Institute of Prehistory, Early History and Medieval Archaeology

Foeni-gaz (rumänisches Banat)

Ansprechpartner: R. Krauß
Im August 2009 wurden von der Universität Tübingen in Kooperation mit dem Museum des Banats in Timişoara bei der Ortschaft Foeni großflächige Geländeprospektionen durchgeführt. Die Arbeiten dienten zunächst der Erforschung der frühneolithischen Besiedlung im rumänischen Banat. Aus der unmittelbar an Serbien grenzenden Gemarkung des Ortes sind bislang acht prähistorische Fundplätze bekannt (Luca 2006, 111-113), von denen einige von überregionaler Bedeutung sind. Auf der Grundlage der Funde aus Foeni-Cimitirul Ortodox etwa wurde von Draşovean (1994; 2004; 2006) die spätneolithische Foeni-Gruppe, als Banater Variante der Petreşti-Kultur, bestimmt. Systematisch gegraben wurde von 1992-94 auch die frühneolithische Siedlung Foeni-Sălaş (Greenfield/Draşovean 1994; Draşovean 2007). Auf dem rumänischen Gebiet war das spätbronzezeitliche Gräberfeld bei der südlich angrenzenden Ortschaft Cruceni namensgebend für die Cruceni-Belegiš-Kultur (Luca 2006, 82-83).

Unsere Untersuchungen konzentrierten sich auf das Umfeld einer Erdgasstation, in Luftlinie 2,2km nordwestlich des westlichen Ortsausgangs von Foeni gelegen. Beim Bau der ersten Förderanlagen, noch in sozialistischer Zeit, wurden offenbar keine archäologischen Funde bemerkt, denn erst 1996 berichtete Benea über dakische Funde aus Foeni-Gaz (nach Luca 2006, 112). Erst im Zusammenhang mit den Grabungen auf Foeni-Sălaş wurden Funde registriert, die auf eine frühneolithische Siedlung im Umfeld der Förderanlagen hindeuteten. Unmittelbar östlich und westlich der Pumpstation legte Dan Ciobotaru später zwei Sondageschnitte an (El Susi 2001; Spataro 2003). Etwa 20m nördlich und 150m westlich der Erdgasstation befinden sich weiterhin zwei Tumuli bislang unbekannter Zeitstellung.

Zur genaueren Eingrenzung des frühneolithischen Siedlungsareals wurden in unserem Auftrag von der Firma Eastern Atlas zunächst zwei größere Flächen nördlich und östlich der Erdgasstation geomagnetisch prospektiert.

Geomagnetik und Rastersurvey

Deutlich in der geomagnetischen Kartierung des östlichen Bereiches zu erkennen sind im unteren Bildausschnitt zwei exakt in Ost-West-Richtung verlaufende Pipelines. Zusätzlich Erschwert wurden die geomagnetischen Messungen durch zahlreichen im Boden liegenden Metallschrott, der sich entlang des Weges und bei Annäherung an die Industrieanlagen zunehmend verdichtete. Die besonders im Bereich der unterirdischen Gasleitungen zahlreich auf der Oberfläche anzutreffenden Funde ließen allerdings vermuten, daß der dafür ausgehobene Graben die prähistorische Siedlung unmittelbar geschnitten hat. Um eine sich eventuell entlang der Trasse abzeichnende Siedlungsgrenze zu erfassen, wurde dieser Bereich auf einer Fläche von 3650m2 im Quadrantenraster von 5x5m systematisch nach Oberflächenfunden abgesucht. Dabei traten neben frühneolithischen Scherben (Starčevo-Criş) auch Materialien der späten Kupferzeit (Baden), der Früh- (Mako) und Spätbronzezeit (Cruceni-Belegiş) sowie der jüngeren Eisenzeit und des Mittelalters auf.

Grabungen im Jahre 2009

Zur punktuellen Klärung der Befundsituation wurde eine 15m² große Sondage am Übergang der vermuteten frühneolithischen Siedlung zu den Arealen mit den jüngeren Oberflächenfunden angelegt. Dabei konnten große Teile eines Hauses der Badener-Kultur freigelegt werden. Die ephemere Erscheinung des Befundes, dessen äußere Umrisse sich beinahe ausschließlich über die Fundstreuung im Inneren erschließen, lassen verstehen, warum Hausgrundrisse dieser Kulturgruppe bis heute weitgehend fehlen. Der Fund von zwei größeren Scherbenkonzentrationen, durchsetzt mit massiven Brocken des Lehmbewurfes der Wände, und der Nachweis einer lehmverputzten Feuerstelle innerhalb des Gesamtbefundes lassen keinen Zweifel an der Bestimmung des Platzes als Wohnstätte. Dem Hausbefund benachbart wurden mit der Sondage mehrere Gruben erfaßt, die ähnliches Fundmaterial erbrachten und offenbar ebenfalls im Zusammenhang mit der Badener Siedlung gesehen werden müssen. In der südöstlichen Ecke der Sondage wurde ein Brunnen angeschnitten, der 5m in das alte Laufniveau eingetieft war. Der letzte halbe Meter davon stand bereits im Grundwasser. Reste einer Stützkonstruktion konnten allerdings nicht nachgewiesen werden. Das Füllsediment des Brunnens war mit zahlreichen frühbronzezeitlichen Funden durchsetzt, darunter größere Fragmente von Keramikgefäßen, sehr viel Holzkohle und Tierknochen sowie einer Knochennadel. Unter den Keramikfunden sind einige Fußschalen mit charakteristischer Ritzverzierung auf der Innenseite, die sich der Makó-Kultur zuweisen lassen.

Das Füllmaterial des Brunnens läßt vermuten, daß der Schacht zu einem Zeitpunkt verfüllt wurde, als das Baden-zeitliche Haus längst nicht mehr bestanden haben dürfte. Eine Gleichzeitigkeit des Hauses und der Nutzungszeit des Brunnens erscheint damit ausgeschlossen. Während sich im Hausbefund einige Scherben benennen lassen, die mit den frühbronzezeitlichen aus dem Brunnenschacht verbunden werden können, so finden sich im Verfüllmaterial des Brunnens jedoch keine Scherben, die sicher als spätbaden-zeitlich angesprochen werden können. Der Fund von frühbronzezeitlichen Scherben innerhalb der Strukturen des Hauses gibt einen Hinweis auf die Störung dieses Befundes bereits in der Frühbronzezeit.

Radiokarbondatierung

Zur Klärung der Zeitstellung der spätbadener und frühbronzezeitlichen Befunde wurden aus stratigraphisch relevanten Features 14 Tierknochenproben zur 14C-Datierung entnommen. Erste Ergebnisse von den Messungen in den Labors Mannheim und Heidelberg durch Bernhard Kromer liegen vor. Weitere Proben wurden zur Referenz nach Poznan gegeben. Vor dem Versenden der Proben wurden die Tierknochen von Hannes Napierala in Tübingen bestimmt. Erwartet werden Ergebnisse zum Ende der Badener Kultur im Banat und zum Beginn der Frühbronzezeit. Die Publikation der Grabungsergebnisse ist in Vorbereitung.

Literatur: