Leibniz Kolleg

studium generale - Fächer und Kursangebot

Denken ohne Geländer, das ist es in der Tat, was ich zu tun versuche.

Hannah Arendt

Die Kollegiat*innen wählen aus folgenden Bereichen mindestens je einen Kurs, hierbei aus den wissenschaftlichen Bereichen insgesamt mindestens sechs Kurse:

  • Rechts- und Sozialwissenschaften,
  • Geisteswissenschaften,
  • Naturwissenschaften,
  • Künstlerische Praxis, Musisches, Kreativität, Medien.

Die Sprachkurse sind ein freies Zusatzangebot.

Alle Kurse finden direkt im Leibniz Kolleg in der Brunnenstraße statt. Einzige Ausnahme ist Bildende Kunst, dieser Kurs findet im Atelier des Kunstdozenten statt.

Verbindlich für alle sind die Einführungswochen, die Methodenworkshops in den Geistes- und in den Sozialwissenschaften sowie den Naturwissenschaften, das Wochenende zur einem politischen Thema, das gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung durchgeführt wird, das Vorbereitungsseminar zur Studienreise, das Seminar zur Einführung in die Rhetorik, die thematische Projektwoche  und vom Haus zusätzlich angesetzte Exkursionen sowie die wöchentlichen Vorträge, der wöchentliche Konvent und die Studierendenkonferenz am Ende des Kursjahres.

Rechts- und Sozialwissenschaften

Erziehungswissenschaft

Dozent: Lukas Ahlhaus

Disziplin zwischen Bildung und Erziehung

Die Erziehungswissenschaft sieht sich bis heute mit der Frage nach der eigenen Positionierung innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses konfrontiert. In ihren verschiedenen Ausprägungen finden sich Berührungspunkte mit anderen teils etablierten, teils modernen Disziplinen wie der Philosophie, der Soziologie, der Psychologie oder den Gender Studies.

Die verschiedenen Aspekte der Erziehungswissenschaft sollen im Seminar näher betrachtet werden. Schwerpunkte können hierbei nach Absprache mit dem Kurs auch selbst gewählt werden, sodass das Semesterprogramm aktiv mitgestaltet werden kann.

Die Kernfragen der Erziehungswissenschaft sollen konkret in dem Spannungsfeld zwischen Erziehung, die uns durch andere Personen zuteilwird, und Bildung im Sinne einer Selbstverwirklichung behandelt werden. Wo liegt der Unterschied zwischen Erziehung und Bildung und zu welchen Personen wollen wir mit Hilfe von Erziehung und Bildung überhaupt werden? Wie wirkt sich unsere Erziehung auf unsere Person und wie auf unsere Gesellschaft, besonders hinsichtlich der sozialen Gerechtigkeit aus? Inwieweit prägt uns unsere Erziehung und steht Erziehung dadurch in einem Widerspruch zu Freiheit? Diesen und weiteren Fragen widmen wir uns im Seminar.

Das Seminar findet wöchentlich statt. Hierzu wird für jede Sitzung ein Text mit ausreichend Vorlauf auf Ilias hochgeladen, den aufmerksam zu lesen die einzige Aufgabe und Teilnahmebedingung darstellt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Geschlechterforschung

Dozentin: Dr. Davina Höll

Gender und Diversität in der Popkultur

Um die Kategorien von Gender und Diversität wird in unterschiedlichsten Diskursen – oft kontrovers und teils hochemotional – gerungen. In diesem Seminar werden wir uns dem komplexen Themenfeld um Gender und Diversität in Theorie und Praxis aus einer ganz besonderen Perspektive zuwenden. Am Beispiel von popkulturellen Zeugnissen, wie literarischen Texten, Filmen und Serien, Musik(-Videos) und Social Media Posts wollen wir uns in gemeinsamen Diskussionen kritisch und kreativ mit grundlegenden Begriffen, Themen und Theorien sowie unterschiedlichen Positionen auseinandersetzen und diese reflektieren. Dabei fragen wir nicht nur, wie Gender und Diversität in diesen unterschiedlichen Medien verhandelt werden, sondern auch welchen Beitrag sie zu den aktuellen Debatten leisten.

Beachte: Dieser Kurs findet nur im Sommersemester statt.

Politikwissenschaft

Dozent: Jan Ruck

Corona-Pandemie, aufstrebender Rechtspopulismus, Gaza- und Ukraine-Krieg sowie die fortwährend voranschreitende Klimakrise: Verfolgt man die Nachrichten, kann man den Eindruck gewinnen, dass der „Krisenmodus“ des Regierens zur Normalität geworden ist. In diesen Zeiten ist es umso wichtiger, einen analytischen und wissenschaftlich fundierten Blick auf das politische Geschehen zu haben. Genau diesen Blick kann uns die Politikwissenschaft bieten, deren Grundlagen in diesem Seminar vermittelt werden.

Das erste Semester dient dazu, einen Überblick über das Fach zu gewinnen, indem verschiedene Subdisziplinen, Begriffe, Gegenstände und Fragestellungen der Politikwissenschaft diskutiert werden.

Das Schwerpunktthema für das zweite Semester sind die Verwerfungen in der globalen Ordnung, die wir zurzeit beobachten können. Der Aufstieg Chinas und die aggressive Handelspolitik der zweiten Trump-Administration setzen die Europäische Union wirtschaftlich und politisch zunehmend unter Druck. Gleichzeitig markiert der russische Angriff auf die Ukraine einen Wendepunkt in der europäischen Sicherheitsarchitektur. Wir werden die Entwicklung und Perspektiven der Europäischen Union in dieser neuen globalen (Un-)ordnung aus politikwissenschaftlicher Sicht diskutieren. Dabei fokussieren wir uns auf das Konstrukt der EU als Ganzes sowie auf ausgewählte Politikfelder.

Die Literaturliste wird im Seminar bekanntgegeben.

 

Rechtswissenschaft / Jura

Dozenten: Fabian Buck, Theresa Schneck, Ulrike Schulze

Das Recht ist ein seltsames Ding: einerseits ist es ein Mittel zum Schutz Schwacher vor der Macht der Starken, auf der anderen Seite sollen wir uns auch dann daran halten, wenn mit seiner Unterstützung oder unter seinem Schutz die größten Ungerechtigkeiten verübt werden. Trotz dieser Ambivalenz ist das Recht aus unserer globalisierten Welt nicht mehr wegzudenken. Wer die Tageszeitung aufschlägt, ist ganzseitig mit juristischen Fragen konfrontiert. Wer versorgt das Scheidungskind? Wer bekommt Hartz IV? Wer darf nach Deutschland kommen, wer muss gehen und wird Beate Z. bestraft? Darf die CIA in Afghanistan Terrorverdächtige durch Drohnenschläge töten und ist der Krieg in Syrien erlaubt?

Politische Fragen sind häufig zunächst einmal juristische und so scheint es heute kaum noch ein gesellschaftliches Problem zu geben, das nicht zumindest auch nach der eigenartigen, nicht nur für Laien rätselhaften Logik des Rechts geprägt ist. Aber was steckt hinter dieser speziellen Art und Weise der Behandlung von Konflikten? Wie funktioniert juristisches Denken und was passiert eigentlich genau, wenn Konflikte nach juristischen Verfahren entschieden werden? Was geschieht im Jura-Studium und was kann ich später damit tun? Diesen Fragen werden wir in der Studiengruppe Recht nachgehen.

Das Seminar beginnt mit einem Überblick über die Welt des Rechts und einer Einführung in nationale und internationale rechtliche Strukturen und juristische Methodik. Anschließend werden in drei Blöcken konkrete Fälle aus den Bereichen des Zivilrechts, Strafrechts und Verwaltungsrechts besprochen, die von verschiedenen Mitarbeiter:Innen meines Lehrstuhls vorgestellt werden. Die Fälle aus diesen für das juristische Studium zentralen Bereichen werden grundlegende Fragen über die Funktion und den Sinn des Rechts in der Gesellschaft aufwerfen, denen wir im dritten Teil anhand von rechtsphilosophischen Texten über das Verhältnis von Recht und Moral, über Demokratietheorie und Menschenrechte nachgehen. Am Ende folgt noch ein Einblick über Inhalt und Art des Jurastudiums: Was lernt man dort und was lernt man nicht? Wie lernt man es und was lässt sich danach anstellen?

Ziel ist, eine Vorstellung von den Gegenständen des Rechts, seiner Funktionsweise, aber auch von seiner Einbettung in die gesellschaftlichen Zusammenhänge zu gewinnen. Wir werden sehen: das Recht ist keine natürliche, neutrale, immerwährende Art gesellschaftlicher Organisation. Es ist immer geprägt von den historisch hergebrachten Widersprüchen unserer Zeit.

Es ist aber auch etwas ganz Banales: ein weites Feld voller spannender Tätigkeiten.

Volkswirtschaftslehre

Dozent: Prof. Dr. Rainer Berkemer

Ziel dieses Kurses ist es, wesentliche Begriffe aus der volkswirtschaftlichen Theorie zu klären, damit dann im weiteren Verlauf auch aktuelle wirtschaftspolitische Themen von den Kollegiaten kompetent diskutiert werden können. 

