Internationaler Frauentag
Die Idee zu einem Internationalen Frauentag kam aus den USA, dort hatte es Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts große Arbeiterinnenstreiks gegeben. Bei der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz am 26. und 27. August 1910 in Kopenhagen brachten die Frauenrechtlerinnen und Sozialistinnen Clara Zetkin, Käthe Dunker und Genossinnen die Durchführung eines Frauentags zur Abstimmung.
"Im Einvernehmen mit den klassenbewussten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient. Die Forderung muss in ihrem Zusammenhang mit der ganzen Frauenfrage der sozialistischen Auffassung gemäß beleuchtet werden. Der Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten."
Die Delegierten nahmen den Antrag einstimmig an.
Unter dem Kampfruf "Heraus mit dem Frauenwahlrecht" gingen am ersten Internationalen Frauentag am 19.3.1911 mehr als eine Million Frauen auf die Straße und forderten für alle Frauen soziale und politische Gleichberechtigung. Die zentralen Forderungen auf dem Frauentag waren:
- Wahl- und Stimmrecht der Frauen
- Arbeitsschutzgesetze
- gleicher Lohn für gleiche Arbeit
- Achtstundentag
- ausreichender Mutter- und Kinderschutz
- Festsetzung von Mindestlöhnen
- Ächtung des Kriegs
Außer in Deutschland wurde der Frauentag 1911 in den USA, in der Schweiz, in Dänemark und Österreich veranstaltet. Bis zum Ersten Weltkrieg kamen Frankreich, Holland, Schweden, Russland und Böhmen dazu.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Einführung des Frauenwahlrechts in vielen europäischen Ländern, so auch in Deutschland ab 1919, wurde der Internationale Frauentag vermehrt für die Problematisierung sozialer Probleme genutzt. Die Nazis verboten ab 1933 den Internationalen Frauentag und propagierten dafür den Muttertag, der ihrer reaktionären Ideologie entsprach. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Internationale Frauentag im geteilten Deutschland unterschiedlich begangen. In Westdeutschland verlor er seine Bedeutung nach und nach, erst das Engagement der Frauenbewegung ab den späten 1960er Jahren rückte ihn wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein. 1975, im internationalen Jahr der Frau, richteten die Vereinten Nationen erstmals am 8. März eine Feier aus. Dieses Datum als Internationalen Frauentag anzuerkennen beschloss die Generalversammlung der UN im Dezember 1977. Ab 1979 riefen die DGB-Gewerkschaften offiziell zur Teilnahme auf.
Quellen:
Friedrich-Ebert-Stiftung:
- Dr. Gisela Notz, Der Kampf um "die Theilhabe der weiblichen Welt am Staatsleben"
- Gerd Callesen, Quellen zur Entwicklung der Sozialistischen Internationale (1907-1919)
- Lutz Gretschmann, "Lieber kämpfend als arbeitend hungern.." Der TextilarbeiterInnenstreik von Lawrence 1912
Ver.di: Geschichte des Internationalen Frauentags
Wikipedia: Internationaler Frauentag