Uni-Tübingen

A 02

Kulturelle Verflechtungen am unteren Guadalquivir – Interagierende RessourcenKulturen und sozio-kultureller Wandel im Süden der Iberischen Halbinsel

Fachklassifizierung

Ur- und Frühgeschichte
Ethnologie




Die Charakterisierung von RessourcenKulturen und eine synthetisierende Gesamtschau längerfristiger sozio-kultureller Entwicklungen in Verbindung mit der Nutzung von Ressourcen im Süden der Iberischen Halbinsel stehen im Fokus des Teilprojekts. Zwei Fallstudien aus verschiedenen Epochen verfolgen einen kulturanthropologischen Ansatz. Eng verknüpfte archäologische und ethnologische Forschungen zu den sozialen, ökonomischen und kulturellen Implikationen des Aufeinandertreffens unterschiedlicher Vorstellungen, Praktiken und Mensch-Ding-Beziehungen im Umgang mit Ressourcen, auch unter Berücksichtigung von RessourcenKomplexen, am unteren Guadalquivir werden vergleichend untersucht. Die Analyse zweier aus kulturellen Verflechtungen entstandenen RessourcenKulturen soll Aufschluss über verschiedene, mit der Ressourcennutzung verbundene, sozio-kulturelle Dynamiken erbringen. Der epochenübergreifende Vergleich einer solchen Konstellation soll dazu beitragen, die mit den beschriebenen Prozessen verbundenen sozio-kulturellen Dynamiken besser zu erfassen und bei einer Modellbildung unterstützend zu wirken. Ziel der Untersuchung ist es einerseits zu identifizieren, was kennzeichnend für die jeweiligen RessourcenKulturen ist und andererseits welche Bereitschaft zu Veränderungen oder kulturellen Resilienzen existierten.

Die Forschungen sind, wie in der zweiten Förderphase, interdisziplinär archäologisch-ethnologisch konzipiert, indem vergleichend je ein Beispiel von interagierenden RessourcenKulturen aus der Vorgeschichte und ein Beispiel aus der Moderne gegenübergestellt werden. Im Falle der Vorgeschichte sollen die Einflüsse auf die regionale, aus bronzezeitlicher Tradition heraus erwachsene agropastorale RessourcenKultur im Mündungsgebiet des Guadalquivir durch phönizische „Immigranten“ analysiert werden, die sich seit dem 9./8. Jh. v. Chr. an den Küsten des Südens der Iberischen Halbinsel niederließen. Diese waren deutlich mehr auf die Erschließung von Rohmaterialien (vor allem Metalle) und Erzeugung von Agrarprodukten für den überregionalen Austausch, mit dem Hintergrund der Gewinnmaximierung, orientiert. Die ethnologische Fallstudie widmet sich der Verbindung der bereits in der zweiten Förderphase untersuchten, vor allem durch Landwirtschaft und Viehzucht geprägten RessourcenKultur im Westen Andalusiens und mit Einflüssen durch britische Siedler, die, im Zuge der Ende des 19. Jh. einsetzenden Bergbauaktivitäten britischer Montanfirmen in Erzlagerstätten, vor allem in der Provinz Huelva, ins Land kamen. Da auch für die Phönizier die Nutzung dieser großen Rohstoffvorkommen einen der wichtigsten Faktoren für ihre Einwanderung darstellte, ist hier eine direkte Korrelation der Arbeitsgebiete gegeben. Ziel des Teilprojektes ist es, mittels des SFB 1070 Ressourcenkonzepts aus der Analyse von kulturellen Verflechtungen einerseits und dem Vergleich von ressourcenbedingten Wandlungsprozessen in zeitlich deutlich verschiedenen Epochen andererseits, Einsichten für ein breiteres Verständnis dafür zu bekommen, was in Bezug auf Ressourcen die Prozesse der Nachahmung, Aneignung und Integration fördert oder begrenzt oder Homogenisierung verhindert.