Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2013: Uni intern

„Es gehört zum Selbstverständnis der Universität, familiengerecht zu sein“

Gabi Efferenn, die Leiterin des Familienbüros der Universität Tübingen im Interview

Vereinbarkeit von Familie und Beruf – das will die Universität Tübingen allen Studierenden, aber auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Verwaltung, Forschung und Lehre bieten. Deshalb möchte sie das Zertifikat „Familiengerechte Hochschule“ erwerben, das die berufundfamilie gGmbH vergibt. Zunächst identifizierte der externe Auditor Dr. Georg Barzel dazu in einem Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern aller Statusgruppen den Status quo. In zwei folgenden Workshops wurden Zielsetzungen und Handlungsansätze erarbeitet. Nach der Festlegung der Zielvereinbarung wird das Zertifikat zur „Familiengerechten Hochschule“ voraussichtlich im Frühjahr 2014 verliehen. Danach hat die Universität drei Jahre Zeit, die erarbeiteten Maßnahmen umzusetzen. Das Zertifikat gilt als Managementinstrument zur Einführung und Gestaltung familiengerechter Arbeits-, Forschungs- und Studienbedingungen an Universitäten und Hochschulen. Gabi Efferenn berichtete Jörg Schäfer und Johannes Baral im Interview für „Uni Tübingen aktuell“ über den aktuellen Stand beim Audit und über die Arbeit des Familienbüros.

Wie ist der Stand derzeit beim Auditierungs-Prozess?

Wir haben zunächst mit allen Statusgruppen und dem Auditor Dr. Georg Barzel den Ist-Zustand aufgenommen. Anschließend wurde ermittelt, worin genau jeweils der Bedarf der einzelnen Gruppen besteht. Dabei wurde deutlich, dass es zum Selbstverständnis der Universität gehört, familiengerecht zu sein. Im September wurde im so genannten Strategie-Workshop die Zielvereinbarung für das Audit festgelegt. Wir haben vier Themenschwerpunkte ausgewählt: Information und Kommunikation, Führung, Arbeitsforschung und Studienorganisation. Im Oktober fand der eintägige Auditierungsworkshop mit Vertreterinnen und Vertretern aller Statusgruppen der Universität statt.

Ihre Aufgabe ist die Koordination des Auditierungsprozesses, und gleichzeitig sind Sie beratend im Familienbüro tätig. Für welche Zielgruppen sind Sie die Ansprechpartnerin?

Ich bin für alle Universitätsangehörigen gleichermaßen zuständig, also auch für Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Das unterscheidet mich von der Gleichstellungsbeauftragten und meinen Kolleginnen im Gleichstellungsbüro, die ausschließlich für Studierende, Wissenschaftlerinnen und Professorinnen zuständig sind. Im Kern geht es bei meiner Arbeit um die Vereinbarkeit von Familienaufgaben, Studium, Beruf und Wissenschaft. Das bezieht sich aber nicht nur auf die Schaffung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, sondern auch auf das Thema Pflege von Angehörigen. Zu mir in die Beratung kommen beispielsweise Eltern, die eine Kinderbetreuung haben, die aber nur bis 17 Uhr in Anspruch genommen werden kann. Es gibt aber Vorlesungen, die länger dauern. Meine Aufgabe ist die Beratung von Personen, die mit solchen Problemen konfrontiert sind, aber auch die Rückmeldung in die Universität, wo noch Optimierungsbedarf besteht.

Wer fragt derzeit am häufigsten an?

Momentan sind es hauptsächlich Studierende, die vor oder während des Studiums anfragen, welche Vereinbarkeitsmöglichkeiten es gibt und inwieweit auf ihre Situation Rücksicht genommen wird. Am problematischsten ist dabei oft die vorlesungsfreie Zeit, weil hier oft die Kinderbetreuungseinrichtungen geschlossen haben und die Studierenden trotzdem Projektarbeiten schreiben oder Seminare besuchen müssen. Sehr oft kommen zu uns Studierende, die in der letzten Phase ihres Studiums stehen und finanzielle und zeitliche Engpässe bewältigen müssen. Da gibt es häufig Situationen, die es fast unmöglich machen, das Studium fortzusetzen. Aber wir haben auch viele Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Familienaufgaben, die die Doppelbelastung spüren.

Wie können Sie konkret helfen?

Wir haben zum Beispiel sogenannte KiKo-Plätze in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen reserviert für Kinder von Beschäftigten der Universität, die aufgrund der Kurzfristigkeit oder weil sie außerhalb von Tübingen wohnen, keinen Anspruch auf einen städtischen Kita-Platz haben. Außerdem haben wir die Einrichtungen des Studentenwerks sowie ein gutes Netzwerk bis über die Stadtgrenzen hinaus. Was gerade ein großes Thema ist, sind Notfallbetreuungsmöglichkeiten. Dazu zählen Lücken in der Regelbetreuungszeit. Für den Pflegebereich ist es sinnvoll, die vorhandenen Informationen zu bündeln und in einem eigenen Internetauftritt mit links und Anlaufstellen einzuarbeiten.

Was fällt Ihnen auf bei den Anfragen?

Die Erfahrung ist, dass sich Studierende, Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit Kind teils unrealistisch hohe Ziele setzen. Da hilft, dass jemand von außen drauf schaut.

Wo sehen Sie in punkto Vereinbarkeit besonderen Handlungsbedarf?

Meine Erfahrung ist, dass das Thema leider kein Selbstläufer ist. In manchen Fachbereichen und Fakultäten gibt es hier schon tolle Ansätze. Da gilt es, Strukturen auf Optimierungsmöglichkeiten hin zu überprüfen. Das Audit eignet sich als Katalysator, um Vereinbarkeit innerhalb einer Institution ins Blickfeld zu rücken. Die Erstauditierung ist auf drei Jahre angelegt. Die Pflicht zur jährlichen Berichterstattung garantiert, dass die Umsetzung und auch Hinderungsgründe ständig überprüft werden. Besonders wichtig ist mir, dass sich möglichst viele Angehörige der Universität an der aktiven Umsetzung beteiligen und das Thema Vereinbarkeit fest in allen Bereichen verankert wird.

Gabi Efferenn leitet seit April 2013 das Familienbüro an der Universität Tübingen und koordiniert in dieser Funktion das Audit „Familiengerechte Hochschule“. Zuvor begleitete sie den Auditierungsprozess zur „Familiengerechten Hochschule“ an der Hochschule Reutlingen und etablierte dort die Servicestelle Familie. Als Diplompädagogin und Sportpädagogin M.A. war sie vorher zehn Jahre im Bereich Erwachsenenbildung in Stuttgart tätig.

Kontakt:

Familienbüro
Gabi Efferenn

Wilhelmstraße 26, Raum 207

72074 Tübingen

Telefon: +49 7071 29-74961

E-Mail: familienbuero(at)uni-tuebingen.de

www.uni-tuebingen.de/de/39962