Uni-Tübingen

A5: Fülle, Redundanz, Überfluss: Verfahren der Steigerung in der Epideiktik der Frühen Neuzeit

In seiner zweiten Phase erweitert sich der Gegenstand des Teilprojekts A5 hin zur Untersuchung sprachlicher Verfahren hyperbolischer Steigerung und Intensivierung in italienischen und deutschen epideiktischen Texten der Frühen Neuzeit mit dem Ziel, die Ähnlichkeit, Spezifizität, Tradiertheit sowie innovative Schöpfung amplifikatorischer Verfahren vor dem Hintergrund ihres Kontextes herauszuarbeiten.

Die Sprach- und Kulturräume Deutschland und Italien werden einerseits in komparatistischer, andererseits in transdisziplinärer Kombination von Rhetorik und Linguistik untersucht. Schlüsselbegriffe wie die amplificatio (Steigerung/Intensivierung) oder die argutia (Scharfsinn), die aus der klassischen Rhetorik stammen und als ästhetische Reflexionsfiguren aufgefasst werden, sollen mit Hilfe linguistischer und rhetorisch-literaturwissenschaftlicher Zugänge erstmals systematisiert und für die Analyse verschiedener Textsorten aus der Zeit fruchtbar gemacht werden.

Das Teilprojekt A5 gehört den Querschnittsbereichen Kanonisierung und Revision sowie Wiederverwendung und Kreativität an.


Team

Projektleitung:

2. Förderphase:
Prof. Dr. Sarah Dessì Schmid
Prof. Dr. Dietmar Till

1. Förderphase:
Prof. Dr. Dietmar Till

 
 

 

Projektmitarbeitende:

2. Förderphase:
Katharina Fezer
Dr. Frank Schuhmacher

1. Förderphase:
Katharina Geißler

Hilfskräfte:

Alexandro Mantzaridis
Carolin Volz
Kira Zetzmann


Aktivitäten

Veranstaltungen

2022

Vortrag: Till, D.: Eloquence in 18th-Century Germany: The Role of the ‚German Societies‘, Tagung der International Society for the History of Rhetoric, Nijmegen, Niederlande, 04.08.2022.

Gastvortrag: Prof. Dr. Marian Füssel (Georg-August Universität Göttingen): Untertänigste akademische Glückwünsche: Universitätszeremoniell, Herrscherlob und Hochstapelei im 18. Jahrhundert, Institutskolloquium, Universität Tübingen, 26.07.2022.

Vortrag: Till, D.: Christian Friedrich Daniel Schubart. Panegyrik ohne Gelegenheit, Workshop „Aspekte der Gelegenheitsliteratur. Kontinuitäten und Wandel im 18. und 19. Jahrhundert“, Universität Tübingen, 15.07.2022.

Workshop: Aspekte der Gelegenheitsliteratur. Kontinuitäten und Wandel im 18. und 19. Jahrhundert, Universität Tübingen, 15.07.2022.

Vortrag: Till, D.: Enlightenment Societies as Institutions of Practical Oratory in 18th-Century Germany, Vortragsreihe Centre for Oratory and Rhetoric, Queen Mary University of London, 31.03.2022. (digital)

Vortrag: Geißler, K.: Über die amplifizierende Materialität der Lobrede – Typographische Gegenüberstellung von Herrscherlobreden des frühen und späten 18. Jahrhunderts, Internationale Tagung des Querschnittbereichs „Materialität und Medialität. Aspekte einer anderen Ästhetik”, Universität Tübingen, Alte Aula, 02.–04.03.2022. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich im Flyer.

 

2021

Gastvortrag: Dr. Maximilian Bach (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Panegyrische Gelegenheitsdichtung im 18. und 19. Jahrhundert, Institutskolloquium Rhetorik, Universität Tübingen, 30.11.2021. (digital)

Präsentation: Geißler, K.: Vorstellung Kapitel 3 aus der Dissertationsarbeit, Doktorandenkolloquium von Prof. Dr. Dietmar Till, Universität Tübingen, 19.11.2021.

Vortrag: Till, D.: Jenseits der Persuasion. Antipersuasive Rhetorikkonzepte im 19. und 20. Jahrhundert, Tagung „Rhetoriken. Interdisziplinäre und interkulturelle Zugänge“ des SFB 1385 Recht und Literatur, Universität Münster, 05.11.2021.

