Heidenheim in Mittelfranken war mit Sicherheit nie das Zentrum der bekannten Welt. Doch ist mit dem Ort die wechselhafte Geschichte eines Klosters verbunden, das seine Bedeutung nicht zuletzt durch seine Gründertradition erhalten hatte. Die vermutlich 752 ins Leben gerufene geistliche Gemeinschaft gehörte zu den ältesten in der Region. Bonifatius, Willibald, Wunebald und Walpurga sind klangvolle Namen, die man mit seiner Gründung in Verbindung bringt.
Fast ein halbes Jahrtausend später, im 12. Jahrhundert wurde das Kloster Zentrum eines Konflikts, der sogar Päpste und Könige beschäftigte. Die darüber bis heute erhaltene Überlieferung ist – mit immerhin zwei Texten – vergleichsweise reichhaltig. Sie lag der Wissenschaft allerdings bislang nur in einem Druck des frühen 17. Jahrhunderts vor und war einer breiteren Öffentlichkeit mithin fast unzugänglich. Hier für Abhilfe zu sorgen hatte sich ein am Seminar für mittelalterliche Geschichte der Universität Tübingen angesiedeltes Projekt unter Leitung von Christian Schwaderer zur Aufgabe gemacht. Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Es galt zunächst, nach Transkription und Autopsie der einzigen erhaltenen Handschrift klassisch editionsphilologisch einen gesicherten Text herzustellen. Daneben allerdings war von Anfang an der Einsatz modernster Digitalmethoden zur Tiefenerschließung der Überlieferung geplant. So ist es heute selbstverständlich, hochauflösende Abbildungen der Handschrift zur Edition beizugeben, um den Nutzern einen unmittelbaren Zugang zur Überlieferung zu ermöglichen. Management und Hosting der Handschriftendigitalisate hat die UB Tübingen übernommen. Großer Wert wurde darauf gelegt, die traditionellen Elemente historischer Texteditionen mit Möglichkeiten modernen Webdesigns zu kombinieren. Der Nutzer kann Elemente (etwa die Übersetzung oder den kritischen Apparat) ein- und ausblenden. Mittels verschachtelter Links, Kommentarkategorien und Modal-Fenster sind eine Vielzahl von Zusatzinformationen zum Text interaktiv auswähl- und einblendbar.
Selbstverständlich sind die im XML-TEI-Standard vorliegenden Forschungsdaten öffentlich zugänglich und damit die Editionsdaten jenseits der eigenen Nutzeroberfläche nutzbar. So ist eine Vielzahl von Nachnutzungsszenarien denkbar.
Das Hosting der Web-Applikation wurde vom Tübinger eScience-Center übernommen.
Die Edition befindet sich auf dem Stand von Januar 2016.