Im ersten Semester werden aus den beiden Bereichen der VWL, der Mikro- sowie der Makroökonomie, ausgewählte Kapitel aus dem Lehrbuch von Peter Bofinger behandelt. Damit kann ein Verständnis der Arbeitsteilung sowie der grundsätzlichen Funktionsweise von Märkten erreicht werden. Den Marktpreisen, die eine Signal- und Anreizfunktion haben, kommt eine Schlüsselrolle in der Mikroökonomie zu. Aus dem Bereich der Makroökonomie sind zunächst die Kapitel zu betrachten, die eine Definition der Zielgrößen vornehmen. Was ist das Bruttoninlandsprodukt (BIP) und wie kann es berechnet werden? Zentral ist das Verständnis des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts. Erst wenn Begriffe wie Leistungsbilanz, Handelsbilanz, Kapitalbilanz, etc. sauber definiert sind, haben wir eine verlässliche Grundlage, um später etwa die Begründungen von Trump für seine Zollpolitik auseinanderzunehmen. 

Nach je zwei Theorie-Sitzungen können dann einzelne Konzepte kritisch hinterfragt werden: Hatte die internationale Arbeitsteilung zu viele „Verlierer“ als Konsequenz und wie sind die aktuellen Tendenzen einer De-Globalisierung vor diesem Hintergrund zu bewerten. Sind Markteingriffe (etwa Gaspreisdeckel oder Mietenbremse) die richtige Antwort, oder was würden Ökonom:innen eher empfehlen. Wichtig sind auch umweltökonomische Fragestellungen, etwa ob CO2 besteuert werden soll oder ob CO2-Zertifikate die bessere Alternative sind, und generell kann gefragt werden: Muss das BIP eigentlich immer weiterwachsen? Welche Alternativen gäbe es?

Im zweiten Semester befassen wir uns zunächst mit Finanzmärkten auf der Grundlage eines Buches von Admati und Hellwig. Dabei ist dringend zu klären, was Banken von anderen Unternehmen unterscheidet. Warum ist für diese das Arbeiten mit sehr viel Fremdkapital (Ökonomen sprechen vom „Leverage“- oder Hebel-Effekt) so besonders relevant? Müssen Banken so hoch verschuldet sein oder wollen sie dieses nur – und wenn ja, warum? Und was folgt daraus für die Stabilität des Finanzsystems? 

Das Thema Schuldenbremse wird auch nicht zu vermeiden sein. Entgegen anderen Wahlkampfversprechungen wurden nun bewusst massive Defizite für „Verteidigung und Infrastruktur“ in Kauf genommen. Auch wenn die Schuldenquote der BRD noch vergleichsweise überschaubar ist, können Auswirkungen auf die Stabilität des Finanzsektors nicht ausgeschlossen werden, denn zum einen halten fast alle Geschäftsbanken Staatsanleihen, weil dies vermeintlich „sichere Papiere“ sind während umgekehrt die Staaten wieder für Banken garantieren. Insbesondere die Bonität amerikanischer Staatsanleihen und die dominante Rolle des US-Dollar werden vor dem Hintergrund von Trumps Zollpolitik massiv in Frage gestellt.  

Referenzen:

Bofinger, Peter: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre: Eine Einführung in die Wissenschaft von Märkten, 5. aktualisierte Auflage, München 2020.

Admati, Anat & Hellwig, Martin: The bankers' new clothes : what's wrong with banking and what to do about it, Princeton N.J. 2013.

Kenneth Rogoff: Our Dollar, Your Problem. An Insider’s View on Seven Turbulent Decades of Global Finance, and the Road Ahead, Yale University Press, 2025.

Ergänzend:

Coase, Ronald: The Problem of Social Cost, Journal of Law and Economic, 1960.

Höfgen, Maurice: Mythos Geldknappheit : Modern Monetary Theory oder warum es am Geld nicht scheitern muss, Stuttgart 2020.

Stephen Miran: A User’s Guide to Restructuring the Global Trading System, November 2024.

Geisteswissenschaften

Amerikanistik

Dozent: Prof. Dr. Horst Tonn

“But mostly U.S.A. is the speech of the people”. (John Dos Passos)

Jenseits geläufiger Klischees wie „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ oder dem viel beschworenen „American Dream“ ist es Aufgabe der Amerikanistik, die komplexen und oft widersprüchlichen Wirklichkeiten der USA angemessen zu beschreiben. Dabei geht es um kollektive Selbst- und Fremdbilder, um Konsens- und Konfliktverhältnisse, um die kulturelle Vielstimmigkeit des Landes, nicht zuletzt auch um die Frage nach der Erneuerungsfähigkeit der amerikanischen Gesellschaft im Spannungsfeld von Ideal und Wirklichkeit. Im Blickfeld sind dabei sowohl das Partikulare amerikanischer Alltagswelten als auch die vielfältigen transnationalen Verflechtungen in einer globalisierten Welt und damit die Relevanz der USA für die westliche Moderne.

Was wir aktuell erleben, ist ein beispielloser Angriff auf die Demokratie in den USA, auf Bürgerrechte, auf Meinungs- und Pressefreiheit, auf Wissenschaft und Universitäten. Das Amerikanistik-Seminar widmet sich der Frage, welche kulturellen Energien und Ressourcen hat das Land, um dem zu begegnen. Welche Traditionen und Werthaltungen können aktiviert werden, um Widerstand zu leisten? Welche Stimmen (KünstlerInnen, AktivistInnen) öffnen Räume für Erneuerung und gesellschaftliche Transformation? In der Vorauswahl sind: Henry David Thoreau, Herman Melville, Meridel Le Sueur, Allen Ginsberg, James Baldwin, Toni Morrison, Luis Rodriguez, Rebecca Solnit, Jacquelyn Dowd Hall. Alles werden wir nicht schaffen. Die Feinabstimmung erfolgt im Seminar. 
 

Europäische Architektur- und Siedlungsbaugeschichte

Dozentin: Irene Gocht

Der Kurs ist einerseits gedacht als allgemeine Einführung in das Thema für alle einfach so Interessierten, andererseits aber auch für diejenigen unter Euch, die sich überlegen, Kunstgeschichte zu studieren, und zwar speziell als Ergänzung des Angebots an kunsthistorischen Instituten. Denn einst Königsdisziplin innerhalb der Kunstgeschichte, ist die Architekturgeschichte dort mittlerweile unterrepräsentiert; nur wenige KunsthistorikerInnen haben sich auf diesem Gebiet spezialisiert.

Nach einem einleitenden Block werden wir uns mithilfe von Referaten in chronologischer Abfolge mit den einzelnen Strömungen im 19. und 20. Jahrhundert befassen. Es geht dabei in diesem Seminar nicht um eine Stil-Lehre – die ist nur Nebensache. Es geht vielmehr beispielweise um Bedürfnisse, Umstürze, neuartige Möglichkeiten, Krisen- und Konfliktbewältigungsstrategien, nonverbale Kommunikation, um die unterschiedlichsten Ausdrucksformen menschlichen Miteinanders, die sich in unserer gebauten Umwelt widerspiegeln. Die gewählten beiden Jahrhunderte sind insofern von herausragendem Interesse, weil in dieser Zeitspanne der überwiegende Teil der uns umgebenden Gebäude und Strukturen entstanden ist. Planungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert begleiten und rahmen unser alltägliches Leben ubiquitär, oft nicht bewusst wahrgenommen und meist unhinterfragt. Themenübergreifend wird uns auch die Entwicklung der Denkmalpflege und das Problem der Rekonstruktion beschäftigen, das trocken klingt, aber den Keim für heiße Diskussionen legt. In einer abschließenden Exkursion durch Tübingen werden wir als Abrundung die erworbenen Kenntnisse anwenden und exemplarisch die Tübinger Bausubstanz gemeinsam diskutieren, enträtseln und zeitlich einordnen.

Es sind keine Vorkenntnisse notwendig!

Allerdings möchte ich Euch die vorherige Teilnahme am Romkurs wärmstens empfehlen. Denn gerade das 19. Jahrhundert, in dem zahllose architekturhistorische Epochen aufgegriffen,kopiert, zitiert, imitiert werden, ist ohne eine Vorstellung von diesen Vorbildern nur schwer zu greifen. Im Romseminar werden wir uns einige dieser älteren Epochen anschauen.

Kurze Information zum Fach: Die Architekturhistoriographie gibt es (bislang jedenfalls) nicht als eigenes Studienfach. Sie ist entweder in der Kunstgeschichte oder innerhalb der Ingenieurwissenschaften bzw. innerhalb des Studiengangs 'Architektur und Städtebau' in der (Bau-)Technikgeschichte angesiedelt. Das spiegelt die traditionelle Kontroverse wider, ob es sich bei Architektur primär um Kunst oder um ein technisches Erzeugnis handle.

Die Architektur- (und Siedlungsbau-)geschichte unterscheidet sich aber von anderen Teildisziplinen dieser Fächer in wesentlichen Punkten. Denn Komplexität und Prozesshaftigkeit des Forschungsbereichs führen zu einer fachübergreifenden Verschränkung mit diversen Nachbarwissenschaften und deren Methoden (v. a. mit Klassischer Archäologie, Mittelalterarchäologie, Kulturgeographie, Geschichtswissenschaft und Kulturanthropologie [EKW/Volkskunde]). Daneben gilt für KunsthistorikerInnen: ohne Grundkenntnisse baupysikalischer Gesetzmäßigkeiten und in Baustofflehre ist eine ernstzunehmende Analyse vieler Bauwerke kaum möglich.

