am 7. Juni hat die EU ihre Pläne für die Forschungsförderung im kommenden Jahrzehnt vorgestellt. Nach den Vorschlägen von Forschungskommissar Carlos Moedas sollen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den Jahren 2021 bis 2027 kräftig steigen. Rund 100 Milliarden Euro sollen für das künftige Rahmenprogramm „Horizon Europe“ zur Verfügung stehen, etwa 23 Milliarden Euro mehr als bislang.
Grundsätzlich ist die Steigerung der Forschungsausgaben zu begrüßen. Wie so oft lohnt aber auch hier ein zweiter, kritischer Blick. Für herausragende Forscherinnen und Forscher war in der Vergangenheit vor allem die Förderung durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) wichtig. Dieses Gremium, das maßgeblich die Grundlagenforschung fördert, vergibt seine Mittel nach klaren wissenschaftlichen Leistungskriterien. Die ebenso begehrten wie hoch angesehenen ERC Grants haben sich daher in den vergangenen zehn Jahren als „Währung“ und Instrument der Spitzenförderung mit weltweiter Ausstrahlung etabliert.
Dementsprechend fordern die Universitäten, die sich mit uns 2016 zur „Guild of European Research-Intensive Universities“ zusammengeschlossen haben, dass der Etat des Europäischen Forschungsrats deutlich steigt. Mindestens 25 Prozent aller Forschungsausgaben der EU sollten künftig vom ERC verwaltet werden. Doch die EU-Kommission setzt andere Schwerpunkte. Sie will zusätzliche zehn Milliarden Euro für Technologietransfer und Unternehmensgründungen ausgeben, ein Schritt, von dem sich Forschungskommissar Moedas „bahnbrechende Innovationen in Europa“ verspricht. Dagegen soll das Budget des ERC um lediglich 3,5 Milliarden Euro steigen.
Nun hat niemand etwas gegen einen schnellen Transfer von neuem Wissen in zukunftsfähige Produkte und Dienstleistungen. Zugleich aber teilen die europäischen Universitäten die Überzeugung, dass es dringend nötig ist, die europäische Spitzenforschung zu stärken, wenn wir nicht den Anschluss an die USA und China verlieren wollen. Denn diese Spitzenforschung ist es, die die Grundlagen für die Dienstleistungen und Technologien der Zukunft schafft. Und da ist ein Plus von 3,5 Milliarden Euro verteilt auf sieben Jahre und 27 Mitgliedstaaten einfach viel zu wenig.
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Ihr
Professor Dr. Bernd Engler, Rektor