Aktuelles
01.10.2015
Lehrer und Forscher an einem Tisch
„Tag der Wissenschaft“ von LEAD
Wie können Schulen und Wissenschaft in Sachen Bildungsforschung besser zusammenarbeiten? Zu dieser Frage diskutierten am Dienstag, 29. September 2015, rund 40 Lehrer und Forscher beim zweiten „Tag der Wissenschaft“ von LEAD und vom Regierungspräsidium Tübingen im Festsaal der Alten Aula. Daneben stellten an der Graduiertenschule beteiligte Wissenschaftler aktuelle Befunde aus der Bildungsforschung und deren Relevanz für den Schulalltag vor.
Politiker und Lehrkräfte, aber auch Eltern und Schüler wollen wissen, wie Bildungsprozesse besonders gut gelingen. Will man sich nicht auf Meinungen und Ideologien verlassen, benötigt man verlässliche wissenschaftliche Daten. Doch Studien an Schulen werden oft abgelehnt – zu viel Aufwand, schlechte Erfahrungen, heißt es von Schulseite. Wie also kann die wissenschaftliche Erforschung von Bildungsprozessen für beide Seiten - Praxis und Wissenschaft - gewinnbringend gelingen?
Forschung an Schulen aus verschiedenen Perspektiven
Beim „Tag der Wissenschaft“ beleuchteten die verschiedenen involvierten Parteien in einer Podiumsdiskussion das Thema aus ihrer jeweiligen Perspektive. Dr. Christiane Bertram, Wissenschaftlerin am Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung und abgeordnete Lehrerin, berichtete, welche Bedeutung die Befragung von Schülern für ihr Forschungsprojekt zur Wirksamkeit von Zeitzeugenbefragungen im Geschichtsunterricht hatte und wie eine Studie samt Abstimmung mit dem Regierungspräsidium abläuft. Reinhard Ilg, Lehrer am Tübinger Wildermuth-Gymnasium, schilderte die Herausforderungen für die Gegenseite: „Ich musste andere Lehrer für die Studie gewinnen und alles organisieren, was nicht so einfach ist. Aber insgesamt war es unproblematisch, es hat alles funktioniert.“ Die Sicht der Verwaltung repräsentierte Dr. Stephan Podes vom Regierungspräsidium, der betonte, wie wichtig es sei, dass auch die Verwaltungsseite über sämtliche an Schulen laufende Studien informiert ist. Moderiert wurde die Runde von Professor Benjamin Nagengast, dem stellvertretenden Direktor der Graduiertenschule LEAD. In der anschließenden Diskussion schilderten weitere Lehrerinnen und Lehrer ihre Erfahrungen mit Studien, äußerte Kritik und Verbesserungsvorschläge. So wünschten sich manche, die sich mit einer Flut von Studienanfragen konfrontiert sehen, eine bessere Planbarkeit. „Das ist auch im Sinne von LEAD“, stellte Professor Ulrich Trautwein, Direktor von LEAD, klar. „Bei LEAD arbeiten wir daran, dass es künftige größere, aber weniger Studien gibt. Wir möchten damit zu einer insgesamt verbesserten Forschungspraxis beitragen.“
Tablets im Unterricht
Professor Peter Gerjets konnte in seinem Vortrag über die Potenziale von Tablets im Unterricht die Bedenken um eine Überdigitalisierung der Schüler zerstreuen. „Es gibt keinen Grund zur Sorge, aber Evidenz fehlt“, sagte er. Am Beispiel des Chemiebuchs „eChemBook“ stellte er die Merkmale eines guten digitalen Schulbuchs vor. „Es ist nicht wichtig, dass alles blitzt und funkelt“, sagte Gerjets, „so ein digitales Schulbuch sieht oft viel karger aus als man annimmt.“ In den folgenden Workshops konnten die Teilnehmer dann die digitalen Schulbücher selbst ausprobieren und erfuhren unter anderem mehr darüber, wie sich Unterrichtsqualität erfassen lässt, wie körperliche Erfahrungen das Verarbeiten von Zahlen beeinflussen und wie sich Schüler für Mathematik motivieren lassen.
Schulen und Wissenschaft kooperieren
Der „Tag der Wissenschaft“ ist Teil des Kooperationsprogramms „Wissenschaft und Schule“ der Graduiertenschule LEAD, bei dem Bildungseinrichtungen aus der Region Partnerschule werden können, um so den Nutzen von wissenschaftlichen Studien an Schulen für beide Seiten zu maximieren.
Über den "Tag der Wissenschaft" berichtete das Schwäbische Tagblatt am 30.09.2015 in dem Artikel <link file:264726 download file>"Dialog fördert Verständnis".
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