Das erklärt wohl hinreichend, warum die Architektur- und Städtebaugeschichte weder in den Ingenieurwissenschaften noch in der Kunstgeschichte mit ihrer traditionellen, einseitigen Fokussierung auf die Baukunst der Eliten seit der Spätantike (also auf die Baukunst von Aristokratie und Klerus) eine zufriedenstellende Heimat gefunden hat. Aufgrund dieser prinzipiellen interdisziplinären Komponente ist die Architektur- und Städtebaugeschichte strenggenommen als eigenes, als integratives Fach einzustufen.

Beachte: Dieser Kurs findet nur im Sommersemester statt.

Geschichte

Dozent: PD Dr. Daniel Menning

Ernährung im Nationalsozialismus

Die Veranstaltung unternimmt den Versuch, Grundbedingungen und -konzepte des Nationalsozialismus sowie die alltägliche Erfahrung der Diktatur für die Menschen in Mitteleuropa aus der Perspektive der Ernährung zu untersuchen. Was ist mit den vermeintlich „guten Jahren“ des Dritten Reichs, wenn man auf die Teller schaut? Wie spiegelt sich Antisemitismus im alltäglichen Nahrungsmittelkonsum? Welche Produkte wurden entwickelt und/oder beworben, um Menschen satt zu bekommen und zugleich Waffen für den Krieg herstellen zu können? Welche Gerichte wurden Profiteurinnen und Profiteuren der „Blut-und-Boden“-Politik empfohlen? Solchen Fragen werden wir im Rahmen des Proseminars nachgehen. Zugleich wird die Veranstaltung in grundlegende Arbeitsweisen der Geschichtswissenschaft einführen.

Literatur: Schanetzky, Tim: „Kanonen statt Butter“. Wirtschaft und Konsum im Dritten Reich. München 2015.

Journalismus

Dozentin: Ulla Steuernagel

Journalistisches Schreiben und Textsorten

Es muss nicht jede*r Journalist*in werden wollen, aber verständliches Schreiben ist überall wichtig, im Alltag so gut wie in der Wissenschaft. Texte sollten ohne Blähwörter auskommen, knapp und anschaulich zugleich sein. Das Seminar will das Handwerk des Schreibens vermitteln, durch praktische Übungen fördern und die Angst vorm Schreiben nehmen.

In Zeiten, in denen der Vorwurf "Lügenpresse" in der Luft liegt und Fake News viral gehen, ist kritisches Lesen und Erkennen seriöser Quellen von großer politischer Bedeutung . Nachrichten, Reportagen, Kommentare, Kritiken und Porträts bewegen sich auf einer nach oben offenen Skala zwischen objektiv und subjektiv. Meinung kann sich hinter Fakten verstecken, Erfundenes als Wirklichkeit tarnen. Wie können Leser*innen dem auf die Spur kommen? Was macht eine solide Recherche aus? Auch das soll Thema des Seminars sein.

Journalismus hat seine Bedeutung als vierte Gewalt in der Demokratie. Wie ändert sich der Medienkonsum, welche Ereignisse werden Nachrichten, wie nehmen Medien politischen Einfluss, welche Rolle spielen die sozialen Medien? Auch diese Debatten sollen gemeinsam geführt werden.

Literatur:

Paul-Josef Raue und Wolf Schneider. Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus, 2012

Bernhard Pörksen. Die große Gereiztheit. Wege aus der kollektiven Erregung, 2018

Juan Moreno. Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus, 2019

Friederike Herrmann (Hrsg.). Unter Druck. Die journalistische Textwerkstatt. Erfahrungen, Analysen, Übungen, 2006

Literaturwissenschaft

Dozent: Dr. Franz Huberth

Weil Kürze denn des Witzes Seele ist [...] Faß ich mich kurz.

Kurze Erzählungen und Kurzgeschichten in der deutschsprachigen Literatur.

Literatur lässt sich in Gattungen, Themen, Autor*innen oder Epochen einteilen. Ein Unterscheidungsmerkmal kann ganz schlicht der Umfang sein. Vom Aphorismus bis zum mehrtausendseitigen Romanfragment ist in der literarischen Prosa alles möglich. Manche Geschichten verlangen von uns einen langen Atem, andere nicht. Schon Shakespeare wusste, dass in der Kürze des Witzes Seele liegt.

Neben den klassischen Erzählungen und Romanen etablieren und entwickeln sich in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert kürzere Textformen. Impulse dazu kommen von der italienischen Novelle, von Kalendergeschichten und später von der us-amerikanischen Short Story. Und es gibt auch ganz profane Gründe: in Zeitungen und Zeitschriften – neben dem Buch die zentralen Medien für Literatur – ist der Platz begrenzt, knappe Texte sind gefragt. 

Dieser Entwicklung folgen wir anhand ausgewählter Kurzprosa. Auf unserem Weg werden uns neben Klassikern der Moderne vor allem herausragende Erzählerinnen und Erzähler aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begegnen. Was lässt sich kurz erzählen, wie und warum? Was wird benannt und was verschwiegen, weggelassen oder ausgeklammert?

Die Vorgehensweise ist vielschichtig: Wir lesen die Texte genau, analysieren sie auf der Basis von Erzähltheorie und einschlägiger Forschungsliteratur, recherchieren historische und soziologische Hintergründe, finden gemeinsam heraus, wie komplexe Texte funktionieren, decken verborgene Strukturen auf, erproben verschiedene Methoden der Interpretation, diskutieren unterschiedliche Perspektiven. Richtig und falsch, gut und schlecht sind dabei keine brauchbaren Kategorien, Literatur ist sehr offen, lebendig und wandlungsfähig.

Nebenbei erarbeiten wir uns Kernkompetenzen in Sachen Textverständnis und Kommunikation, die überall wichtig sind, wo (wissenschaftlich) gelesen und (intellektuell) gesprochen wird.

Mitbringen: Lust auf Sprache, Literatur und Verständnisprozesse. Neugier, Offenheit und die Bereitschaft zu selbständigem Denken.

Weglassen: Konsumhaltung, Beliebigkeit, KI.

Mitnehmen: Komplexe Texte analysieren, neu oder anders verstehen und in Beziehung setzen.

 

Mythenbilder

Dozent: Jan Papenberg

Wenn man an Antike denkt, so fallen einem neben den Ruinen in Griechenland oder Rom und bedeutenden historischen Ereignissen auch immer wieder Mythen ein. Herakles/Herkules bekämpft irgendwelche Monster, Odysseus sucht den Weg nach Hause, Frauen verwandeln sich in Bäume, Spinnen oder Felsen, ränkeschmiedende Götter bestrafen die Menschheit – diese und ähnliche Mythen tauchen in Literatur, Film und anderen Medien bis heute auf. Im Kurs werden wir einen Blick darauf werfen, wie die Antike selbst mit ihren Mythen umging, zum einem in literarischer Form und zum anderen – worauf auch das Hauptaugenmerk liegen soll – in der bildenden Kunst. Mythen sind uns vielfach im Epos wie bei Homer, Drama oder in der Poesie überliefert; wir werden unter anderem übersetzte antike Texte lesen, um zu verstehen, wie der Mythos überliefert wurde.

Daneben schauen wir uns aber vor allem antike Mythenbilder an, die es praktisch in jeder antiken Bildgattung gibt: man findet sie auf Vasen, als Wandmalerei oder Mosaik, auf Münzen, als Skulptur, rundplastisch oder als Relief, z.B. als Bauschmuck oder auf Sarkophagen. Verwunderlich ist das eigentlich nicht, ist doch der Mythos für den antiken Menschen ein essentieller Bestandteil seines Lebens, seiner Geschichte, Religion und seiner Weltanschauung, der vom Verhältnis der Götter zu den Menschen berichtet oder Spiegel ist für menschliches Verhalten. Es stellen sich uns verschiedene Fragen: ist ein Bild nur reiner Dekor oder gibt es eine tiefer gehende Interpretation – welche; vermittelt ein Bild den Betrachtern unterschiedlicher Epochen den gleichen Inhalt (wer sind überhaupt die Betrachter) und sind bestimmte Mythen, z. B. jene die von Krieg und Tod handeln, für bestimmte Gattungen prädestiniert? Thema wird also sein, einige Mythen erst einmal genau kennenzulernen, um sich danach der Frage zu widmen, welche Bedeutung deren bildliche Darstellung hatte. Dabei werden wir uns einige antike Zentren wie Athen und Rom genauer anschauen, die in der Produktion von Bildwerken eine große Rolle spielen, auch die neuzeitliche Rezeption von Mythen wird Thema sein.

Beachte: Dieser Kurs findet nur im Sommersemester statt.

Philosophie

Dozentin: Ursula Konnertz

Einführung in die Philosophie – Gerechtigkeit, Ungerechtigkeit und Demokratie

 

Die Unterscheidung zwischen Unglück und Ungerechtigkeit hat oft mit unserer Bereitschaft und unserer Fähigkeit zu tun, im Namen der Opfer zu handeln, anzuklagen oder freizusprechen, zu helfen, wiedergutzumachen - oder uns einfach abzuwenden. 

