Mitte April war auf dem Tübinger Schnarrenberg die Grundsteinlegung für den Neubau des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).
„Mit dem Neubau des Forschungsgebäudes stärkt Tübingen seine Spitzenstellung im Bereich der Neurowissenschaften“, sagte Ministerialdirektorin Dr. Simone Schwanitz, Amtschefin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg und Aufsichtsratsvorsitzende des Universitätsklinikums Tübingen, anlässlich der Grundsteinlegung. „Die hier tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden nicht nur die Ursachen von Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer erforschen, Ziel ist es überdies, neue Maßnahmen der Prävention und Therapie zu entwickeln. Die enge Verbindung mit dem Klinikum und den anderen neurowissenschaftlichen Einrichtungen hier vor Ort ist dafür ein ganz zentrales Element und zugleich Garant für den Erfolg“.
Die aktuell 75 DZNE-Beschäftigten in Tübingen sind bislang in Räumlichkeiten der Universität Tübingen, des Universitätsklinikums, des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung sowie in zusätzlichen Anmietungen untergebracht. Das neue DZNE-Gebäude entsteht deshalb auch in direkter Nachbarschaft zu deren Forschungsräumen, dort sollen ab 2015 bis zu 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten.
Der Neubau kostet rund 15 Millionen Euro und umfasst Laboratorien, Büros und Seminarräume, die sich auf acht Ebenen und rund 2.600 Quadratmeter Nutzfläche verteilen. Bauherr ist das Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Tübingen. Das Land stellt das Grundstück dauerhaft zur Verfügung. „Der Neubau wird den städtebaulichen Auftakt in der Reihe der Forschungsbauten auf dem Schnarrenberg bilden und gleichzeitig den Eingang zum Klinikum markieren.“ Wolfgang Leidig, Ministerialdirektor im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft bei der Grundsteinlegung.
Rektor Professor Dr. Bernd Engler dankte in seinem Grußwort auch Professor Dr. Johannes Dichgans, dem langjährigen Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Tübingen und erstem Direktor des 2001 gegründeten Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung (HIH). Dichgans, seit 2005 emeritiert, habe die Entstehung des Tübinger „Neuro-Campus“ weit vorausgesehen.
Professor Dr. Ingo B. Autenrieth, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen, nannte in seinem Grußwort drei Gründe für den Erfolg der Neurowissenschaften als größtem Forschungsschwerpunkt in Tübingen:
Der letzte Grund unterstreicht für Autenrieth die Wichtigkeit der Integration des DZNE-Neubaus in den klinischen Campus in Tübingen – er selbst war in letzter Minute direkt aus dem Klinikum und noch im Arztkittel zur Grundsteinlegung für das neue Forschungsgebäude am Welt-Parkinson-Tag geeilt.
Professor Dr. Thomas Gasser, Standortsprecher des DZNE Tübingen, betonte, dass es in der Forschung heute nur noch Spitzenleistungen durch die Spezialisierung auf eine Fragestellung, ein Diagnose- oder Therapiefeld geben könne. Gleichzeitig sei aber für solche Spitzenleistungen auch der permanente und schnelle Austausch von Spezialisten, die an unterschiedlichen Problemstellungen zu demselben Thema forschen, Grundvoraussetzung.
„Tübingen ist eines der besten, wenn nicht das beste Beispiel für die Kooperation von Universitäten, Kliniken und externen Forschungseinrichtungen“, stellte der Wissenschaftliche Vorstand und Vorstandsvorsitzende des DZNE, Professor Pierluigi Nicotera, MD PhD, in seinem Grußwort fest.
Das 2009 gegründete DZNE ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft und das erste von insgesamt sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zur Bekämpfung der wichtigsten Volkskrankheiten eingerichtet wurden. Über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter forschen in mehr als 70 Arbeitsgruppen an den neun DZNE-Standorten in Berlin, Bonn, Dresden, Göttingen, Magdeburg, München, Rostock/Greifswald, Witten und Tübingen. Die Grundlagenforschung ist dabei ganz eng mit der klinischen Forschung verbunden. Verwaltungssitz des DZNE ist Bonn, das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu zehn Prozent von den jeweiligen DZNE-Sitzländern finanziert.
Maximilian von Platen
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) gegründet, um optimale Bedingungen zur Erforschung von Volkskrankheiten wie Krebs, Herz- Kreislauf-, Stoffwechsel-, Infektions- und Lungenkrankheiten sowie neurodegenerative Erkrankungen zu schaffen. Dafür wurden, gebündelt nach Themen, die Einrichtungen der Spitzenforschung in Deutschland jeweils in einem Zentrum mit mehreren Standorten zusammengeführt. Von den insgesamt sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung haben vier Standorte auch an der Universität und dem Universitätsklinikum Tübingen.
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