshalb interessant, da sie zu einem Gutteil aus den bisher vernachlässigten Dorfkernen stammen. Dabei kommt dem Ort Schalkstetten große Bedeutung zu, da aus schriftlichen Quellen eine Siedlungskonzentration im Spätmittelalter zu erfassen ist, die zu mehreren Wüstungen in der Umgebung des Ortes geführt hat.

Vergrößerung 37kbDie Auswertung der vorliegenden Funde wird durch neue Geländearbeiten ergänzt: Im Sommer 2005 sollen in der Siedlung bei Schalkstetten Grabungen durchgeführt werden, um nähere Informationen über die Laufzeit der Siedlung und die Rolle der Eisenverhüttung zu gewinnen. Befliegungen und systematische Begehungen im Umfeld der Dörfer Schalkstetten, Bräunisheim und Stubersheim versuchen Wüstungsbereiche, aber auch spätmittelalterliche Scherbenstreuungen zu erfassen, um so weitere Informationen zur Landnutzung zu gewinnen. 2003 und 2004 wurden mit Studierenden der Universitäten Tübingen und Stuttgart bereits zahlreiche Flächen begangen, wobei die Wüstung Wohlgradweiler nördlich von Schalkstetten erfasst wurde. Zudem wurden 2003 drei Eisenverhüttungsplätze entdeckt, die mit ihrer kleinen, isoliert gelegenen Konzentration von Verhüttungsschlacken mit einem Durchmesser von etwa 3 m einen ganz anderen Charakter aufweisen als die Verhüttungsplätze am Ortsrand von Türkheim und Schalkstetten. Ihre Datierung ist bisher nicht geklärt.

Völkerwanderungszeit auf der östlichen Schwäbischen Alb

Vergrößerung 60kbEine wichtige Frage dieser Studie einer Kleinregion stellt die Besiedlung der Völkerwanderungszeit dar. Entsprechende Funde liegen vor allem aus Schalkstetten vor. Eine Bewertung ist aber nur in einem größeren landschaftlichen Kontext möglich, weshalb als weiterer Themenblock eine Bearbeitung der frühalamannischen Funde der Region erfolgt. Im Mittelpunkt stehen dabei zunächst wieder die Funde der Sammlung Kley. Dazu gehört etwa das Fundmaterial einer Siedlung bei Heuchlingen (Gde. Gerstetten, Lkr. Heidenheim). Sie zeigt auffallenderweise neben dem üblichen "elbgermanischen" Keramikstil auch einige "rhein-wesergermanische" Elemente.

Literaturhinweise