Judith Shklar 

 

Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen. 

Martin Luther King

 

"Armut und soziale Ungleichheit sind Gift für die Demokratie, denn sie machen politische Gleichheit als deren Grundlage zu einer Illusion."

Christoph Butterwegge

 

„Dass es so etwas gibt wie ein Recht, Rechte zu haben – und dies ist gleichbedeutend damit, in einem Beziehungssystem zu leben, in dem man aufgrund von Handlungen und Meinungen beurteilt wird -, wissen wir erst, seitdem Millionen von Menschen aufgetaucht sind, die dieses Recht verloren haben und zufolge der neuen globalen Organisation der Welt nicht imstande sind, es wiederzugewinnen.“

Hannah Arendt

 

Das Seminar führt in philosophisches Fragen und grundlegende philosophische Themen ein. Im Wintersemester wird zunächst der Frage „Was ist Philosophie und wozu“ in einer ersten Annäherung mit Hilfe der gemeinsamen Lektüre und Diskussion klassischer und zeitgenössischer kurzer Texte nachgegangen.

Im Anschluss an diese erste Phase steigen wir mit der Lektüre von Texten der Philosophiegeschichte und aktueller Diskussionen in das Thema „Gerechtigkeit als normative Grundlage und Grundwert der Demokratie“ ein.  
Der Fokus wird nach Abstimmung mit den Teilnehmer*innen auf Positionen einzelnen Autor*innen liegen, von der Antike über das 18. Jahrhundert hin zu den zentralen philosophischen Theorien zu Gerechtigkeit im 20. und 21. Jahrhundert in der Moralphilosophie und politischen Theorie, aber immer im Gespräch mit aktuellen Diskussionen in anderen Wissenschaften und den Problemfeldern der Gesellschaften, den zeitgenössischen Krisen, die immer Erfahrungen (oft struktureller) Ungerechtigkeit von Individuen und unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen bedeuten. Diese Ungerechtigkeitserfahrungen beruhen auf systemischen gesellschaftlichen und auch globalen Ungerechtigkeitsstrukturen ebenso wie auf historischer und epistemischer Ungerechtigkeit. Sie stellen Herausforderungen dar an die unterschiedlichen Diskussionen von Gerechtigkeit in der Moralphilosophie. Und sie stellen die wichtige Frage, wer eigentlich in einer Demokratie welche Rechte hat, wer wie partizipiert und wessen Erfahrungen zählen.
Dazu werden sowohl Textausschnitte als auch Aufsätze und längere vollständige Texte gelesen.

Einführende Überblicksliteratur und Textauswahl: 

Herbert Schnädelbach, Philosophie, in: Martens, Schnädelbach (Hg.), Philosophie. Ein Grundkurs, Band 1., Reinbek bei Hamburg 1994, S. 12 -77; Hans-Jörg Sandkühler (Hg.): Philosophie wozu? FfM 2008; Gerhard Schweppenhäuser: Gerechtigkeit, in: ders.: Grundbegriffe der Ethik, Hamburg 2003, S. 125-145; Robin Celikates, Stefan Gosepath, Grundkurs Philosophie Band 6, Politische Philosophie, Stuttgart 2013; Christoph Broszies, Henning Hahn (Hg.): Globale Gerechtigkeit, Berlin 2010; Christoph Horn, Nico Scarano (Hg.): Philosophie der Gerechtigkeit. Texte von der Antike bis zur Gegenwart, FfM 2002; Judith Sklar: Über Ungerechtigkeit: Erkundungen zu einem moralischen Gefühl, FfM 1979; Miranda Fricker, Epistemische Ungerechtigkeit, München 2023; Weitere Literatur wird im Seminar bekanntgegeben.
 

Religionswissenschaft

Dozent: Dr. Matthias Schiebe

Wintersemester 
Seminar „Wahrheit oder Illusion? – 400 Jahre Religion auf dem Prüfstand“
Mit dem Beginn der neuzeitlichen Aufklärung wurde Religion zu einem in vieler Hinsicht hinterfragten Kulturphänomen. Was als intellektuelle Herausforderung an das logische Denken von Philosoph*innen wie Baruch Spinoza, Anne Conway und Immanuel Kant begann, ist spätestens im 19. Jahrhundert in der „Mitte der Gesellschaft“ angekommen und hat nicht zuletzt durch Denker wie Karl Marx auch Relevanz für politische Konzepte gewonnen. Vielfältige Negativqualifikationen wie „Religion als Ergebnis von Angst und Unwissenheit gegenüber der Natur“, „Religion als Rest urtümlicher Magie“, „anachronistische Form von Esoterik“, „ständige Verführung zu Intoleranz im Wettstreit mit anderen Weltanschauungen“ sind seither akzeptiertes Allgemeingut geworden.
Da mag es überraschen, dass die wissenschaftliche Erforschung von Religion, die sogenannte „Religionswissenschaft“ nach wie vor mit der Schwierigkeit zu tun hat, den Gegenstand ihres Forschens überhaupt zu definieren. So schreibt z.B. Jacques Waardenburg: „Die Antwort […] auf die Frage: ‚Was ist Religion?‘ lautet ganz allgemein, dass sich eine beträchtliche Zahl von Menschen in ganz verschiedenen Kulturen und Gesellschaften, zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten mit Fragen beschäftigt hat, die wir als ‚religiös‘ bezeichnen würden, und einem Phänomen anhingen und anhängen, das wir gemeinhin als ‚Religion‘ bezeichnen.“
Derartige etwas hilflos anmutende Definitionsversuche lassen erkennen, dass eine Annäherung an den Religionsbegriff auf sehr unterschiedliche Weisen erfolgen sollte. Bevor wir uns religionskritischen Ideen zuwenden, wollen wir daher in diesem Seminar einen Einstieg ins Thema über Theorien zu Entstehung und Frühgeschichte von Religion wählen. Danach werden wir uns jeweils ausgehend von Referaten der Teilnehmer*innen einen Überblick verschaffen über die einflussreichsten religionsanalytischen und religionskritischen Konzepte und ihre Wirkungsgeschichte in den vergangenen 400 Jahren.


Sommersemester
Lektüre-Seminar „Die Memoiren der Glikl von Hameln“
Kennt jemand Glikl von Hameln??? Wir lesen gemeinsam ausgewählte Passagen aus der ältesten erhaltenen Autobiographie einer Frau. Gemeinsam wollen wir ihr „auf die Spur“ kommen, etwas darüber lernen, wie zu ihren Lebzeiten (1646-1724) das Selbstverständnis, die Weltsicht, die alltäglichen Herausforderungen einer jüdischen Unternehmerin in Deutschland ausgesehen haben. Wir gewinnen Einblicke in Religion, wirtschaftliche und gesellschaftliche Position von aschkenasischen Jüdinnen und Juden der Frühen Neuzeit.
Seit die profilierte Feministin Bertha Pappenheim 1910 eine neuhochdeutsche Übersetzung der immer noch ziemlich unbekannten Autobiographie vorgelegt hat, ist dieses auch literarisch ungewöhnliche Werk – reportageartige Abschnitte mit authentischen Alltagsbeschreibungen wechseln ab, einerseits mit sehr persönlichen Gedankengängen, anderseits mit belletristisch anmutenden Erzählungen, in denen uns Glikl als frühe deutsch-jüdische Schriftstellerin entgegentritt – zu einer wichtigen Quelle für die Erforschung der historischen Entwicklung des Judentums in der Mitte Europas geworden.
Die Teilnehmer*innen vertiefen ihre Wahrnehmung sozial- und religionsgeschichtlicher Aspekte durch Sekundärliteratur zu den jeweiligen Themen und Ausarbeitung von Kurzreferaten.
Literatur:
Die Memoiren der Glückel von Hameln. Aus dem Jüdisch-Deutschen von Bertha Pappenheim. Beltz, Weinheim, 3. Aufl. 2013 (Anschaffung empfohlen!)

 

Rhetorik

Dozent: Maximilian Müller

Rhetorik – ein Begriff, der uns immer wieder begegnet. Jeder hat gewisse Vorstellungen im Kopf, wenn über Rhetorik gesprochen oder geschrieben wird. Mal begegnet uns die Rhetorik als bloße Wortklauberei, mal als geheimnisvolle und beinahe unbegrenzt wirksame Macht. Oftmals werden diese Vorstellungen nur unzureichend oder gar nicht reflektiert. Doch was ist Rhetorik überhaupt? Was macht die Disziplin Rhetorik aus? Und wie kann die Rhetorik sinnvoll eingesetzt werden?

Denn sicher ist: Rhetorik ist eine grundlegende Kompetenz, sei es in der Alltagskommunikation, im Studium oder später im Beruf. Immer wieder sind wir Situationen ausgesetzt, in welchen wir mit anderen Menschen kommunizieren und vor anderen Menschen reden und präsentieren sollen. Aber auch das Analysieren rhetorischer Kommunikation kann uns wertvolle Erkenntnisse verschaffen und die eigenen Fertigkeiten schärfen. Die gute Nachricht ist: Erfolgreiche Kommunikation ist erlernbar und trainierbar.

