Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2025: Leute

Neu berufen an die Universität Tübingen


Juniorprofessorin Dr. Heike Bormuth

W1-Juniorprofessur für Digitale Bildung im Bereich Geschichte, Kultur und Gesellschaft (Philosophische Fakultät)

Zum 15. Juni 2025 hat Heike Bormuth die W1-Juniorprofessur für Digitale Bildung im Bereich Geschichte, Kultur und Gesellschaft am Institut für Geschichtsdidaktik und Public History angetreten. Nachdem sie ihr Studium der Geschichte und Anglistik an der Universität Mannheim mit dem Erstes Staatsexamen abschloss, wurde sie 2016 mit einer Arbeit zum Thema „Patrons of the Priests – Kirchliche Patronage im Spannungsfeld englischer Reformation und Religionspolitik (1540–1630)“ an der Universität Mannheim promoviert. Das Forschungsprojekt setzt sich mit den Patronage-Rechten zur Zeit der englischen Reformation auseinander und beobachtet dabei unterschiedliche Strategien im englischen Norden und Süden. Nach ihrer Promotion wechselte Heike Bormuth an die Universität Hamburg, wo sie von 2017 bis 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen BMBF-geförderten Projekten u.a. zur Verbesserung der Lehrerbildung tätig war. 2021 schloss sie ihr Zweites Staatsexamen ab. Anschließend ging sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Universität Rostock. Dort übernahm sie Lehrtätigkeiten an den Lehrstühlen Didaktik der Geschichte und Mittelalter. 2023 kehrte sie an die Universität Hamburg zurück, um in Kooperation mit der Universität Tübingen an einem BMBF-Projekt zur Entwicklung innovativer Ansätze für digitales Lehren und Lernen mitzuwirken.

Die Verbindung von Didaktik und Digitalität im Bereich Geschichte ist das Forschungsfeld von Heike Bormuth. Ein wesentlicher Schwerpunkt ist die Digitale (Geschichts-)Kultur, in der Geschichte unter digitalen Bedingungen entworfen, wahrgenommen und ausgehandelt wird: Wie präsentiert sich Geschichte digital? Wie werden Vergangenheitszusammenhänge in einer Gegenwart gedeutet, die von Digitalität geprägt ist? Wo begegnen uns digitale Geschichtserzählungen (beispielsweise in Videospielen)? In Bezug auf Bildungskonzepte für Geschichtsvermittlung fragt Heike Bormuth, wie Jugendliche digitale Geschichte wahrnehmen, um dort Bildungsprozesse anzuknüpfen.

Franziska Hammer


Professorin Dr. Cecilia Bruzelius

W3-Professur für Vergleichende Sozialpolitik und Migrationsforschung (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät)

Cecilia Bruzelius hat zum 1. Oktober 2024 die W3-Professur für Vergleichende Sozialpolitik und Migrationsforschung übernommen. Ihre akademische Laufbahn begann mit einem Studium der Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Uppsala in Schweden. Anschließend setzte sie ihre Ausbildung an der London School of Economics and Political Science fort, wo sie 2012 den Master of Science in Vergleichender Politikwissenschaft erwarb. 2018 wurde sie an der University of Oxford promoviert. Ihre Dissertation mit dem Titel „Lokale Verwaltung der europäischen Sozialbürgerschaft“ widmete sich der lokalen und nationalen Steuerung der Freizügigkeit sowie den grenzüberschreitenden sozialen Rechten von EU-Bürgerinnen und -Bürgern. Zwischen 2017 und 2019 war sie am Institut für Politikwissenschaft der Universität Tübingen tätig, bevor sie dort eine Juniorprofessur für Europäische öffentliche Politik übernahm. In den Jahren 2023 bis 2024 lehrte und forschte sie als Assistenzprofessorin für Politikwissenschaft an der Universität Kopenhagen. Seit 2024 ist sie wieder an der Universität Tübingen tätig – nun als Inhaberin des Lehrstuhls für Vergleichende Sozialpolitik und Migration.

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen an der Schnittstelle von Sozialpolitik, Migration und europäischer Integration. Besonders interessiert sie sich für die Wechselwirkungen zwischen Migration und Sozial- und Wirtschaftspolitik. Zu ihren Interessenschwerpunkten zählen die sozialen und ökonomischen Rechte von Migrantinnen und Migranten, Fragen der Migrationspolitik, die Praxis und Politik der Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union sowie die Politik der Auswanderung.

