LUI/TVV-Newsletter 74 – Oktober 2018
Nach einem langen sonnigen Sommer sind LUI und Studierende nun im Wintersemester angekommen. Das Semester hat begonnen und LUI mit TVV informieren über die aktuellen Veranstaltungen und Begebenheiten rund um das Institut.
Zu allen Veranstaltungen sind Sie herzlich eingeladen
I. INSTITUTSNEWS
LUI goes Image: Mit dem neuen Video „Dem Alltag auf der Spur“ ist das LUI jetzt auch auf YouTube präsent. Kurzweilig und mit Überraschungen garniert kann man dort verfolgen, wie das Institut über Streetart und in Tattostudios forscht, mobile Menschen in einer bewegten Welt untersucht und den Gebrauch von Fahrrädern zum Gegenstand von Seminaren macht. Unbedingt anschauen!
Auch auf der Homepage des LUI ist ‚alles neu‘. Seit dem Relaunch des gesamten Web-Auftritts der Universität Tübingen präsentiert sich das LUI im aktuellen Internetdesign: Fotos, kurze Texte und ein ansprechendes Layout machen die Informationen rund um Institut, Lehre und Forschung noch einmal besser auffindbar – sicher auch für die Bezieher*innen des Newsletter!
Im Ausstellungsraum gibt es ebenfalls wieder Sichtbares: Aktuell logieren dort drei Präsentationen aus den Beständen des LUI-Archivs, die bei der internationalen Summer School „Discomforting Objects“ entstanden sind. Die Summer School fand Mitte September in Kooperation mit der Universität Durham statt. Sie diskutierte, wie in Sammlungen und Ausstellungen mit unbequemen Dingen umzugehen sei. Gefördert wurde sie aus Mitteln der Exzellenzinitiative.
… und natürlich ist das LUI ebenfalls präsent auf dem Buchmarkt: Im November erscheint Thomas Thiemeyers Lehrbuch „Geschichte im Museum. Theorie – Praxis – Berufsfelder“ bei UTB. In kompakter Form orientiert es über Theorie und Geschichte des Museums und die aktuellen Anforderungen der mit ihm verbundenen Berufsfelder. Es wird außerdem gezeigt, wie Museen heute arbeiten und welcher Techniken und Strategien sie sich bedienen, um Geschichte erfahrbar zu machen.
Räumlich hat sich das LUI nach Lustnau ausgedehnt. Nach dem Brand in der Biesinger Straße zunächst in der Alten Augenklinik untergekommen, logieren die „Tübinger Arbeitsstelle Sprache in Südwestdeutschland (Arno-Ruoff-Archiv)“ und die forschenden wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen seit September im „Himmelreich“ im dortigen Berghof – ein ‚Bergstüble‘ inbegriffen. Die LUI-Dependance im Himmelreich ist gut mit dem Bus Linie 7 Richtung Pfrondorf, Haltestelle Eichhaldenstraße zu erreichen.
Institutionell reicht die Ausdehnung des LUI aber nun schon bis Stuttgart. Karin Bürkert und Thomas Thiemeyer begleiten den Kulturpolitischen Dialog des Landes Baden-Württemberg als Expert*innen zum Thema „Kunst und Kultur in ländlichen Räumen“. Kunstministerin Theresia Bauer und Kunststaatssekretärin Petra Olschowski haben einen umfangreichen, partizipativen Dialog zur „Kulturpolitik der Zukunft“ gestartet.
Dazu passend gibt’s was für die Ohren: Die Tonbandaufnahmen des Arno-Ruoff-Archivs (Tübinger Arbeitsstelle Sprache in Südwestdeutschland) bieten hörbar spannende O-Töne zum kulturellen Wandel des Ländlichen Raumes in Baden-Württemberg aus den 1950er und 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ausschnitte aus den gesammelten Interviews werden aktuell in einem Projekt (Reinhard Johler, Mirjam Nast) zum Hörbuch aufbereitet. Es macht über die Themen "Leben und Arbeiten", "Freizeit und Infrastruktur" und "Medizinische Versorgung" die tiefgreifenden kulturellen Veränderungen des Ländlichen Raumes direkt hörbar. Ein wichtiger Bestandteil einer „Oral History“ Baden-Württembergs, der, mit erläuterndem Sachtext versehen, einer breiten Öffentlichkeit Erzählungen zur Modernisierung des Lebens und Arbeitens auf dem Land anschaulich vermitteln wird. Gefördert wird das Projekt über das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Laufzeit bis Ende 2019.