Im Seminar beschäftigen wir uns mit Theorie und zugleich der Praxis des Fachs Rhetorik. Wir beleuchten die zentralen Aspekte der rhetorischen Theorie, deren Wurzeln oftmals bis zu 2000 Jahre weit zurückreichen, die aber auch im 21. Jahrhundert immer noch aktualisiert und modernisiert wird. Anschließend lernen wir diese Theorien auch anzuwenden. Mittels praktischer Übungsaufgaben werden die Teilnehmenden befähigt, die eigene Kommunikation reflektiert, selbstbewusst, erfolgsorientiert und überzeugend zu gestalten.

Ziel ist es, ein grundlegendes Verständnis von der Disziplin Rhetorik zu erlangen. Was die Rhetorik ist, wie Rhetorik theoretisch und praktisch funktioniert und wie jeder von uns die Rhetorik anwenden kann.

 

Studienfahrt - Inhaltliche Vorbereitung

Dozenten: Irene Gocht, Jan Papenberg

Zwischen der ruhigen Küste des Tyrrhenischen Meeres und den Hängen des Apennin erstreckt sich die idyllische Landschaft (Nord-)Latiums: uralte Buchenwälder und Ginsterbüsche, Vulkanseen und heiße Quellen, tiefe Schluchten, sanfte Täler, dazu pittoreske kleine Städtchen und Bergdörfer. Was für weite Teile Europas gilt, gilt in besonderem Maße für das seit Jahrtausenden dicht besiedelte Italien und insbesondere für diese Region: Wertvolle Kunst- und Kulturgüter vom Range eines Welterbes finden sich mitnichten nur in den großen Städten, sondern ubiquitär auch in den kleinsten, verwunschen und verschlafen wirkenden Orten. Das Nordlatium ist enorm geschichtsträchtig und reich an Kunst und Kultur und somit ganz ohne Frage eine Studienreise wert.

Gleichzeitig ist diese Gegend nördlich von Rom aber eben mit der einen, der großen, der ewigen Stadt seit der römischen Antike so eng verwoben, dass wir hier, in deren Umland, auf dieselben Namen, kulturellen Erscheinungen und künstlerischen Ideen stoßen wie in Rom selbst.

Doch bevor die Etrusker (röm. Tusci) dort der kleinen, später zu Höherem berufenen Ackergemeinde am Tiber Religion und Lebensart näherbrachten, fühlten sie sich im Norden Latiums und in Umbrien so wohl wie in der Toskana, ihrem Kerngebiet. Sie errichteten hier ihre Städte auf den aus der Ebene aufragenden Tuff-Plateaus. Die opulente etruskische Kultur lässt sich ungemein gut anhand der Gräber erfahren: Felsgräber in steilen Felswänden oder Hügelgräber zuhauf, wo es flacher ist, aufwendig ausgestattet mit importierter griechischer Keramik und herrlicher antiker Malerei. Die Nekropolen von Tarquinia und Cerveteri gehören heute zum UNESCO-Welterbe. Auch die Erfindung von Gladiatorenspielen geht wie so einiges andere sehr wahrscheinlich auf das etruskische Konto, was das komplett aus dem Fels gehauene Amphitheater von Sutri eindrücklich verdeutlicht.

Im Mittelalter war ebenfalls einiges los in der Region: Die wechselvolle Kirchengeschichte lässt sich daran ablesen, dass jedes zweite größere Städtchen irgendwann einmal Bischofssitz war. Die Via Francigena schleuste einen konstanten Strom zahlungskräftiger Pilger aus dem Norden durch Latium zu den Gräbern der Apostel. Im von seinen schmalen Gassen und Geschlechtertürmen geprägten Viterbo residierten zwischenzeitlich mindestens acht Päpste, die es in der großen Stadt am Tiber zu unsicher fanden. Und Orvieto und Tuscania sind noch heute bestimmt von ihrer mittelalterlichen Architektur.
Die großen Familien Italiens (Roms) hatten hier im Norden Latiums entweder ihren Stammsitz oder ihre Sommerfrische, untermauert durch mächtige Festungen und große bewirtschaftete Güter. In der Renaissance verlegten sich im Wesentlichen dieselben Familien mehr darauf, nach Vorbild der antiken Vorfahren kunstvoll-repräsentative Palazzi und Villen mit einer zauberhaften Gartenkultur zu errichten. Die Gärten der Villa Lante, der Palazzo Farnese oder der Sacro Bosco sind beispielhaft für die Entwicklung der europäischen Gartenkultur und Villeggiatur. Nicht nur der Schlossgarten von Versailles steht in direkter Entwicklungslinie solcher italienischen Anlagen.  

Unsere Studienfahrt bietet also die einzigartige Gelegenheit die kulturelle, historische und landschaftliche Vielfalt einer der bedeutendsten Regionen Italiens zu erleben und unser interkulturelles Verständnis zu fördern.
Der Vorbereitungskurs richtet sich an die Mutigen und Hungrigen unter Euch, die einfach mehr über diese faszinierende Landschaft erfahren wollen und bereit sind, ihr Wissen vor Ort mit der Gesamtheit des Jahrgangs zu teilen. Auf sie wartet ein Kurs, der Geologie, Geschichte, Archäologie, Architektur- und Kunstgeschichte vereint.

Sinologie

Dozentin: Elisabeth Biebl

„Überdies begab ich mich selbst sehr weit in den Westen und schipperte über das Meer um nach China zu gelangen. […] Und zu jener Zeit sah ich nur zum Himmel hinauf, der über mir lag. Dass dieser sich auch unter mir befand, hatte ich da noch nicht erkannt.“
- Matteo Ricci auf der Ricci Kūn yú wànguó quán tú -


Die Volksrepublik China – ein Land, eine Nation, belastet mit Stereotypen, Vorurteilen und Konfrontation des westlichen Wertekanons. Historisch und in der Moderne.

Jahrtausende der Zivilisation verstecken sich hinter der heutigen weltpolitischen und Wirtschaftsmacht, die auf den Schultern chinesischer Geschichte, chinesischen Handels und chinesischer Einflussnahme ruht. Die Zivilisationen eines Greater China-Raumes, ebenso wie Traditionen, Glaubenssysteme und Schriftsysteme finden sich überall im ostasiatischen und südostasiatischen Raum wieder. Und das, obwohl von einer ursprünglich ‚chinesischen‘ Kultur, die auf nur eine Ethnie, eine Kultur oder eine Sprache einzugrenzen wäre, gar nicht die Rede sein kann. Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) ist nicht die erste übergeordnete Macht, die im Sozialismus verschiedenste Ethnien und Gruppierungen in einem scheinbar einheitlichen Nationalstaat verbindet. Marktwirtschaft trifft auf Sozialismus, Ost auf West, Moderne auf Geschichte und chinesische Arbeitseinstellung auf westliche Kritik an der Menschenrechtssituation im Umgang mit Arbeitsumständen und mit den Uiguren. Die Verquickung, Einmischung und Ergänzung westlicher und chinesischer Belange hat eine lange Geschichte, die lange vor der deutschen Kolonie in Qingdao, vor der Kolonialzeit und vor den europäischen Jesuitenmissionen ansetzt. Römische Perlen, ein Minotaurus in China, chinesische Seide im deutschen Mittelalter und chinesische Seemacht während der frühen Neuzeit sind nur eine unscheinbare Nadel im Historienhaufen chinesischer Geschichte, die heute in Serien, Videospielen und auf den sozialen Medien verarbeitet wird und sich – oft unbemerkt – im online geführten Leben aller breit macht.

Die Sinologie als wissenschaftliche Disziplin beschäftigt sich mit allen Facetten der Region Greater China (VR China, Taiwan, Hongkong, Macao und Singapur) und der chinesischen Diaspora. Thema sind die gesamte Geschichte und Kultur, Politik und Wirtschaft Chinas. Dieses Seminar soll einen ersten Einblick und Kontakt mit China schaffen und grundlegende Kenntnisse der modernen China-Forschung vermitteln. In der ersten Hälfte des Kurses beschäftigen wir uns mit den historischen und kulturellen Grundlagen, das bedeutet wir machen einen Streifzug durch die chinesische Geschichte und betrachten gemeinsam verschiedene Aspekte der chinesischen Kultur. In der zweiten Hälfte des Kurses, werden wir uns intensiv mit der Verarbeitung und Präsenz Chinas und chinesischer Geschichte in den sozialen, auditiven und audio-visuellen Medien beschäftigen. Es geht um ein China-Bild das sich durch Politik, Wirtschaft und aktuelle Themen (Taiwan, Seidenstraßen-Projekt, Südchinesisches Meer und Verhältnis zu Nachbarländern) ebenso charakterisiert wie durch außerchinesische Darstellungen und Kritik. Wir betrachten China von innen und außen – vor allem aber immer aus einer kritisch-analytischen Perspektive.

 

Wissenschaftstheorie

Dozent: Michael Herrmann

Die Wissenschaften sind veränderliche Kulturtechniken, deren Wert für uns und die Gesellschaft zuletzt in der Corona-Pandemie oder im Bezug auf den Klimawandel deutlich geworden ist. Gleichzeitig haben wir in beiden Fällen auch (organisierte) Formen des Wissenschaftsskeptizismus erlebt.  Vor diesem Hintergrund wollen wir einen philosophischen, genauer einen wissenschaftstheoretischen, Blick auf die Wissenschaften werfen: Was ist Wissenschaft eigentlich und was können wir von ihr erwarten und was nicht?

