Institute of Art History

Dr. des. Mechthild Auerbach

Freundinnenporträts. Porträts als Bestandteile der Freundschaftspraxis von Frauen des französischen Hofes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts

Gegenstand meiner Dissertation sind Porträts, die von Frauen des französischen Hofes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an ihre Freundinnen als Bestandteile einer Freundschaftspraxis verschenkt wurden. Es handelt sich hierbei um eine in der Forschung bislang weitgehend vernachlässigte Thematik. Der zeitliche Schwerpunkt liegt auf der Regierungszeit Ludwigs XVI., d.h. auf den zwei Jahrzehnten zwischen 1770 und 1789. Die Wahl meines Untersuchungszeitraums ergibt sich daraus, dass mit dem Regierungsantritt Ludwigs XVI. eine strukturelle Veränderung von Öffentlichkeit einsetzte und dabei eine Privatsphäre am Hof entstand, die auch die Beziehungen zwischen einzelnen Personen intensivierte. Gleichzeitig ist Freundschaft in dieser Zeit ein viel, aber auch äußerst heterogen diskutiertes Phänomen. Man bemühte sich zwar in Sprache und Bild um Differenzierungen wie sie noch einige Jahrzehnte zuvor undenkbar waren, vermied jedoch klare Grenzziehungen. Die Untersuchung beschäftigt sich also mit dem Ausbau von Netzwerken unter Frauen innerhalb des höfischen Machtgefüges zu einer Zeit, in der sich die modernen Geschlechterpolaritäten konturierten. Diese Polarisierung tangiert auch den Freundschaftsdiskurs dieser Zeit.

Ich widme mich in meiner Arbeit sowohl Gruppen- und Einzelporträts als auch großformatigen Bildnissen und Miniaturporträts, denen im 18. Jahrhundert in der Ökonomie der Emotionen eine wichtige Rolle zukam. Untersucht werden diese Porträts, die durch Inschriften und/oder Angaben zur Provenienz als Freundinnenporträts ausgewiesen sind, hinsichtlich der Freundschaftskonzeptionen, in die sie eingebunden waren, sowie in Bezug auf ihren Gebrauch, ihre Materialität, die diese Porträts in ihrer medialen Eigenart als Freundinnenporträts qualifizierten und einer bestimmten Rezeption entgegen arbeiteten und schließlich in Hinblick auf ihr Eingebundensein in bestimmte Machtkonstellationen.

Kontakt: mechthild.auerbach[at]gmx.de