Am nächsten Morgen begann das Exkursionsprogramm in der Ständigen Landesvertretung des Landes Baden-Württemberg. Nach einem herzlichen Empfang, führte der Leiter der Vertretung, Florian Hasel, die Gruppe in die Entstehungsgeschichte der Landesvertretung ein und hob ihre Relevanz für die europäische Rechtsetzung und ihren bedeutsamen politischen Einfluss hervor. Den Studierenden wurde aufgezeigt, welchen erheblichen Beitrag das Land Baden-Württemberg trotz Einbindung in das föderale System der Bundesrepublik Deutschland in der Diskussion über die Gestaltung europapolitischer Vorhaben leistet und wie es gebietsspezifischen Bedürfnissen auf europäischer Ebene Geltung verschafft. Der Vortrag mündete in eine rege Diskussion über die aktuelle Entwicklung der Automobilbranche hin zum Elektro-Auto und den Einfluss der EU hierauf.
Im Anschluss referierte Frau Olivia Manelli, Mitarbeiterin bei Digital Europe, über die Aufgaben des Digital Europe Office in Brüssel und den Stand europäischer Technologien und ihrer Regulierungen. Ein Thema, das in Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit und rasanten KI-Entwicklungen den Nerv der Zeit trifft.
Nach einer Führung im Haus der Europäischen Geschichte schloss der fachliche Teil des Exkursionsprogramm mit einem Besuch bei der internationalen Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell. Die räumliche Nähe zur kartellbehördlichen EU-Kommission machen das europäische Wettbewerbsrecht in den Räumlichkeiten der Kanzlei zu einer greifbaren und gelebten Materie. Die Rechtsberatung in Brüssel stellt die anwaltliche Arbeit vor viele Herausforderungen, insbesondere treffen unterschiedliche Rechtskulturen und Sprachen aufeinander. In einer persönlichen Runde konnten sich die Teilnehmenden des Zertifikatsstudiums mit Anwälten der Kanzlei austauschen. Es zeigte sich, dass es nicht „den“ typischen Werdegang für Juristen gibt, der nach Brüssel führt. Entscheidend sind Neugier und die Bereitschaft, sich auf die dynamische Welt im Herzen Europas einzulassen.
Am Morgen vor der Abfahrt führte Henrik Nolte, der einige Zeit familiär in Brüssel verbracht hatte und daher unser „Guide“ war, die Teilnehmergruppe durch die Innenstadt und zeigte den Studierenden den Justizpalast, die Notre Dame du Sablon, und nicht zuletzt den Grand Place sowie die Galleries Saint-Hubert.
Die gemeinsamen Tage in Brüssel haben die Zertifikatstudierenden zusammengebracht, ihren Bezug zu Europa gestärkt und einen Einblick in die Problemkreise gegeben, die die EU in rechtlicher, wirtschaftlicher und ethischer Dimension derzeit beschäftigen. Darüber hinaus hat die Exkursion den Teilnehmenden das Leben und die Kultur in Brüssel nähergebracht. Insoweit ging erneut eine Brüssel-Exkursion im Rahmen des Zertifikatsstudiums mit Erfolg zu Ende, die das Ziel erreichte, die Inhalte von Recht-Ethik-Wirtschaft „greifbar“ zu machen. Die Fahrt nach Brüssel wurde wieder ermöglicht durch die großzügige Förderung der Walter Sigle Stiftung. Henrik Nolte, Maria Spinnler und Teresa Schmid gebührt Dank für die Organisation und Betreuung der Exkursion.
Text: Teresa Schmid & Stefan Thomas