Uni-Tübingen

Doing sex - an ethnographic study of sex as social practice in Botswana

Projektleitung: Dr. Sabine Klocke-Daffa

Doktorandin: Karin Pfister M. A.

Im Rahmen des Promotionsverbundes “Netzwerke und Ressourcenkomplexe” soll der „Ressourcenkomplex Sexualität“ in Botsuana (südliches Afrika) untersucht werden. Es wird gefragt, welche Rolle der Ressourcenkomplex Sexualität bei der Schaffung, Erhaltung und Veränderung sozialer Strukturen spielt. Sexualität wird je nach wissenschaftlicher Betrachtung als ein biologisches oder kulturelles Phänomen betrachtet. In jedem Fall kann man immer davon sprechen, dass Reproduktion eine wichtige Rolle spielt. Aus Sicht der Biologie geht es dabei um die Reproduktion von Nachkommen, aus Sicht der Sozial- oder Kulturwissenschaften geht es u.a. um Reproduktion von sozialen Strukturen. Letztere steht im Mittelpunkt dieses Projekts und soll anhand von drei verschiedenen Untersuchungseinheiten betrachtet werden.

Emische Konzepte von Sexualität

Eine erste Untersuchungseinheit untersucht die emischen Konzepte der sozialen Beziehungen, indem nach der Bedeutung und Funktion von Sexualität in der Gesellschaft der Batswana gefragt wird. Wichtige Untersuchungsfragen sind etwa: Welcher normativen Bewertung unterliegen sexuelle Beziehungen? Welche Rolle spielt die Reproduktion in sexuellen Beziehungen? Kann Sexualität an sich als Ressource verstanden werden, oder ist sie das Mittel um an Ressourcen heranzukommen?

Netzwerke sexueller Beziehungen

Eine zweite Untersuchungseinheit beschäftigt sich mit den so genannten "multiple concurrent partnerships" (MCP). Das ist eine polygame Beziehungsform, bei der Männer wie Frauen parallele sexuelle Beziehungen mit mehreren Partnern führen. Hier interessiert vor allem die soziale Struktur, die sich durch diese MCP ergibt. Es wird davon ausgegangen, dass sich durch die MCP sexuelle Netzwerke bilden, innerhalb derer verschiedene Ressourcen getauscht werden. So sollen in diesem Untersuchungskomplex vor allem Netzwerke mit Hilfe der ethnologischen Netzwerkanalyse erstellt und analysiert werden. Ebenfalls untersucht werden sollen die Tauschprozesse, die innerhalb der sexuellen Netzwerke zu beobachten sind. Relevante Untersuchungsfragen sind z.B.: Welche sozio-kosmologischen Bedingungen des Tauschs gibt es? Welcher Wert wird den Tauschgütern zugeschrieben? Wer profitiert von dem Tausch? (Individuen oder Kollektive?)

Das Zusammenspiel von Sexualität und Ressourcen

Nachdem die Netzwerkstruktur dieser sexuellen Beziehungen untersucht wurde, soll in einer dritten Untersuchungseinheit der gesamte Ressourcenkomplex Sexualität in den Fokus der Forschung rücken. D.h., es soll erklärt werden, wie der Ressourcenkomplex Sexualität bei den Batswana beschaffen ist und welche Rolle dabei die Netzwerke spielen. Dazu sollen die zwei zentralen Arbeitshypothesen des Promotionsverbundes „Netzwerke und Ressourcenkomplexe“ überprüft werden: (1) Trifft es zu, dass die Tauschprozesse, die in den sexuellen Beziehungen der Batswana eine wichtige Rolle spielen, eine bestimmte Struktur der Beziehungen benötigen? (2) Und müssen die Ressourcen im Ressourcenkomplex Sexualität auf eine bestimmte Weise zueinander bezogen sein, um deren Wirkung zu entfalten?