Präsentation: Geißler, K.: Zeremoniell und Inszenierung, Querschnittbereichstreffen Materialität & Medialität des SFB 1391 Andere Ästhetik, Universität Tübingen, 25.01.2021. (digital) 

 

2020 

Präsentation: Geißler, K.: „Er allein war’s, der König!“ Lobreden auf sächsische und preußische Herrscher zur Feier von Leben und Tod. Über die Pragmaästhetik der Epideixis des 18. Jahrhunderts, Projektvorstellung des Dissertationsprojekts, Universität Tübingen, 23.11.2020. (digital) 

Präsentation: Geißler, K.: „Er allein war’s, der König!“ Lobreden auf sächsische und preußische Herrscher zur Feier von Leben und Tod; Über die Pragmaästhetik der Epideixis des 18. Jahrhunderts, Vorstellung des Dissertationsprojektes, Doktorandenkolloquium von Prof. Dr. Dietmar Till, Universität Tübingen, 03.07.2020. (digital) 

Präsentation: Till, D. / Geißler, K.: Projektbericht A5, 2. Retreat des SFB 1391 Andere Ästhetik, Heiligkreuztal, 21.02.2020. 

Publikationen

2023

Geißler, K.: Über das Verschwinden einer amplifizierenden Materialität: Die Ästhetik frühneuzeitlicher Typographie am Beispiel preußischer Herrscherlobreden des frühen und späten 18. Jahrhunderts, in: Jan Stellmann / Daniela Wagner (Hgg.): Materialität und Medialität. Aspekte einer anderen Ästhetik in der Vormoderne, Berlin / Boston 2023 (Andere Ästhetik. Koordinaten 5), S. 83–116.

Till, D.: Herrscherlob (Panekyrik), in: Nina Janich / Stefen Pappert / Kersten Sven Roth (Hgg.): Handbuch Werberhetorik, Berlin / Boston 2023 (Handbücher Rhetorik 12), S. 415–438. 

 

2022 

Till, D.: The Reception and Transformation of Rhetoric in Germany during the 18th century, in: Michael Edwards / Sophia Papaioannou / Andreas Serafim (Hgg.): Brill’s Companion to the Reception of Ancient Rhetoric, Leiden / Boston 2022 (Brill’s Companions to Classical Reception 23), S. 52–74.

 

2020 

Till, D.: Nach der Topik. Zur Lehre von der Inventio im 18. Jahrhundert, in: Michael Pietsch / Markus Mülke (Hgg.): Pithanologie. Exemplarische Studien zum Überzeugenden, Berlin / Boston 2020 (Rhetorik-Forschungen 23), S. 269–284. 

 

2018 

Till, D.: Poetik in der frühen Neuzeit (Italien – Frankreich – Deutschland), in: Ralf Simon (Hg.): Poetik und Poetizität, Berlin / New York 2018 (Grundthemen der Literaturwissenschaft), S. 104–125. 

Till, D.: Rhetorik, in: Joachim Jacob / Johannes Süßmann (Hgg.): Der Neue Pauly 13. Supplemente. Das 18. Jahrhundert. Lexikon zur Antikenrezeption in Aufklärung und Klassizismus, Stuttgart 2018, Sp. 799–811. 

Lehre

WiSe 22/23

Schuhmacher, F.: Rhetorik, Kunst, Ästhetik (Hauptseminar, Mi 14–16).

 

SoSe 2022

Schuhmacher, F. / Till, D.: Manierismus – Ästhetiken des Luxus in Literatur und Kunst der Frühen Neuzeit (Hauptseminar, Do 10–12 Uhr).

Till, D.: Epideiktik im 20. und 21. Jahrhundert (Haupt- und Oberseminar, Mi 18–20).


1. Förderphase

Die Pragmaästhetik der frühneuzeitlichen Epideiktik im 18. Jahrhundert

Im Zentrum des Teilprojekts A5 stehen Analysen ausgewählter epideiktischer Reden (Lobreden) des 18. Jahrhunderts aus den Bereichen Hof, Universität und Schule sowie den Deutschen Gesellschaften und anderen Sozietäten. In diesem Zusammenhang wird auch eine Datenbank zur Redegeschichte erarbeitet werden. Ausgangsthese des Projektes ist dabei, dass sich die Gattung angemessen nur auf der Basis des praxeologischen Modells des SFB verstehen lässt, es also auf das Zusammenspiel von sozialer Pragmatik und rhetorischer Ausgestaltung (Verfahren der amplificatio) ankommt. Die praktische Redekultur des 18. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum ist, im Unterschied zur Rhetoriktheorie, bislang fast gar nicht erforscht worden. Die Methodik des SFB ruft hier zu einem Blickwechsel auf, durch den das Projekt Neuland betritt.