Mit ihren Erkenntnissen konnte die Wissenschaftlerin zeigen, dass kleine bis mittelgroße Beutetiere im Ganzen zum Fundort gebracht und dort mithilfe zahlreicher Steingeräte zerlegt wurden. Es gibt wenig Anzeichen, dass sich fleischfressende Tiere an den Kadavern bedienten. Dies und der hohe Anteil junger erwachsener Tiere lässt Cobo-Sánchez darauf schließen, dass die Tiere gezielt aus dem Hinterhalt gejagt wurden.
Darüber hinaus bietet ihre Arbeit grundlegenden Einblick in das Sozialverhalten unserer frühen Vorfahren. Das wiederholte Aufsuchen des Ortes über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren weist auf eine Nutzung als zentralen Platz hin, an dem vermutlich die Nahrung geteilt wurde. Neben Jagdbeute transportierten die Menschen auch große Mengen Rohmaterial zur Herstellung von Steingeräten dorthin. „Offensichtlich prägten in dieser frühen Zeit bereits Planung, Kooperation und koordiniertes Verhalten das enge menschliche Miteinander“, sagt die Preisträgerin. Die große Zahl von Knochen- und Gerätefunden auf engem Raum zeigen jedoch ein Verhalten, das sich sehr deutlich sowohl von dem anderer Primaten als auch moderner Menschen unterscheidet.
Lucía Cobo-Sánchez studierte an den Universitäten Madrid und Tübingen Archäologie mit Schwerpunkt Vorgeschichte und Archäozoologie. Für ihren Master an der Universität Cambridge wählte sie den Studiengang “Human Evolutionary Studies“. Ihre Promotion in Vorgeschichte schloss sie 2020 an der Universität Madrid ab. Seit 2021 forscht sie an der Universität Köln in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Eleftheria Paliou und Dr. Tilman Lenssen-Erz im vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekt „Modellierung prähistorischen Jagdverhaltens“.
Der mit 5000 Euro dotierte Förderpreis für Urgeschichte und Quartärökologie ist von der Mineralwassermarke EiszeitQuell gestiftet und wurde in diesem Jahr zum 24. Mal vergeben.
Antje Karbe