Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2024: Forschung

Video-Thesencheck Cannabis: Sucht-Mediziner Anil Batra prüft neun gängige Behauptungen zur Wirkung der Hanfdroge

Seit dem 1. April darf Cannabis in Deutschland legal angebaut und konsumiert werden, wenn die gesetzlichen Bestimmungen beachtet werden. Über Wirkungen und Risiken von Cannabis gehen die Meinungen und Vorstellungen in der Öffentlichkeit weit auseinander und lösen emotionale Debatten aus. Professor Dr. Anil Batra erforscht als Leiter der Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung des Universitätsklinikums Tübingen Suchterkrankungen, die mit ganz unterschiedlichen Drogen im Zusammenhang stehen.

Im Thesencheck gleicht er Behauptungen zu Cannabis mit der Studienlage ab, auf die in seinem Thesencheck auf YouTube auch mit einem Quellenapparat verlinkt und verwiesen wird. So zeigen Studien, wie hoch das Risiko einer Abhängigkeit beim Konsum unterschiedlicher Drogen ist: Bei Alkohol sind rund drei Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten von einer Abhängigkeit betroffen, bei Cannabis dagegen zehn Prozent, bei Nikotin sogar fünfzig bis sechzig Prozent. Cannabis-Konsum kann speziell auf die Gehirnentwicklung von Jugendlichen und jungen Erwachsen eine schädliche Wirkung entfalten. Laut Suchtmedizinern ist das Gehirn eines Menschen nicht mit der Volljährigkeit ausgereift, sondern erst in der Mitte der dritten Lebensdekade. Cannabis wirkt auf die Verbindungen im Gehirn, und der Konsum kann bei jungen Menschen die Gedächtnisleistung beeinflussen, Angstattacken oder Depressionen auslösen oder zu einer Psychose führen. Deshalb fordern Fachleute wie Professor Batra begleitend zur Teillegalisierung eine intensivere Suchtprävention bei jungen Menschen. Der Konsum von Cannabis führe längst nicht bei allen Menschen zu negativen Folgen und die Teillegalisierung senke auf jeden Fall die Gefahr, dass unbekannte, schädliche Substanzen dem Cannabis beigemengt sind, wie das häufig auf dem Schwarzmarkt der Fall ist. Doch als ungefährlich könne Cannabis auch bei Erwachsenen keinesfalls gelten.

Tilman Wörtz und Steven Pohl

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