Hector Research Institute of Education Sciences and Psychology

News

09.09.2015

Hausaufgaben: Zeitaufwand ist nicht entscheidend

Studie des Hector-Instituts identifiziert fünf Hausaufgabentypen

© danrace - Fotolia.com

In dem jetzt erschienenen Artikel "<link http: www.sciencedirect.com science article pii s0959475215300086 external-link-new-window external link in new>The Janus-faced nature of time spent on homework: Using latent profile analyses to predict academic achievement over a school year" identifizieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung fünf Hausaufgabentypen und zeigen Strategien zur Förderung schwächerer Lerner auf. Der Artikel wurde in der internationalen Fachzeitschrift "<link http: www.sciencedirect.com science journal supp c external-link-new-window external link in new>Learning and Instruction" veröffentlicht.

Viele Lehrkräfte, die mit dem Lernerfolg ihrer Schüler unzufrieden sind, haben ihren Schülern schon einmal diese Frage gestellt: Wie viel Zeit habt Ihr für die Hausaufgaben aufgewendet? Tübinger Bildungsforscher konnten nun zeigen, dass man damit nicht unbedingt den Kern des Problems trifft. Ob Schülerinnen und Schüler bei ihren Hausaufgaben erfolgreich lernen, hängt vielmehr damit zusammen, mit wie viel Sorgfalt und Anstrengung sie bei der Sache sind.

In ihrer Studie untersuchten Wissenschaftler des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung das Hausaufgabenverhalten von knapp 2000 Achtklässlern im Fach Französisch. Dabei betrachteten sie die mit den Hausaufgaben verbrachte Zeit in Verbindung mit Sorgfalt/Anstrengung und der letztendlichen Leistung der Schülerinnen und Schüler.

Den Bildungsforschern gelang es, fünf unterschiedliche Hausaufgabentypen zu identifizieren: die fleißigen Schnellen, die Hochengagierten, die Durchschnittsschüler, die sich abmühenden Lerner und die Minimalisten. Die Wissenschaftler konnten außerdem zeigen, dass diese Typen über einen längeren Zeitraum stabil bleiben.

Ob lange Hausaufgabenzeiten zu einer höheren Leistung führen, hängt davon ab, zu welchem Hausaufgabentyp ein Schüler gehört. So benötigen die sich abmühenden Lerner meist lange für ihre Aufgaben und erzielen dennoch keine guten Ergebnisse. Eine Annahme, die viele Wissenschaftler und Praktiker für selbstverständlich hielten, ist damit widerlegt: Ein hoher Zeitaufwand bei den Hausaufgaben wirkt sich nicht automatisch positiv auf die Leistung aus. Ob lange Bearbeitungszeiten ein Zeichen für Fleiß sind oder von Eltern als Alarmsignal gesehen werden sollten, hängt vielmehr stark vom Arbeitsstil des Kindes ab.

Ziel von Fördermaßnahmen sollte den Ergebnissen der Studie zufolge sein, Schüler in die „Fleißig aber schnell“ Kategorie zu bringen. Dies gilt vor allem für die sich abmühenden Lerner, die unter den in der Studie identifizierten Hausaufgabentypen eine Risikogruppe darstellen.

Wie kann man dieses Ziel erreichen? „Der nächste Schritt in der Hausaufgabenforschung sollte es sein, an Maßnahmen zu arbeiten, die Kindern helfen, ihre Hausaufgaben effizient zu bewältigen“, so Barbara Flunger, Erstautorin der Studie. Strategien für die Förderung schwächerer Lerner könnten zum Beispiel Maßnahmen sein, die den Schülerinnen und Schülern verdeutlichen, wie wichtig Hausaufgaben tatsächlich sind. Verschiedene wissenschaftliche Studien konnten bereits belegen, dass Motivation und Anstrengungsbereitschaft durch solche Maßnahmen nachhaltig gesteigert werden können. Eine weitere Fragestellung für künftige Studien sei außerdem herauszufinden, wie sich zum Beispiel die elterliche Hausaufgabenhilfe auf das Hausaufgabenverhalten auswirkt.

„Mit ihrem Fokus auf die Hausaufgabenzeiten ging die Forschung zu Hausaufgaben die letzten Jahrzehnte in die falsche Richtung“, sagt Ulrich Trautwein, Direktor des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung. „Entscheidend für gute Leistung sind bei der Hausaufgabenbearbeitung die Motivation und Selbstregulation und weniger die Zeit, die Schülerinnen und Schüler auf dem Hosenboden sitzend verbringen.“

Über die Studie berichteten unter anderem:

  • <link http: www.welt.de regionales baden-wuerttemberg article146193682 bei-hausaufgaben-ist-nicht-die-zeit-entscheidend.html external-link-new-window>DIE WELT
  • <link http: www.focus.de regional baden-wuerttemberg wissenschaft-tuebinger-forscher-bei-hausaufgaben-ist-nicht-die-zeit-entscheidend_id_4935125.html external-link-new-window focus>FOCUS
  • <link http: derstandard.at external-link-new-window>Der Standard
  • <link http: www.swp.de ulm nachrichten suedwestumschau external-link-new-window>Südwest Presse
  • <link http: www.stuttgarter-nachrichten.de inhalt.hausaufgaben-der-zeitaufwand-ist-nicht-entscheidend.68e15990-54ea-4a37-a4fa-dc7cd66901ed.html external-link-new-window>Stuttgarter Nachrichten
  • <link http: www.stuttgarter-zeitung.de inhalt.hausaufgaben-der-zeitaufwand-ist-nicht-entscheidend.68e15990-54ea-4a37-a4fa-dc7cd66901ed.html external-link-new-window>Stuttgarter Zeitung
  • <link http: www.schwaebische.de region external-link-new-window>Schwäbische Zeitung

Originalpublikation:

Flunger, B., Trautwein, U., Nagengast, B., Lüdtke, O., Niggli, A., & Schnyder, I. (2015). The Janus-faced nature of time spent on homework: Using latent profile analyses to predict academic achievement over a school year. Learning and Instruction, 39, 97-106. doi:10.1016/j.learninstruc.2015.05.008

Back