Dieses Seminar bietet daher eine systematische Einführung in die Wissenschaftstheorie an, also in die philosophische Auseinandersetzung mit den Wissenschaften. Wir fokussieren uns hier auf eine Auswahl der zentralen Ideen, die im Laufe des des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden und hauptsächlich die empirischen Wissenschaften betreffen. Dabei werden sowohl klassische wie auch neuere Themen abgedeckt. Im Zentrum stehen die inhaltlichen Frage- und Problemstellungen, weniger der historische Zugang.

Die folgenden Fragen stehen im Zentrum: 
Um was geht es in einer wissenschaftsorientierten Philosophie?
Was ist eine wissenschaftliche Erklärung?
Was bedeutet es, dass eine Hypothese durch Daten empirisch gerechtfertigt oder bestätigt ist?
Angesichts des Theorienwandels, können wir von einem wissenschaftlichen Fortschritt in Bezug auf wissenschaftliches Wissen sprechen? Wenn ja, verläuft dieser Fortschritt nach rationalen Regeln?
Was ist das Ziel der Wissenschaften? Wahrheit? Oder geht es um etwas anderes?
Ist wissenschaftliches Wissen (in besonderem) Maße objektiv? Falls ja, was ist wissenschaftliche Objektivität und welchen epistemischen Zweck erfüllt sie?
Was unterscheidet Wissenschaft von Pseudowissenschaft?
Sollte insbesondere wissenschaftliches Wissen wertfrei sein? Und was ist mit dem Wertfreiheitspostulat genau gemeint?
Wie kann man aus wissenschaftstheoretischer Perspektive den (strategischen) Wissenschaftsskeptizismus analysieren und kritisieren?        
Warum verdient Wissenschaft unser Vertrauen, insbesondere  als epistemische Autorität in der Gesellschaft?

 

Naturwissenschaften

Arduino

Dozent: Dennis Fuchs

Der Kurs Arduino beschäftigt sich mit der Programmierung von Mikrocontrollern. Hierbei steht die praktische Anwendung der Inhalte im Vordergrund. Die Themen erstrecken sich vom Ein- und Ausschalten einer LED und dem Auslesen von Sensoren bis hin zum Datenaustausch über Bluetooth und WiFi. Die Programmierung findet in Kleingruppen und mit Unterstützung durch den Dozenten statt.

Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, die notwendige Hardware wird zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmerzahl ist insbesondere im Wintersemester auf 10 beschränkt.

Der Kurs wird nur im Wintersemester angeboten.

Astronomie

Dozent: PD Dr. Thorsten Nagel

Der Weltraum, unendlichen Weiten.

Die Astronomie ist eine der ältesten Naturwissenschaften und diente über Jahrtausende vorrangig der Religion und der Astrologie. Seit der kopernikanischen Wende entwickelte sich aus der rein beobachtenden Astronomie die moderne Astrophysik. Diese untersucht die physikalischen Vorgänge, die zu den beobachteten Phänomenen führen. Der Kurs ist als Einstieg in die Astronomie und Astrophysik gedacht und richtet sich an Anfänger und interessierte Laien. Neben Grundlagen wie Teleskope und Keplergesetze werden wir uns intensiv mit unserem Sonnensystem und Raumfahrtmissionen darin beschäftigen. Nach Weihnachten steht dann die Astrophysik im Mittelpunkt, wir befassen uns mit Sternaufbau und Sternentwicklung, unserer Milchstraße und Kosmologie.

Das Sommersemester ist anwendungsorientiert: Aufgaben aus dem Astronomischen Anfängerpraktikum der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät werden in Gruppenarbeit gelöst. Wir bestimmen hierbei unter anderem die Masse des Jupiter aus der Bewegung der vier galileischen Monde.

Bei geeignetem Wetter werden wir auch ab und zu einen Blick in den Sternhimmel werfen und hierzu das 80cm Spiegelteleskop des Instituts für Astronomie und Astrophysik auf dem Sand besuchen.

Astrophysik

Dozent: PD Dr. Thorsten Nagel

Dieser Kurs findet nur im Sommersemester statt und richtet sich an Interessierte, die bereits ein Fundament in Astronomie und Physik haben oder neue Herausfordungen suchen. Inhaltlich beschäftigen wir uns mit Strahlungstransport und Spektralanalyse, Sternaufbaugleichungen, der Herleitung der Keplergesetze und der Raketengrundgleichung sowie schwarzen Löchern.

Mit Hilfe des erworbenen Wissens werden selbständig Übungsaufgaben gelöst, um die Anwendung des Gelernten auf konkrete Probleme kennenzulernen.

Wer an diesem Kurs teilnehmen möchte, sollte folgende Vorraussetzungen erfüllen:

  • keine Angst vor Gleichungen, Integralen und Ableitungen
  • Kenntnisse bzgl. Atomaufbau, elektromagnetisches Spektrum, Entstehung von Spektrallinien

Mikrobiologie

Dozentin: Dr. Lisa Bleul, Dr. Jessica Slavetinsky

Die Mikrobiologie ist ein zentrales Teilgebiet der Biowissenschaften, das sich mit der Welt der Mikroorganismen beschäftigt, winzigen, meist einzelligen Lebewesen, die in nahezu allen Lebensräumen vorkommen und eine entscheidende Rolle in natürlichen Kreisläufen wie auch in technischen Anwendungen spielen. Sie ermöglicht ein grundlegendes Verständnis des Aufbaus, der Vielfalt und der Funktionsweise dieser Organismen und eröffnet vielfältige Einsatzmöglichkeiten in Medizin, Industrie, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften.

Im Kurs erhalten die Teilnehmenden einen umfassenden Einblick in die faszinierende Welt der Mikroorganismen. Behandelt werden grundlegende Fragen wie: Was sind Mikroorganismen, wie sind sie aufgebaut und wo kommen sie vor? Aufbauend darauf werden zentrale Anwendungsfelder vorgestellt, von der Nutzung gentechnischer Methoden über den gezielten Einsatz von Bakterien als „Werkzeuge“ in der Pharmaindustrie bis hin zur Lebensmittelmikrobiologie, etwa bei der Herstellung von alkoholischen Getränken. Auch die Rolle von Mikroorganismen in der Umwelt wird thematisiert, zum Beispiel im Zusammenhang mit Abwasserreinigung in Kläranlagen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der medizinischen Bedeutung von Mikroorganismen. Dazu gehören wichtige Krankheitserreger, aktuelle Ansätze in der Diagnostik, der Einsatz und die Grenzen von Antibiotika sowie innovative Therapieformen wie die Phagentherapie. Ebenso werden Viren als spezielle Gruppe von Mikroorganismen behandelt.

Der Kurs zeichnet sich durch einen hohen praktischen Anteil aus: Im Labor lernen die Teilnehmenden grundlegende mikrobiologische Arbeitstechniken kennen und wenden diese in verschiedenen Experimenten selbstständig an. So verbindet der Kurs theoretisches Wissen mit praxisnaher Erfahrung und vermittelt ein breites Verständnis für die Bedeutung der Mikrobiologie.

 

Geo- und Umweltnaturwissenschaften / Klimaforschung

Dozentin: Prof. Dr. Kira Rehfeld

Die Welt ist im Wandel. Was passiert genau, welche planetaren Grenzen wurden oder werden überschritten? Welche Handlungsoptionen stehen uns zur Verfügung, um eine nachhaltige Zukunft zu sichern? Welche Vor- oder Nachteile haben beispielsweise technologische Ansätze wie Bioenergy with Carbon-Capture and Storage?

In kleinen Gruppen untersucht ihr vorgeschlagene Lösungsoptionen näher, und stellt Sie am Semesterende in einer Gruppendiskussion vor. Wir diskutieren die Grundlagen der Klimadynamik, wie Klimaänderungen im Zusammenhang mit natürlichen und menschlichen Treibern stehen, und welche Lösungsansätze uns zur Verfügung stehen um die Erwärmung zu begrenzen. Wir diskutieren Erkenntnisse aus der Klimaphysik, (Geo-)ökologie und erkunden das interdisziplinäre Forschungsfeld der Nachhaltigkeit im Rahmen der Veranstaltung.

Beachte: Dieser Kurs findet nur im Sommersemester statt.

Informatik

Dozent: Dr. Philipp Thiel

„Beware of bugs in the above code; I have only proved it correct, not tried it.“      (Donald E. Knuth)

Informatik ist eine spannende und äußerst facettenreiche Wissenschaft. Letzteres kann man einerseits daran erkennen, dass sie sowohl den Natur- als auch den Ingenieurwissenschaften zugeordnet werden kann, je nachdem in welchem Bereich der Informatik man tätig ist. Andererseits zeigt das Zitat des Informatikpioniers Donald Knuth, dass sich Informatik im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis bewegt. Der Entwurf mathematisch-geprägter Problemlösungsverfahren (Algorithmen) auf dem Papier und deren konkrete Umsetzung (Implementierung) in einer Programmiersprache zur Ausführung auf einem Computer gehören zum Tätigkeitsspektrum von Informatiker:innen.

