Musikwissenschaftliches Institut

August–Halm-Archiv

Das August-Halm-Archiv am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen (heute als Bestand der Gesellschaft für Musikgeschichte in Baden-Württemberg) enthält Kompositionen Halms in Manuskripten und Drucken, Schriften, Cassetten-Aufnahmen einzelner Werke sowie Akten der seinerzeitigen August-Halm-Gesellschaft.
August Halm Gesellschaft. Verzeichnis der Bestände im August-Halm-Archiv, 20 S. Tübingen 1961.

August Halm

geboren 1869 in Großaltdorf (Landkreis Schwäbisch Hall), studierte in Tübingen Theologie und Musik bei Emil Kauffmann. Nach einem Pfarrvikariat in Bempflingen wechselte er nach München zu Josef Rheinberger. Er wirkte dann langjährig als Musikerzieher an der Freien Schulgemeinde Wickersdorf (Thüringen) und gehörte zu den Initiatoren der Jugendmusikbewegung. August Halm starb 1929 in Saalfeld an der Saale.
Als Komponist zeigte sich Halm zunächst, dem Einfluss Kauffmanns folgend, von Anton Bruckner und Hugo Wolf geprägt und knüpfte später vornehmlich an Formen und Techniken der Bachzeit an (Sinfonien, Serenaden, Konzerte, Kammermusik, darunter Streichquartette und Sonaten, Klavierwerke, Lieder).
Auf einer dritten Ebene erlangte Halm Bedeutung durch seine Schriften, in denen er sich vornehmlich Strukturen und Formprozessen in der Musik widmete (Harmonielehre, 1900, ²1917; Von zwei Kulturen in der Musik, 1913, ³1947; Die Symphonie Anton Bruckners, 1913, ²1923; Von Grenzen und Ländern der Musik, Gesammelte Aufsätze, 1916, neu hrsg. als Von Form und Sinn der Musik, 1978; Einführung in die Musik, 1926, ²1965; Beethoven, 1927; Aufsätze, Essays, Besprechungen.
Halm trat auch als Aquarellmaler und Zeichner hervor; einige seiner Bilder befinden sich im Bestand des Archivs sowie der Graphischen Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen. 
 

Literatur (Auswahl)

  • Lee A. Rothfarb: August Halm (1869–1929). Öffentlicher Intellektueller und musikalisches Gewissen seiner Zeit, in: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 2019/20 25 (2020), S. 285–292.
  • Thomas Kabisch: Musik als „selbständiger Geist“ und gesellschaftliche Praxis. August Halms Instrumentalschulen als musikalische Komposition, in: Musik an württembergischen Lehrerseminaren. Bericht der wissenschaftlichen Tagung anlässlich der Gründung des Esslinger Lehrerseminars im Jahre 1811, hrsg. von Joachim Kremer, Neumünster 2015, S. 249–272.  
  • Manfred Hermann Schmid: Mozart der Unfertige. Zur musikalischen Phänomenologie von August Halm, in: Mozart neu entdecken. Theoretische Interpretationen seines Werks, hrsg. von Gernot Gruber und Siegfried Mauser, Laaber 2012 (Das Mozart-Handbuch 7), S. 167–179.
  • Lee A. Rothfarb, August Halm. A Critical and Creative Life in Music, Rochester 2009.
  • August Halm (1869–1929). Katalog zur Ausstellung des Geschichts- und Altertumsvereins Esslingen am Neckar vom 15. Juni – 5. Juli 1981 im Alten Rathaus zu Esslingen, Katalogbearbeitung: Gudrun Maria Hawle, Margarete Kollmer und Robert Maschka, Esslingen 1981.

Nachlass

Weitere zentrale Teile des Nachlasses befinden sich im:

Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv Marbach

Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein

Handschriften-Abteilung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart (Jörg Martin, Nachlass Halm-Siegele, mit Werkverzeichnis und Bibliographie, pdf, 136 S.)

Kontakt

Jörg Büchler M. A.
Eberhard Karls Universität Tübingen
Musikwissenschaftliches Institut
Schulberg 2 (Pfleghof)
72070 Tübingen

 +49 (0)7071 29-74021
joerg.buechlerspam prevention@uni-tuebingen.de


Aktuelles

August-Halm-Preis

Seit 1989 verleiht die Stiftung August-Halm-Preis an der Musikhochschule Trossingen alle drei Jahre den August-Halm-Preis an Persönlichkeiten, deren Wirken ein ästhetisches Wertbewusstsein fördern hilft (Preisträger u. a. Ernest Bour, Aloys Kontarsky, ensemble recherche Freiburg).

Forschungsprojekt „Musiktheorie im Kontext August Halm“

Das Forschungsprojekt „Musiktheorie im Kontext August Halm“ wird in Trossingen unter Leitung von Thomas Kabisch durchgeführt und umfasst Editionen von Schriften Halms. 

Halms Klavierübung

Halms Klavierübung (1918/19), einst ein viel und bis heute noch gelegentlich genutztes Lehrwerk, wird im Rahmen des Trossinger Forschungsprojektes in der Reihe der Faksimile-Ausgaben der Denkmäler der Musik in Baden-Württemberg neu vorgelegt: Band 2: August Halm (1869–1929). Klavierübung; ein Lehrgang des Klavierspiels nach neuen Grundsätzen, zugleich erste Einführung in die Musik (1918/19), vorgelegt von Thomas Kabisch, Linde Großmann und Martin Widmaier, Berlin: Ortus Musikverlag 2019.

150. Geburtstag 2019

Vom 28. Juli bis 6. Oktober 2019 zeigt das Hällisch-Fränkische Museum Schwäbisch Hall in Kooperation mit der Gesellschaft für Musikgeschichte in Baden-Württemberg und der August-Halm-Gesellschaft eine Kabinettausstellung zu Leben und Wirken des Komponisten, Theologen, Musikpädagogen und Malers.

Festakt mit Konzert

Am 20. Oktober 2019 findet ein Festakt mit Konzert im Pfleghofsaal des Musikwissenschaftlichen Instituts Tübingen statt. Festrede: Prof. Dr. Lee Rothfarb (Univ. of California, Santa Barbara), 18.15 Uhr: Konzert mit dem Lotus String Quartet (Streichquartette von August Halm und Ludwig van Beethoven)