Franziska Hammer


Professorin Dr. Maria Knobelsdorf

W3-Professur für Informatik und ihre Didaktik (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)

Maria Knobelsdorf hat zum 1. Oktober 2024 die neue W3-Stiftungsprofessur für Informatik und ihre Didaktik übernommen. Die von der Carl-Zeiss-Stiftung für zehn Jahre gestiftete und dafür erstmalig eingerichtete Professur für Informatik und ihre Didaktik ist dem Fachbereich Informatik an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zugeordnet, wo der gleichnamige Lehrstuhl von Prof. Knobelsdorf aufgebaut wird. Der Lehrstuhl verantwortet die Lehramtsstudiengänge des Fachbereichs Informatik und steht dazu im regen Austausch mit der Tübingen School of Education, der fakultätsübergreifenden wissenschaftlichen Einrichtung für Lehrkräftebildung an der Universität Tübingen. 

Knobelsdorfs Forschungsschwerpunkte liegen auf Fragestellungen zu Fachinteresse und Zugänglichkeit informatischer Bildung, der Rolle digitaler Lehr-Lern-Umgebungen für den Programmierunterricht im Sekundarbereich und zur Ausbildung logisch-analytischer Grundkompetenzen im Informatikstudium. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Fragen zur Fachdisziplin und Professionalisierung im Lehramtsstudium Informatik. Ihre Forschung ist qualitativ-empirisch ausgerichtet mit theoretischen Bezügen zu sozio-kognitiven Theorien, Pädagogischer Psychologie und Allgemeiner Didaktik.

Knobelsdorf studierte Informatik und Mathematik an der Freien Universität Berlin, wo sie 2011 zu biographischen Lern- und Bildungsprozessen im Handlungskontext der Computernutzung promovierte. Weitere Stationen führten sie an die Universitäten Potsdam, Oldenburg und Dortmund, an die New York University, an das New York City Department of Education sowie an die Bronx Academy of Software Engineering, einer staatlichen High School in New York City. Von 2015 bis 2018 war sie Juniorprofessorin für Computer Science Education an der Universität Hamburg und von 2018 bis 2024 Professorin für Didaktik der Informatik an der Universität Wien an, bevor sie dem Ruf an die Universität Tübingen folgte. 

Franziska Hammer


Professor Dr. Seong Joon Oh

W2-Professur für Scalable Trustworthy AI  (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)

Seit März 2024 hat Seong Joon Oh die W2-Professur für Scalable Trustworthy AI im Fachbereich Informatik an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät inne.

Seong Joon Oh studierte von 2010 bis 2014 an der University of Cambridge Mathematik. 2018 promovierte er am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken im Bereich Computer Vision und Machine Learning zum Thema: Image Manipulation against Learned Models: Privacy and Security Implications. Nach Stationen in den USA und Südkorea ist Seong Joon Oh seit 2022 an der Universität Tübingen und leitet die Arbeitsgruppe STAI (Scalable Trustworthy AI) im Bereich Maschinelles Lernen. Er forscht und arbeitet damit in einem Feld, das sich in den vergangenen 10 Jahren rasant entwickelt hat. Im Fokus seiner Forschung steht das Vertrauen in Künstliche Intelligenz. AI biete großes Potential, unsere Arbeitswelt umfassend zu verändern, weise aber aktuell noch Defizite auf, insbesondere in der Anwendung auf neue Situationen. Um verlässlich mit AI arbeiten zu können, müsse man wissen, was die AI nicht leisten kann und warum sie dazu nicht in der Lage ist, um die Leistungsfähigkeit der AI zu verbessern. In seinen Lehrveranstaltungen möchte Seong Joon Oh den Studierenden ein klares Verständnis der aktuellen Forschung im Bereich Maschinelles Lernen vermitteln. 

Franziska Hammer


Professorin Dr. Dr. Caroline Rometsch

W2-Professur für Translationale Psychosomatische Medizin (Medizinische Fakultät)

Zum 1. November 2025 hat Professorin Dr. Dr. Caroline Rometsch die W2-Professur für Translationale Psychosomatische Medizin an der Medizinischen Fakultät angetreten.