In diesem Seminar werde ich Ihnen dieses Spannungsfeld vorstellen und wir werden sowohl lernen, was ein Algorithmus ist und welche Bedeutung deren theoretische Betrachtung hat, als auch und insbesondere das „Handwerk“ des Programmierens erlernen.

Nach einer allgemeinen Einführung in die Informatik werden wir uns zuerst ausführlich mit dem zweiten Aspekt beschäftigen und die Programmiersprache Python erlernen. Wir werden diese moderne Programmiersprache an spannenden Beispielen ausprobieren und versuchen, die Verbindung zwischen Theorie und Praxis durch Implementierung unserer Algorithmen in Python herzustellen.

Im Sommersemester werden wir die verbleibende Zeit nutzen, um einen kurzen Blick in ausgewählte Teilbereiche der Informatik zu werfen. Interessante Themen können hier z. B. Graphentheorie, Datenvisualisierung und Data Science oder Kryptologie sein.

 

Mathematik

Wintersemester

Dozent: Prof. Dr. Stefan Teufel

Mathematisches Denken – jenseits der  Schulmathematik

In diesem Kurs entdeckt Ihr eine andere Seite der Mathematik: nicht nur als Rechenkunst, sondern als Wissenschaft, die Methoden entwickelt, um konkrete Probleme durch Abstraktion auf das Wesentliche zu reduzieren – und sie so vollständig zu verstehen und zu lösen. Anhand von Puzzeln und Rätseln werden wir gemeinsam abstrakte mathematische Konzepte entwickeln. Dabei lernt Ihr, scheinbar sehr schwierige Probleme zu durchdringen und Schritt für Schritt zu meistern. Ein wichtiger Teil des Kurses ist es, eigene Lösungsstrategien zu entwerfen, die wir anschließend gemeinsam formal beschreiben und verfeinern. Der Kurs richtet sich ausdrücklich nicht nur an mathematisch Hochbegabte, sondern an alle, die erfahren möchten, was Mathematik jenseits des Rechnens bedeutet – und warum sie heute in so vielen unterschiedlichen Bereichen eine zentrale Rolle spielt. Zum Abschluss des Kurses werde ich noch speziell auf die faszinierende Rolle der Mathematik in der Physik, also der fundamentalen Beschreibung der Natur, eingehen.

Sommersemester

Dozentin: Prof. Dr. Britta Dorn

Dieser Kurs soll viele verschiedene Einblicke in die Mathematik geben: Wir beginnen mit grundlegenden Konzepten aus Logik und Mengenlehre und lernen Beweistechniken kennen, aber auch MathematikerInnen der Vergangenheit und Gegenwart, wichtige Resultate und berühmte offene Probleme aus verschiedenen Teilgebieten der Mathematik. Weiter sind unter anderem folgende Themen vorgesehen: Unendlichkeit, Verschlüsselung und Codierung, Probleme auf Graphen, Spiele, Gerechtes Teilen, Primzahlen. 

Medizinische Vortragsreihe

Dozent: Dr. Alfred Bissinger

Die medizinische Vorlesungsreihe wird im Sommersemester von Dr. Alfred Bissinger mit Kolleg*innen aus der medizinischen Fakultät organisiert und in unterschiedliche Forschungs- und Praxisfelder der Medizin Einblicke gegeben.

Physik

Dozent: PD Dr. Thorsten Nagel

Die faszinierende Welt der Physik

Glühbirnen, Fernseher, Handys, DigiCams, Kernkraftwerke... Ohne die Erkenntnisse der modernen Physik wären die meisten Erfindungen des letzten Jahrhunderts nicht möglich gewesen und wir würden auch heute noch ein recht karges Dasein fristen. Dieser Kurs gibt euch einen Einblick in die faszinierende Welt der Physik ohne den in der Schule gebräuchlichen Weg des eintönigen Rechnens einzuschlagen. Hierzu werden wir uns im Wintersemester auf eine Reise entlang der Temperaturskala machen, beginnend bei Werten von Milliarden  Kelvin und endend bei Werten von Milliardstel Kelvin, und uns die dort jeweils interessantesten physikalischen Phänomene anschauen und zu verstehen versuchen. Am Ende des Kurses wird jeder in der Lage sein, Begriffe wie "Kernfusion", "Neutrino", "Supraleitung" oder "Bose-Einstein-Kondensat" in den entsprechenden Kontext einzuordnen und mitzureden.

Beachte: Dieser Kurs findet nur im Wintersemester statt.

Psychologie

Dozentin: Dr. Ulrike Schwarz

Dieser Kurs bietet euch die Möglichkeit, das spannende Feld der Psychologie kennenzulernen -- der Lehre des menschlichen Erlebens und Verhaltens. Am Ende dieses Kurses werdet ihr etwas besser verstehen, wer wir eigentlich sind, was uns ausmacht und warum wir tun was wir tun. Wir werden uns mit verschiedenen Gebieten und Themen der Psychologie beschäftigen, u.a. mit Lernen und Gedächtnis, Emotion, Motivation und Persönlichkeit. Darüber hinaus erhaltet ihr einen Einblick in die Psychologie sozialer Interaktion und Kommunikation. Auch mit einigen Beispielen der klinischen Psychologie werden wir uns beschäftigen, u.a. mit Depression, Angststörungen und Verhaltensstörungen.

Ihr werdet euch außerdem einige methodische Kenntnisse der psychologischen Forschung aneignen und verstehen, wie psychologische Phänomene untersucht werden. Dabei werdet ihr z.B. lernen, wie ein psychologisches Experiment funktioniert und welche zunehmende Rolle neurowissenschaftliche Methoden in der psychologischen Forschung spielen.

Schließlich werden wir uns genauer damit beschäftigen, wie wir so werden wie wir sind und was in diesem Prozess schiefgehen kann. Wie lernen Kinder sich in dieser Welt zurecht zu finden? Wie entwickeln sie die Fähigkeit zu sprechen? Wie entwickelt sie ein Verständnis von sich selbst und ihrer Rolle in der Familie oder Gesellschaft? Verändern sich unsere sozialen Beziehungen im Laufe des Lebens? Gibt es im hohen Alter nur Abbauprozesse? Antworten auf diese und weitere Fragen wollen wir uns gemeinsam erarbeiten.  

Musische und kreative Fächer

Bildende Kunst

Dozent: Jürgen Klugmann

Der Kurs soll ein Angebot sein für kunstinteressierte Menschen, die selbst gerne künstlerisch tätig sein wollen. Hierfür sind Vorkenntnisse nicht nötig, das praktische Arbeiten im Atelier steht im Vordergrund.

Wir werden mit verschiedenen Materialien (Blei, Tusche, Kohle, Graphit,..) zeichnen und uns dabei mit Perspektive und Komposition, Spannung und Harmonie, Kräfte, Tiefe, Fläche und Raum, Linie, Richtung, Strich etc. auseinandersetzen. Gebundenheit und Autonomie der Zeichnung werden uns ebenso beschäftigen wie die (fließenden) Grenzen zur Malerei.

Gemalt wird sowohl mit gekauften als auch selbst gemachten Farben (Öl, Acryl, Tempera...) auf Papier, Holz und Leinwand. Wir können drucken (Holz-, Linolschnitt, Radierung), Landart machen, den Zufall kultivieren, versuchen ein völlig aussagefreies Bild zu schaffen...

Themenfelder gibt es viele, eigene Wünsche und Ideen dürfen gerne eingebracht werden.

Im Sommersemester soll jede(r) selbständig ein eigenes Projekt erarbeiten, das am Ende in einer kleinen Ausstellung gezeigt wird.

Auf Grund der Größe des Ateliers ist die Teilnehmerzahl auf maximal 12 begrenzt. Ein Durchwechseln während des Semesters ist nicht möglich, es müssen immer die selben 12 sein.

Chor

Dozent: Benjamin Geggus

Beim Chorsingen geht es darum, Freude am Singen zu entwickeln und sowohl sich selbst als auch die Mit­sänger:innen bewusst wahrzunehmen.
Gemeinsam werden wir Musik aus verschiedenen Epochen bis hin zu aktuellen Pop-Songs zum Klingen bringen.

Vorkenntnisse sind dabei nicht erforderlich.

Creative Writing

Dozentin: Eva Zeller

Literarisches Schreiben

Vom Brief, über Tagebuch, Miniatur, Porträt, Notat bis zur Kurzgeschichte, Szene und Gedicht: Hier werden literarische Texte geschrieben und gemeinsam diskutiert. Und hier lernen wir Grundsätzliches über das Handwerkszeug des Schreibens. Was sagt der Text genau? Was weiß er, was wir noch nicht wissen? Wie sprechen wir am besten über eigene Texte? Und was bitte ist Literatur?

Filmanalyse

Dozent: Dr. Harald Weiß

Filme werden viel gesehen und genossen. Filme erwirken Gefühle und Gedanken. Das Medium Film ist Kunst und Kommerz. Filme reizen nahezu alle unsere Sinne, unabhängig davon, ob wir sie auf dem Fernsehbildschirm, auf dem Computer- oder Handymonitor oder im Kino anschauen (und anhören). Warum uns Filme zum Lachen oder Weinen bringen, uns über ihre Inhalte nachdenken lassen, machen wir uns kaum bewusst. Die Wirkweisen und Gestaltungsprinzipien des Mediums Film sind den meisten Rezipienten im Vergleich zum Medium Text/Buch wenig bekannt. Dies will diese Veranstaltung ändern! In dieser Veranstaltung wird analytisch untersucht, wie Filme ihre Wirkungen und Aussagen generieren.