Im Januar 2019 wird Monique Scheer mit Kolleg*innen die „Secular Bodies, Affects and Emotions“ im Londoner Bloomsbury Verlag herausbringen. Der Sammelband diskutiert anhand von empirischen Studien die Existenz des „säkularen Körpers“ und lotet Möglichkeiten einer Anthropologie des Säkularen aus.
Die Reihe "Schloss Conversations", moderiert von Monique Scheer und Pamela Klassen (U Toronto), wird ebenfalls im Januar mit einem Gespräch zwischen Archäologie, kulturwissenschaftlicher Religionsforschung und Gender Studies fortgesetzt. Die Archäologin Silvia Tomášková (University of North Carolina at Chapel Hill) und Nicholas Conard (Uni Tübingen) diskutieren dort über die Repräsentation des Prähistorischen auf der Schwäbischen Alb. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt, der Anneliese-Maier-Forschungspreis von Prof. Klassen bietet den Rahmen.
Das Institutskolloquium widmet sich im Wintersemester der „Material History“. In der Ausschreibung heißt es dazu: Archivalien werden im Museum häufig als „Flachware“ kategorisiert. Sie gelten zwar auch als Zeitzeugen, jedoch wird ihnen nicht dieselbe „Anmutungsqualität“ zugeschrieben wie den Sachquellen. Aber sind Archivalien eigentlich immer flach? Die historische Ethnografie hat sich in den vergangenen Jahren dem Aussagewert der Materialität von Archiv- und Sachgut geöffnet. Hier wurden Lesarten entwickelt, die über die verschiedenen Ebenen des „Vorfindlichen“ (Inhalt, Materialität und Form) einen Zugang zu historischen Akteuren und deren Praktiken ermöglichen.
Die Vernissage des Studienprojekts gibt es diesmal gleich im Doppelpack: Als Kooperation des LUI (Leitung Karin Bürkert) und des Instituts für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie in Freiburg (Leitung Matthias Möller) werden im Februar zwei Ausstellungen eröffnet: „Arbeit ist Arbeit ist Arbeit ist… gesammelt, bewahrt und neu betrachtet“ heißt es am 14. Februar im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch und am 16. Februar in der Galerie des Weinguts Dilger in Freiburg, jeweils ab 18 Uhr. 25 Studierende untersuchten volkskundliche Sammlungsbestände der Landesmuseen in Baden und Württemberg, aus dem LUI sowie dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik in Freiburg. Sie fragten sich, was und wie zum Thema „Arbeit“ in den letzten 150 Jahren gesammelt wurde und präsentieren ausgewählte Bestände unter neuen Fragestellungen. Finanziell unterstützt wird das Projekt unter anderem durch die Landesinitiative „Kleine Fächer“ des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Mehr auf Instagram #schaffemusch und bald unter http://www.alltagskultur.info/
Die am LUI seit vielen Jahren etablierte AG Jüdische Studien bietet im Februar einen spannenden Vortrag von Ella Detscher zur Rolle junger Menschen in der historisch-politischen Bildung zum Nationalsozialismus an.
Die genauen Termine finden Sie unten im Veranstaltungskalender sowie auf unserer Homepage. Zum Besuch sind Sie herzlich eingeladen!
II. PERSONALIA
Vollkommen unerwartet ist am 21. Mai Dr. Thomas Fliege verstorben. Er hat von 1984 bis 1991 in Tübingen EKW und Politikwissenschaft studiert und 1990 seine Magisterarbeit abgegeben zum Thema „Vom Notwendigkeitsgeschmack zur Bildungsbeflissenheit? Eine empirische Untersuchung zu Wohn- und Geschmacksstrukturen junger Facharbeiter/innen“. 1997 wurde er mit einer beim Campus-Verlag erschienenen Dissertation über “Bauernfamilien zwischen Tradition und Moderne. Eine Ethnographie bäuerlicher Lebensstile“ promoviert. Von 2002 bis 2004 arbeitete er über populare Religiosität im Krieg im Rahmen des SFB 437 „Kriegserfahrungen“ und veröffentlichte dort zur Verehrung des hl. Michael im Krieg.
