Juli Zeh, Jahrgang 1974, gilt als eine der erfolgreichsten Nachwuchsautorinnen des deutschsprachigen Raumes. Die promovierte Juristin spürt in ihren Texten subtilen Machtmechanismen innerhalb unserer Gesellschaft nach.
Bereits als 27-Jährige erzielte Juli Zeh mit ihrem Roman Adler und Engel große internationale Aufmerksamkeit. In eindringlicher Dichte und mit „erstaunlicher Sicherheit“ (Süddeutsche Zeitung) verknüpft Zeh brisante Themen des ausgehenden 20. Jahrhunderts – dabei entsteht eine Art literarisches Roadmovie, angesiedelt zwischen Drogen- und Politthriller, Dokumentarbericht und Liebesgeschichte. Max, der von maßloser Liebe getriebene Protagonist des Romans, gerät in ein undurchschaubares Netz aus organisierter Kriminalität, das ihn bis in die vom Krieg erschütterten Gebiete des Balkans der frühen 1990er Jahre treibt. Ihre genaue und kritische Beobachtungsgabe für akute Fragestellungen der Gegenwart beweist Juli Zeh in ihrem jüngst veröffentlichten Roman Corpus Delicti. Dieser Text, der zugleich als Bühnenfassung existiert, wurde mit großem Erfolg an mehreren deutschen Theatern gespielt. Juli Zeh entwirft mit „messerscharfen Argumenten“ (DIE ZEIT) das Szenario einer zukünftigen Gesellschaft, die ihre Mitglieder mit einem alles durchdringenden Gesundheitswahn terrorisiert – schon geringste Verstöße gegen die rigiden Hygiene- und Fitnessvorstellungen werden als schweres Verbrechen abgestraft. Zuletzt äußerte sich Zeh zusammen mit Ilija Trojanow in Angriff auf die Freiheit: Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte kritisch über die „totale Transparentmachung des Privaten“. Die NZZ feiert den Essayband als „politischen Warn- und Weckruf“.
Publikationen (Auswahl):
Adler und Engel (Frankfurt/M. 2001).
Spieltrieb (Frankfurt/M. 2004).
Schilf (Frankfurt/M. 2007).
Corpus Delicti (Frankfurt/M. 2009).
Angriff auf die Freiheit. Zusammen mit Ilija Trojanow (München 2009).
Georg M. Oswald, geboren 1963 und bekannt geworden durch seinen Roman Alles was zählt (2000), arbeitet als Schriftsteller und Rechtsanwalt in München. Die Erfahrungen als Anwalt liefern den Stoff für seine Erzählungen und Romane, in denen er Literatur mit juristischen Fragestellungen verknüpft. Oswald interessiert unter anderem, „wie man die juristische Fachsprache als literarisches Instrument verwenden kann“. So ist sein erster Roman, Lichtenbergs Fall (1997), durchgängig in indirekter Rede verfasst – eine sprachliche Figur, die in juristischen Schriftsätzen mit größtmöglicher Distanz den so genannten unbewiesenen Sachverhalt darstellt.
Darüber hinaus beschäftigt sich Oswald in seinen Texten mit dem Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit. Der 2007 erschienene Roman Vom Geist der Gesetze führt die Spannung zwischen Recht, Rechtsfindung, Rechtsprechung und Gerechtigkeitsgefühl in besonders pointierter Weise vor Augen. „Gerechtigkeit ist etwas für Schwächlinge“, äußert darin die Figur des angesehenen Strafverteidigers Ludwig Heckler sarkastisch. Der Roman demonstriert, dass es insbesondere die ungeschriebenen Gesetze sind, die die deutsche Gesellschaft beherrschen. Wer mit den Codes der Etablierten nicht vertraut ist, wer keine Kenntnis des spezifischen Zeichensystems der High Society besitzt, wird niemals die Institution des Rechts zu seinen Gunsten nutzen können. In dieser von einer kühl beobachtenden Erzählinstanz vermittelten Diagnose „steckt die Grausamkeit des Romans, die, so ist zu befürchten, auch seine Wahrhaftigkeit ausmacht“ (Der Tagesspiegel). Von der Presse wird Oswald als ein Autor gelobt, der über einen „scharfen Blick“ und ein „politisch klopfendes Schriftstellerherz“ (FAZ) verfügt. Für seine „klug komponierten“ und „süffig erzählten“ (NZZ) Texte wurde Oswald mit zahlreichen Preisen bedacht.
Publikationen (Auswahl):
Lichtenbergs Fall (Reinbek bei Hamburg 1997).
Alles was zählt (Reinbek bei Hamburg 2000).
Vom Geist der Gesetze (Reinbek bei Hamburg 2007).
Wie war dein Tag, Schatz? Berichte aus dem Bürokampf (München 2010).