Caroline Rometsch studierte parallel Humanmedizin und Psychologie an der Universität Tübingen. Ihre erste Promotion zum Dr. med. widmete sie der „Versorgungsforschung bei Patient:innen mit Depressionen“, bevor sie anschließend auch ihr Psychologiestudium mit dem Master of Science erfolgreich abschloss. Im Jahr 2025 promovierte sie ein zweites Mal im Kontext der europäischen Marie-Skłodowska-Curie-Förderlinie (Horizon 2020), eingebettet in das internationale ITN-Programm ETUDE (Encompassing Training in Functional Disorders across Europe) an der Universität Florenz über die „Prävalenz funktioneller Störungen sowie Prädiktoren für den Therapieerfolg somatoformer Erkrankungen“. Ergänzend qualifizierte sie sich im Bereich Gesundheits- und Unternehmensmanagement mit dem Master of Health and Business Administration (MHBA) an der FAU Nürnberg.

Klinisch spezialisierte sich Professorin Rometsch in der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen, der Universitätsmedizin Essen sowie der Universitätsmedizin Magdeburg. Zuletzt war sie dort als Oberärztin tätig und leitete die Hochschulambulanz mit klinischen Angeboten zur multimodalen Behandlung chronischer Schmerz- und Stressfolgeerkrankungen.

Wissenschaftlich liegt ihr Schwerpunkt auf den somatoformen Störungen, insbesondere der chronischen Schmerzstörung. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung und Evaluation innovativer therapeutischer Ansätze, darunter neuromodulatorische Verfahren, digital unterstützte Interventionen sowie gruppenpsychotherapiebasierte Behandlungsmodelle. Ihre Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle von klinischer Versorgung, experimenteller Forschung und translationalen Transferprozessen. Sie ist zudem Mitglied der europäischen Forschungsinitiative EURONET-SOMA und arbeitet in diesem Rahmen regelmäßig in internationalen Forschungskooperationen. Darüber hinaus ist Caroline Rometsch PI des multizentrischen DZPG-Projekts zu Fatigue, das an mehreren universitätsmedizinischen Standorten durchgeführt wird und die biopsychosoziale Charakterisierung sowie die Entwicklung und Erprobung neuer Interventionsmodule zur Behandlung von Fatigue fokussiert.

Professorin Rometsch ist als Gutachterin für mehrere internationale wissenschaftliche Fachzeitschriften tätig und engagiert sich fachpolitisch unter anderem in der Weiterentwicklung der psychosomatischen Versorgung sowie in der Nachwuchsförderung. Sie ist Teil der Schriftenleitung der Zeitschrift Ärztliche Psychotherapie.

Mit der Professur für Translationale Psychosomatische Medizin verfolgt Caroline Rometsch das Ziel, die psychosomatische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen und funktionellen Körperbeschwerden weiterzuentwickeln und wissenschaftlich fundierte Behandlungsansätze in die klinische Praxis zu transferieren.

Karin Mainusch


Juniorprofessorin Dr. Maria Spyrou

W1-Juniorprofessur für Mikrobielle Archäogenomik (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)

Maria Spyrou hat zum 1. Januar 2025 die W1-Juniorprofessur für Mikrobielle Archäogenomik am Fachbereich Geowissenschaften der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät angetreten. Ihr Studium der Biomedizinischen Wissenschaften schloss sie 2011 an der Universität Southampton mit dem Bachelor of Science ab. Ein anschließendes Masterstudium in Medizinischer Mikrobiologie führte sie an die London School of Hygiene and Tropical Medicine. Nach ihrem Masterabschluss 2012 nahm sie ein Promotionsstudium an der Universität Tübingen auf, wo sie 2018 den Doctor of Archaelogical Science erlangte. 