Danach wechselte Thomas Fliege zur Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Er war dort zunächst als Forschungsreferent im Institut für Angewandte Forschung (IAF) mit einer ganzen Reihe von Verbundprojekten erfolgreich und wirkte anschließend als vielgefragte Lehrkraft für besondere Aufgaben. Seine Liebe galt mit Sicherheit aber weiterhin auch der EKW. Denn die Studierenden des LUI konnten seit den 1990er Jahren immer wieder von seiner engagierten Lehre profitieren und stark nachgefragte Seminare zu qualitativen biographischen Methoden, zu Rechtsextremismus, zu populärer Musik, zu Jugendkulturen oder Liebe im Alltag besuchen.
Thomas Fliege geht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des LUI, aber ebenso den Studierenden sehr ab. Wir hatten noch viele Pläne miteinander und gedenken seiner mit Wertschätzung und Wehmut.
Priv.Doz. Dr. Lioba Keller-Drescher hat einen Ruf an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster erhalten. Sie wird voraussichtlich im Februar die Professur für Europäische Ethnologie mit Schwerpunkt Museum und materielle Kultur am Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie antreten. Herzlichen Glückwunsch!
III. NACHRICHTEN DER TVV
Die TVV lädt alle Studierenden und Mitglieder herzlich zum TVV-Besuch bei Maria Veronika Romeu ein. Die Sammlung Domnick in Nürtingen – ein Wohnhaus als Kunstobjekt – ist diesmal unser Ziel.
Mit dem TVV-Besuch wollen wir Studierenden und Absolvent*innen die Möglichkeit geben, hinter die Kulissen besonderer Arbeitsplätze im Kulturbereich zu schauen und dabei miteinander ins Gespräch zu kommen.
Zeit: Mittwoch, 28. November, 17 Uhr, um Voranmeldung bei Frau Kroboth wird bis zum 23.11. gebeten
Ort. Sammlung Domnick, Oberensinger Höhe 4, 72622 Nürtingen
Außerdem lädt die TVV alle Mitglieder ein, die Vernissage des Master-Studienprojekts „Arbeit ist Arbeit ist Arbeit ist… gesammelt, bewahrt und neu betrachtet“ am 14. Februar, 18 Uhr im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch zu besuchen.
Ein Bus wird gemietet. Für TVV-Mitglieder ist die Fahrt frei. Bitte ebenfalls anmelden bei: gabriele.krobothspam prevention@uni-tuebingen.de
Die TVV lebt als Verlag und Alumniverein von ihren Mitgliedern. Für Studierende gibt es die Mitgliedschaft schon für 25 € pro Jahr – dafür gibt es die Neuerscheinungen der Reihe „Untersuchungen“ kostenlos ins Haus oder wahlweise eine Jahresgabe – sowie die Möglichkeit, die Sonderveranstaltungen zu besuchen. Falls noch nicht geschehen, können Sie hier Mitglied werden. Es lohnt sich!
IV. PUBLIKATIONEN DER TVV
Sophia Booz: Der Reißwolf. Aktenvernichtung als destruktiver, ordnender und produktiver Umgang mit Daten (1965 – 2015) (= Untersuchungen, Bd. 122)
Die historisch und ethnografisch angelegte Studie von Sophia Booz beleuchtet den Wandel im Umgang mit Daten, wie er sich seit den 1960er-Jahren vollzieht. Sie nimmt das Vernichten von Akten als zerstörerischen, ordnenden und produktiven Akt in den Blick und zeigt, wie Daten ein eigenes Potenzial zugeschrieben wird, das sie entweder zu schützenswerten Gütern oder Bedrohungen macht. Dem Reißwolf als Gerät, das Papier in kleine Partikel zerkleinert, werden dabei unterschiedliche Rollen als Hüter der Privatsphäre, als Vertuscher oder als Erlöser von Vergangenem zugeschrieben.
