Uni-Tübingen

Ausschreibung im Bereich Erziehungswissenschaft

21.03.2024

BMBF: „Interaktive und Gamification-basierte Technologien zur Förderung der psychischen Gesundheit im Kindesalter

Frist: 07.05.2024 (Zweistufiges Verfahren, Projektskizze)

Die psychische Gesundheit von Kindern stellt in Zeiten regionaler und globaler Krisen ein wichtiges und zu schützendes Gut dar. Gleichzeitig werden insbesondere Kinder jedoch bei der Diagnostik psychischer Erkrankungen sowie der Identifikation und Entwicklung spezifischer zielgruppengerechter Interventionen nicht ausreichend beachtet und infolgedessen wenig beforscht. Im Kontrast dazu steht, dass die Hälfte aller psychischen Auffälligkeiten von Heranwachsenden in Deutschland bereits vor dem 14. Lebensjahr entsteht. Außerdem besteht ein starker Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen im Kindesalter und psychischen Störungen im weiteren Lebensverlauf, wodurch frühzeitige Interventionen einen hohen, lebenslangen Nutzen erwarten lassen.

Neben den seit Beginn der COVID-19-Pandemie steigenden Inzidenzen psychischer Erkrankungen bei Kindern haben sich auch die Wartezeiten auf einen Therapieplatz im Vergleich zu vor der Pandemie fast verdoppelt. Ein Kind wartet in Deutschland durchschnittlich ein halbes Jahr auf einen Therapieplatz, was im Kindesalter aufgrund der schnellen körperlichen und geistigen Entwicklung nachteilig ist. Damit kommen der Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit in jungen Lebensjahren eine besondere Bedeutung zu, besonders auch im Hinblick auf die Schaffung einer resilienten und zukunftssicheren Gesellschaft.

Kinder wachsen in der heutigen Zeit als sogenannte „Digital Natives“ auf. Sie erlernen bereits früh in ihrem Leben den Umgang mit Technologien und interagieren mit ihnen auf eine natürliche Art und Weise. Diese Entwicklung birgt das Potenzial, Kinder therapeutisch auch über Distanzen hinweg zu begleiten. Mit der vorliegenden Fördermaßnahme sollen Forschungs- und Entwicklungsprojekte initiiert werden, die die Versorgungslage im Bereich der psychischen Gesundheit von Kindern mittelfristig mit Hilfe interaktiver, Gamification-basierter Technologien verbessern sollen. Solche Ansätze haben das Potenzial, die Therapiemotivation zu erhöhen sowie Interventionen alltagsnah und therapieunterstützend im Sinne eines „Stepped-Care“-Ansatzes durchzuführen.

Auf Grundlage des BMBF-Forschungsprogramms „Miteinander durch Innovation – Interaktive Technologien für Gesundheit und Lebensqualität“ adressiert die Bekanntmachung das Forschungsfeld „Digital unterstützte Gesundheit und Pflege“ und kann folgende Forschungsthemen umfassen: Interaktive Technologien und tragbare Sensorik, beispielsweise zur Messung von Herzfrequenz oder Muskelaktivität, für die Unterstützung der Psychotherapie; verständliche Darstellung komplexer digitaler Gesundheitsinformationen (Gesundheitsdaten-Cockpit für Behandelnde und Behandelte); Gesundheitsmanagement mit digitalen Interaktionstechnologien, beispielsweise Verfolgung des Therapieplans, Dokumentation von „Hausaufgaben“; Versorgung über Sektoren und Distanzen ermöglichen: Selbst¬bestimmtes Gesundheitsmanagement zwischen Therapiesitzungen begleiten; Methoden der Partizipation und Evaluation zur effektiven Beteiligung von Therapeuten, Kindern und deren psychosozialem Umfeld über den gesamten Forschungszyklus (unter anderem durch Reallabore).

Ziel der Fördermaßnahme ist die Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern ab Beginn des vierten bis zur Vollendung des zwölften Lebensjahres mittels interaktiver Technologien. Durch die Erforschung innovativer Lösungen soll die Verfügbarkeit therapieunterstützender Maßnahmen für die Psychotherapie der Zielgruppe im Sinne eines „Blended Treatment“-Ansatzes erhöht werden. Außerdem soll durch die Maßnahme ein besserer Zugang zu psychotherapeutischen Angeboten auch in strukturschwächeren Regionen oder bei langen Wartezeiten auf Therapieplätze ermöglicht werden. Der Einsatz altersgerechter Gamification-Ansätze zur Unterstützung der psychischen Gesundheit soll erforscht und erprobt werden. Es sollen therapieunterstützende technologische Lösungen entwickelt und erforscht werden, die weit über bereits existierende Ansätze hinaus zu einem besseren Verständnis der Wirkmechanismen beitragen und gleichzeitig durch entsprechende Gestaltung den Anforderungen der Zielgruppe gerecht werden.

Interaktive Technologien ermöglichen in der Psychotherapie die Durchführung alltagsnaher Interventionen sowie die unmittelbare Erhebung von Symptomen im Sinne des „Ecologic Momentary Assessments“4 auch zwischen Therapiesitzungen. Gamification-Elemente können die Motivation steigern und Nutzenden spielerisch Fähigkeiten vermitteln. Geeignete Möglichkeiten zum Transfer in den Alltag außerhalb der digitalen Technologie sind zu erforschen und zu entwickeln. Hierdurch kann die Adhärenz gesteigert, die Kontinuität der Therapie unterstützt und die psychische Gesundheit von Kindern verbessert werden.

Durch die Erforschung und Weiterentwicklung technologieunterstützter Therapiemöglichkeiten sollen Kinder und ihr psychosoziales Umfeld befähigt werden, mit psychischen Problemen umzugehen und auch ohne unmittelbaren Therapeutenkontakt das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Ziel dessen kann neben der Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern auch die Verkürzung der Therapiedauer, die Verringerung von Krankheits-Scores oder die Überbrückung von Wartezeiten auf einen Therapieplatz sein.

Besonders bei Kindern in der Entwicklung spielt die Einbindung des psychosozialen Umfelds für den Therapieerfolg eine essenzielle Rolle. Aus diesem Grund beinhalten Psychotherapien im Kindesalter auch Interventionen, die an die Eltern gerichtet sind. Interaktive Technologien bieten hier die Möglichkeit, weitere Akteure des psychosozialen Umfelds, beispielsweise Lehrer, Trainer oder andere Bezugspersonen, einzubinden. So können Maßnahmen auch in den institutionellen Kontext eingebettet werden.

Das Antragsverfahren ist zweistufig angelegt.

In der ersten Verfahrensstufe sind bis spätestens 7. Mai 2024 zunächst Projektskizzen vorzulegen.

Mit der Abwicklung beauftragt:
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Projektträger „Interaktive Technologien für Gesundheit und Lebensqualität“
Steinplatz 1
10623 Berlin
Telefon: 0 30/31 00 78-5512
Internet: http://www.interaktive-technologien.de/foerderung/bekanntmachungen/gamki 

Ansprechpersonen sind:
Dr. Marius Müller
Dr. Felicitas Muth

Weitere Informationen:
https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/bekanntmachungen/de/2024/03/2024-03-12-Bekanntmachung-gamki.html 

Back