Filme sind auch Teil unserer (Alltags)Kultur und bilden in ihrer fast 130 jährigen Geschichte auch Ideen, soziale, politische und kulturelle Entwicklungen dieser 130 Jahre ab. Daher werden wir uns auch mit der Filmgeschichte beschäftigen, mit besonders herausragenden ‚Epochen‘ der Filmgeschichte.

Im Sommersemster werden produktiv Aussagen und Wirkungen generiert, indem ein eigener Film erstellt wird. Abgerundet wird das Ganze durch das Ausprobieren verschiedener filmischer Gestaltungsmittel.

Fotografie

Dozenten: Annerose Krebs, Timo Manz

"Es ist eine Illusion, dass Fotos mit der Kamera gemacht werden... sie werden mit dem Auge, dem Herz und dem Kopf gemacht."                  (Henri Cartier-Bresson)

In diesem Kurs entdeckt Ihr die Faszination und Magie der (analogen) Fotografie, zum Beispiel wenn - wie durch Zauberhand - im Chemiebad das Bild auf einem leeren Fotopapier erscheint.

Wir starten mit einem kurzen Blick in die Geschichte der Fotografie und sprechen dann über das Thema Bildgestaltung sowie über die Handhabung der Kamera, z.B. Blende, Belichtungszeit, Filmmaterial etc. Anschließend geht es praktisch weiter und Ihr fotografiert Eure ersten Filme anhand konkreter Aufgabenstellungen (z.B. Stadt, Portrait, Architektur, Objekt etc.) Diese Filme werden wir gemeinsam im Labor entwickeln, danach lernt Ihr selbständig in der Dunkelkammer zu arbeiten: Handhabung der Fotochemie, Kennenlernen der unterschiedlichen Fotopapiertypen, Erstellen von Fotogrammen, von Kontaktbögen und vor allem von Fotoabzügen.

Wir werden Fotos besprechen und zeitgenössische Fotografen kennenlernen z.B. über Referate oder Ausstellungen.

Da im Kolleg ein schwarz-weiss Fotolabor zur Verfügung steht, liegt der Schwerpunkt des Kurses auf dem Umgang mit Geräten aus der analogen (Silbergelatine) Fotografie. Es gibt analoge Spiegelreflexkameras zur Ausleihe, wer aber eine eigene Kamera zuhause hat, sollte diese auf jeden Fall mitbringen. Es sind auch Digitalkameras willkommen.

Im weiteren Verlauf des Kurses (vor allem im Sommersemester) werden wir ein oder mehrere künstlerische oder reportagenhafte Fotoprojekte realisieren, die am Ende des Studienjahres ausgestellt werden.

Der Kurs ist auf maximal 12 Teilnehmende beschränkt. Ein Durchwechseln während des Semesters ist nicht möglich, es müssen immer die selben 12 sein. Ein Wechsel zum Sommersemester ist natürlich möglich.

Sprachen

Französisch

Dozentin: Karine Garnier

Das Niveau richtet sich nach den Teilnehmenden.

Italienisch

Dozentin: Elena Bassi

Das Niveau richtet sich nach den Teilnehmenden.

Kompakt- und Wochenendseminare

Schreiben wissenschaftlicher Prosa (Propädeutikum, Pflicht)

Dozenten: Dr. Michael Hermann, Dr. Franz Huberth

Das Wochenendseminar zum Schreiben wissenschaftlicher Prosa dient der Einübung des Schreibens nach wissenschaftlichen Kriterien. Letztere werden detailliert vorgestellt. Anschließend wird in kleineren Gruppen schrittweise eine entsprechende Hausarbeit angefertigt. Das Thema lautet: "Fakten, Fake-News, Fälschungen - Wahrheit und Lüge im öffentlichen Diskurs der Gegenwart". Die gemeinsame Textgrundlage bildet ein eigens zu diesem Zweck zusammengestellter Reader, der im Vorfeld der Veranstaltung an alle Teilnehmer*innen verschickt wird.

Schreiben naturwissenschaftlicher Arbeiten (Propädeutikum, Pflicht)

Dozent: PD Dr. Thorsten Nagel

Das Verfassen naturwissenschaftlicher Arbeiten wird an einem Wochenendseminar im zweiten Trimester gesondert behandelt. Es beinhaltet im Vorfeld hierzu zwei Doppelstunden Excel und zwei Doppelstunden Statistik. Im Rahmen des Seminars wird in Gruppenarbeit ein kleines Experiment durchgeführt, das Grundlage des anschließenden Schreibprojektes ist. Wir beschäftigen uns hierbei u.a. mit dem formalen Aufbau naturwissenschaftlicher Arbeiten, wichtigen Regeln der Typografie und Zitierweisen.

Politisches Kompaktseminar (Propädeutikum, Pflicht)

Das politische Kompaktseminar findet in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung im Haus auf der Alb in Bad Urach statt. Das Thema wird gemeinsam von allen Kollegiat*innen bestimmt. Eine Arbeitsgruppe befasst sich anschließend mit der detaillierteren Programmgestaltung. Die oganisatorischen Details und Auswahl der Referent*innen übernimmt Tengiz Dalalishvili von der LpB in Abstimmung mit der Leitung des Leibniz Kollegs.

 

Methoden der empirischen Sozialforschung (Propädeutikum, Pflicht)

Dozentinnen: Dr. Katja K. Hericks, Mina Godarzani-Bakhtiari

Die Soziologie beschäftigt sich wie viele Wissenschaften mit Fragen des Zusammenlebens von Menschen. Der Unterschied zu Jura, Wirtschaftswissenschaften, Politologie oder Kulturwissenschaften liegt daher weniger im Gegenstand, sondern in der Art der Frage und der Weise, wie sie diese beantwortet. Die Soziologie fragt nicht, ”wie soll Gesellschaft sein?“ oder ”wie wollen wir leben?“, sondern wundert sich, wie Gesellschaft überhaupt möglich ist. Da die Gesellschaft für uns ganz selbstverständlich funktioniert, ist es gar nicht so einfach herauszuarbeiten, was Gesellschaft eigentlich ist. Die Gegenfrage: ”wie könnte Gesellschaft denn stattdessen sein?“, hilft hier bei der Entschlüsselung.

Dabei verfügt die Soziologie über einen Methodenapparat der sogenannten empirischen Sozialforschung, der grob unterteilt wird in quantitativ und qualitativ. Die quantitativen Verfahren kennen wir als Statistiken — soziale Realität wird hier vor allem in Zahlen erfasst. Qualitative Verfahren dagegen sind zumeist aufwendige interpretative Analysen mit kleinen Fallzahlen, in denen Worte und Bilder, Erzählungen und Bewegungen, Zusammenhänge und Unterschiede auf die Goldwaage gelegt werden.

Im Kurs werden wir uns mit qualitativen Verfahren von der Forschungsfrage über die Erhebung bis zur Auswertung beschäftigen und manches selber ausprobieren. Und wir werden mit dem soziologischen Blick Selbstverständliches hinterfragen und sehen, wie seltsam das ’Normale‘ ist.

Geleitet wird das Seminar von Dr. Katja K. Hericks und Mina Godarzani-Bakhtiari, die als Soziologinnen forschen und lehren.

 

Erstellen von wissenschaftlichen Postern (Propädeutikum, Pflicht)

Dozent*in: Ursula Konnertz, Thorsten Nagel

Zur Präsentation von Forschungsergebnissen auf Tagungen wird zunehmend nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in den Gesellschafts- und Geisteswissenschaften verlangt, die Ergebnisse von Arbeiten und Projekten übersichtlich und bildlich angeordnet für ein Fachpublikum oder auch eine interessierte Öffentlichkeit strukturiert aufzubereiten. Dabei kann ein künstlerisch kreativer Zugang sehr hilfreich sein. Ideal wäre die praktische Erarbeitung und Umsetzung einer Präsentation von gemeinsamen Arbeiten zum Jahresthema für das ganze Kolleg auf der Abschlussveranstaltung.

Einführung in Latex (freiwillig)

Dozent: PD Dr. Thorsten Nagel

Latex ist ein freies Textsatzsystem zum professionellen Erstellen wissenschaftlicher Texte. Es erstellt automatisch, mittels vordefinierter Klassen, ein professionelles Layout, das auf jahrhunderte langer Erfahrung der Setzer und Drucker beruht, und ermöglicht so dem Autor, sich voll und ganz auf den Inhalt zu konzentrieren. Latex ist insbesondere in der naturwissenschaftlichen Welt weit verbreitet, setzt sich aber auch in anderen Bereichen immer mehr durch.

Dieser Kurs gibt eine Einführung in den, für Neueinsteiger etwas gewöhnungsbedürftigen, Umgang mit Latex. Wir werden uns mit der Strukturierung des Dokumentes und Textes, dem Erstellen von Tabellen und Einbinden von Graphiken, dem mathematischen Zeichensatz, dem automatischen Erstellen von Literatur- und sonstigen Verzeichnissen und vielem mehr beschäftigen.