Unter den Stichworten „Paläopathologie“ und „Genomik alter Krankheitserreger“ erforscht Maria Spyrou ansteckende Krankheiten auf der Basis molekularer Daten, um so ihre geschichtliche Entwicklung nachzuvollziehen. Mithilfe von Spuren pathogener DNA in alten menschlichen Überresten aus verschiedenen archäologischen Kontexten rekonstruiert sie alte Pathogen-Genome und analysiert deren Verbreitung. Im Fokus ihrer Promotionsstudien stand die Erforschung historischer Pestepidemien im Mittelalter. Bahnbrechend waren die Ergebnisse im Rahmen eines anschließenden Forschungsprojekts zur Geschichte des Pesterregers Yersinia pestis: Die zweite Pestwelle war eine der größten Epidemien der Menschheitsgeschichte, ihr sind vermutlich bis zu 60 Prozent der Bevölkerung in Europa und im Westen Asiens erlegen. Lange hatten sich die Vermutungen zu ihrem Ursprung auf China konzentriert. Ein Forschungsteam, das Maria Spyrou leitete, konnte die ersten Ausbrüche zu Beginn des 14. Jahrhunderts mittels DNA-Analyse im heutigen Kirgisistan nachweisen. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt, gefördert als ERC Starting Grant, erforscht Maria Spyrou prähistorische Epidemien in der Bronzezeit.

Franziska Hammer


Professor Dr. Jan Tchorz

W3-Professur für Physiologie (Medizinische Fakultät)

Herzlich begrüßen wir Herrn Professor Dr. Jan Stephan Tchorz auf seiner neuen W3-Professur für Physiologie, verbunden mit der Leitung des Instituts für Vegetative und Klinische Physiologie, die er am 01.08.2025 an der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen angetreten hat.

Jan Tchorz studierte Biologie an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale mit einer Diplomarbeit an den Novartis Institutes for BioMedical Research (NIBR) in Basel, Schweiz. Dort entwickelte er ein System zur Generierung transgener Mäuse und erhielt dafür 2006 den Kurt-Mothes-Preis. 

2010 promovierte er mit summa cum laude (PhD in Neuroscience) bei Professor Dr. Bernhard Bettler am Physiologischen Institut der Universität Basel. Seine Arbeiten befassten sich mit der Rolle des Notch2-Signalwegs während neuronaler Entwicklung, Regeneration und Tumorentstehung. Parallel baute er einen eigenen Forschungszweig zur Leberphysiologie auf und wurde für seine Beiträge zur Pathophysiologie des Alagille-Syndroms mit dem Swiss Junior Hepatology Prize ausgezeichnet.

Direkt nach seiner Promotion übernahm Jan Tchorz eine Group-Leader-Stelle bei NIBR in Basel. Bis zu seiner Berufung nach Tübingen leitete er dort verschiedene Forschungsteams und war zuletzt als Associate Director der exploratorischen Disease Area (DAx) für Forschungslabore in Basel (CH) und Cambridge (USA) verantwortlich. Sein Team erforschte regulatorische Mechanismen von Regeneration, maladaptive Repair, Metabolismus und Zellidentität. Er war an der Entwicklung zahlreicher Wirkstoffkandidaten (Small Molecules, Antikörper, siRNAs, Gentherapien) beteiligt, veröffentlichte in führenden Fachzeitschriften (ORCID 0000-0003-1745-6621) und leitete internationale Großprojekte und Kooperationen mit Industrie und Academia. Er bringt langjährige Erfahrung in der Evaluierung von Wirkstoffkandidaten und Biotech-Unternehmen, sowie Tech-Transfer und Due-Diligence-Prozessen mit nach Tübingen. Für seine Arbeit erhielt er mehrfach Auszeichnungen (u. a. Select Award, 3R Award, Team Award) und wurde als Associate Editor beim Journal of Hepatology und in die Editorial Boards anderer führender Fachzeitschriften berufen. Seit 2023 ist er zudem Gastprofessor an der Universität Oslo und forscht gemeinsam mit Tom Hemming Karlsen an der Pathophysiologie der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC).

Im Zentrum seiner aktuellen Forschung stehen zelluläre Identität, metabolische Funktionen, Regeneration und Tumorentstehung bei Erkrankungen der Leber und anderer Organe, sowie die Entwicklung neuer Therapieansätze. Das Team nutzt dafür Spatial Profiling von Patientengewebe, komplexe transgene Mausmodelle und Organoidsysteme und arbeitet eng mit internationalen Partnern aus Wissenschaft und Industrie zusammen. Ein besonderer Fokus liegt auf regenerativen und tumorassoziierten Signalwegen (z. B. WNT, YAP) sowie auf Mechanismen der metabolischen Zonierung in der Leber.

Franziska Hammer