Preis: 20,00 € (TVV-Mitglieder: 13,00 €) Bestellung hier
Thomas Thiemeyer/Jackie Feldman/Tanja Seider (Hg.): Erinnerungspraxis zwischen gestern und morgen. Wie wir uns heute an NS-Zeit und Shoah erinnern. Ein deutsch-israelisches Studienprojekt
Wie verändert sich das Erinnern an den Nationalsozialismus und die Shoah aktuell? Studierende des Ludwig-Uhland-Instituts und aus dem Rabb Centre for Holocaust Studies der Ben Gurion University of the Negev sind dieser Frage gemeinsam in Deutschland und Israel nachgegangen. In zwölf Aufsätzen analysieren sie wichtige Fragen der (regionalen) Erinnerungskultur: Welche neuen Umgangsweisen haben sich etabliert durch multimediale Angebote wie die App zu Erinnerungsorten in Reutlingen oder durch neue didaktische Konzepte wie die Tübinger Jugendguides? Was hat es mit den privaten Gedenkzeremonien in israelischen Wohnzimmern auf sich? Welche Funktion haben Gästebücher für das emotionale Erleben von Gedenkstätten? Und wie verändern die Sozialen Medien unseren Blick auf die Orte der NS-Verbrechen?
Preis: 14,50 € (TVV-Mitglieder: 9,43 €) Bestellung hier
V. LUI- und TVV-TERMINKALENDER
Donnerstag, 08. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Lioba Keller-Drescher (Tübingen): Material und Ereignis – Anmerkungen zu historisch-ethnografischem Forschen in archivischen Zusammenhängen
Ort: LUI, Ausstellungsraum
Donnerstag, 15. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Brigitte Heck (Karlsruhe) und Elisabeth Haug (Staufen): Alles andere als platt! Die historische Tiefe von Fotografie und Grafik in der kulturwissenschaftlichen Praxis
Ort: LUI, Ausstellungsraum
Donnerstag, 2. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Felix Linzner (Würzburg): Adjb, G 6: Ein Einblick in Jugendbewegung, Archiv- und Objektgeschichte anhand eines besonderen Bestandes
Ort: LUI, Ausstellungsraum
Mittwoch, 28. November, 17 Uhr
TVV-Besuch bei Maria Veronika Romeu: Die Sammlung Domnick in Nürtingen – ein Wohnhaus als Kunstobjekt
Ort. Sammlung Domnick, Oberensinger Höhe 4, 72622 Nürtingen
Donnerstag, 29. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Andreas Ludwig (Potsdam): Das museale Dingarchiv: Schichtungen von Sammlung und Interpretation
Ort: LUI, Ausstellungsraum
Donnerstag, 13. Dezember, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Gudrun M. König (Dortmund): Der Archivist. Dokumentenanalyse einer Sammlung
Ort: LUI, Ausstellungsraum
Donnerstag, 10. Januar 2019, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Sabine Zinn-Thomas (Stuttgart): Doing Württemberg: Vom „Volkstum“ zum Kulturerbe. Die Sammlungen der Landesstelle für Volkskunde in Stuttgart
Ort: LUI, Ausstellungsraum
Montag, 28. Januar, 18 Uhr
Gespräch im Rahmen der Reihe "Schloss Conversations" – Silvia Tomášková (Archäologie, Chapel Hill) und Nicholas Conard (Archäologie, Tübingen): Über die Repräsentation des Prähistorischen auf der Schwäbischen Alb, Moderation Monique Scheer und Pamela Klassen
Ort: Schloss Hohentübingen, Fürstenzimmer
Donnerstag, 31. Januar, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Christiane Holm (Halle): Goethes „litterarisches Archiv“. Überlegungen zur Möblierung des Archivwesens um 1800
Ort: LUI, Ausstellungsraum
Dienstag, 5. Februar, 18 Uhr (s.t.)
Vortrag im Rahmen der AG Jüdische Studien – Ella Detscher (Tübingen): Junge Menschen in der historisch-politischen Bildung zum Nationalsozialismus
Ort: LUI Seminarraum im Gewölbe
Donnerstag, 7. Februar, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums – Knut Holtsträter (Freiburg) / Mirjam Nast (Tübingen): Materialität des Auditiven? Historische Tonträger und ihre Abspielgeräte in Forschung und Lehre / Vom Interview zum Hörbuch: Archivieren und Veröffentlichen gesprochener Sprache
Ort: LUI, Ausstellungsraum
Donnerstag, 14. Februar. Juli 2018, 18 Uhr (Beginn in Waldenbuch)
Vernissage des Master-Studienprojekts (Leitung Karin Bürkert) im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch: „ Arbeit ist Arbeit ist Arbeit ist… gesammelt, bewahrt und neu betrachtet“ in Waldenbuch
Ort: Museum für Alltagskultur, Schloss Waldenbuch, Kirchgasse 3