Schattenseiten des Erfolgs – Probleme im Culture Village
Trotz seiner Bekanntheit als Vorzeigemodell für urbane Regeneration bleibt der Erfolg des Gamcheon Culture Village aus Sicht vieler Bewohner*innen ambivalent. Laut einer Umfrage waren 64,5 % der Anwohnenden nicht stolz auf das heutige Gamcheon, 66 % sahen keine Verbesserung der Beschäftigungssituation, und über die Hälfte bemerkte keinen wirtschaftlichen Gewinn durch den Tourismus (Yoon, 2015).
Die größte Belastung stellt die Vermischung von Wohnraum und Tourismus dar: fehlende Privatsphäre, Lärm, Verkehrsprobleme und Umweltbelastungen beeinträchtigen den Alltag. Touristen fotografieren oft ungefragt, die Infrastruktur ist überlastet (Kim et al., 2017, S.125-129).
Analyse über die Kulturzwiebel: Ästhetisierung und Tiefenschichten in Gamcheon
Das Gamcheon Culture Village lässt sich hervorragend mit dem Modell der Kulturzwiebel analysieren, das Kultur in verschiedene Schichten unterteilt – von sichtbaren Symbolen bis hin zu unsichtbaren Werten und Grundannahmen. Die touristische Vermarktung konzentriert sich dabei vor allem auf die äußeren Schichten, also auf Symbole, Rituale und sichtbare Praktiken.
Beispielsweise zählen die bunten Hausfassaden, Figuren wie der Kleine Prinz oder das Dorfpanorama selbst zu den sichtbaren Symbolen, die in Fotospots, Souvenirs oder Cafés gezielt in Szene gesetzt werden. Rituale wie das Posieren an Aussichtspunkten, das Fotografieren neben dem Kleinen Prinzen oder der Besuch thematischer Galerien und Rooftop-Cafés werden als feste Bestandteile des touristischen Erlebnisses etabliert.
Während die oberflächlichen Aspekte der Kultur stark ästhetisiert und leicht zugänglich sind, geraten tiefere Werte wie Gemeinschaftssinn, partizipative Stadtentwicklung oder kreative Selbstermächtigung oft in den Hintergrund. Diese Werte waren ursprünglich zentral für die Transformation des einstigen Armenviertels durch Kunstprojekte und Bürgerengagement. Heute dienen sie meist nur noch als narrative Rahmung oder werden ganz von der dominierenden Bildsprache überlagert.
Literaturverzeichnis
Choi, Y. J., & McNeely, C. L. (2018). A reinvented community: the case of Gamcheon culture village. Sociological Spectrum, 38(2), 86-102.
Dixit, S. K. (Ed.). (2020). Tourism in Asian cities. Routledge.
Kang, I. H., Kim, S. H., & Choei, N. Y. (2017, September). A comparative study on the making of tourist attraction foothill villages: The cases of Gamcheon culture village in Busan, Korea vs. Kitano Ijinkan in Kobe, Japan. In Proceedings of the 2017 International Conference of Asian-Pacific Planning Societies.
Kim, N., Hong, S., & Lee, S. (2017). Measure of Design Thinking-based Regional Innovation: Focusing on Gamcheon Culture Village. Advanced Science and Technology Letters,(AST 2017), 143, 125-129.