Uni-Tübingen

Poetik-Dozentur 2014

Die vier AutorInnen des Jahres 2014 repräsentieren das, was Taiye Selasi „Afropolitan Literature“ nennt. Ihre Texte sind kritisch und engagiert. Es ist unmöglich, sie einer Nationalliteratur zuzuordnen: Biographien und Texte sind kosmopolit.

Die Vorträge, Lesungen und Workshops fanden am 12.11., am 20. 11. und in der Woche vom 24.-28.11. statt.

Taiye Selasi

Taiye Selasi, geboren 1979 in London, aufgewachsen in Boston, studierte in Yale und Oxford und lebt heute in New York, Delhi und Rom. 2005 prägte sie mit dem Essay „Bye-Bye, Babar”, den Terminus des ‚Afropolitan‘ für jene „Weltbürger mit afrikanischen Wurzeln, die sich in den Metropolen dieser Welt zu Hause fühlen“ (SZ).

 

Ihr Romandebüt Diese Dinge geschehen nicht einfach so (Ghana Must Go, 2013) fand weltweit Beachtung. Sie entspinnt darin eine Familiengeschichte zwischen Boston, New York, Accra und Lagos. In ihrer Eröffnungsrede zum Internationalen Literaturfestival Berlin 2013 titelte sie herausfordernd: „Afrikanische Literatur gibt es nicht“.

 

Diese Dinge geschehen nicht einfach so. Frankfurt am Main 2013.

Bye-Bye, Babar. Essay. In: „the LIP Magazine” 5/2005.

The Sex Lives of African Girls. Kurzgeschichte. In: „Granta“ 115/2011: „The F Word“.

 

Nii Ayikwei Parkes

Nii Ayikwei Parkes wurde 1974 in Großbritannien geboren und wuchs in Ghana auf. Nach dem Studium in Manchester lebt und arbeitet er in London. Parkes schreibt Prosa und Lyrik, die er zudem erfolgreich in Form von Poetry Slams und Rap performt. Er organisiert zudem in Covent Garden die Reihe African Writers‘ Evening und wurde 2007 in Ghana für sein Engagement als Autor und Lyriker ausgezeichnet.

 

Sein erster Roman Die Spur des Bienenfressers (2009) (Tail of the Blue Bird) avancierte auch in der deutschen Übersetzung zum Bestseller.

 

Die Spur des Bienenfressers. Zürich 2009.

Eyes of a boy, lips of a man. London 2001.

Ballast: a remix. Poetry. London 2009.

The Makings of You. Leeds 2010.

 

Priya Basil

Geboren 1977 in London in eine indische Familie, aufgewachsen in Kenia, kehrte Priya Basil für Ausbildung und Studium nach Großbritannien zurück und ging schließlich nach Berlin, um dort ihren ersten Roman zu schreiben. Ihr Werk einer Nationalliteratur zuzuordnen, wird nicht möglich sein.

Ishq and Mushq erschien 2007 und erzählt eine Familiengeschichte über drei Generationen und Kontinente hinweg. Kulturelle Identität, so wird beim Lesen deutlich, ist nicht ortsgebunden. Sie reist mit und wandelt sich: in Erinnerungen und Erzählungen – aber auch in Kleidung, Stoffen, Speisen und Gewürzen, die gehandelt, verändert und neu zusammengesetzt werden.

Basils zweiter Roman Logik des Herzens erschien 2010 auch in deutscher Übersetzung. Die Erzählung um das Paar Lina und Anil fragt nach den Verflechtungen des Privaten und des Öffentlichen in einer globalen Welt; die junge Liebe sieht sich konfrontiert mit Fragen nach religiöser Überzeugung und der Verantwortung des Einzelnen in internationalen Konflikten.

Neben ihren literarischen Tätigkeiten engagiert sich Priya Basil für eine weltweite Waffenkontrolle. Sie ist Mitgründerin der Plattform ‚Authors for Peace‘ und startete gemeinsam mit anderen SchriftstellerInnen, u.a. Juli Zeh, im Dezember 2013 einen Aufruf gegen Massenüberwachung. Basil schreibt regelmäßig Beiträge für „The Guardian“ sowie für die „FAZ“ und den „Tagesspiegel“.

 

Logik des Herzens. Frankfurt am Main 2012.

Ishq and Mushq. London 2007.

Strangers on the 16:02. London 2011.

 

Chika Unigwe

Als einen Verlust der eigenen Stimme – so beschreibt Chika Unigwe ihre Erfahrung der Migration: Die 1974 in Enugu, Nigeria geborene Autorin wanderte 1995 mit ihrem belgischen Mann in dessen Heimatstadt Turnhout aus. Zurückgeholt hat sich Unigwe diese eigene Stimme über das Schreiben in verschiedenen Sprachen. Sie promovierte in Literaturwissenschaften und veröffentlichte seither literarische und journalistische Texte auf Englisch und Niederländisch. Seit 2013 lebt Unigwe mit ihrer Familie in den USA.

Ihr erster Roman De Feniks erschien 2005 (engl. The Phoenix, 2007) und schildert die Erfahrungen einer jungen Nigerianerin in der belgischen Gesellschaft. Der darauffolgende Roman Schwarze Schwestern (niederl. Fata Morgana, 2007) erschien 2010 auch in deutscher Übersetzung. Unigwe webt darin die Erzählungen von vier nigerianischen Frauen ineinander, die ihrem vermeintlichen Schicksal entfliehen wollen und im Rotlichtviertel von Antwerpen enden. Sie balanciert „souverän auf dem schmalen Grat zwischen Literatur und Dokumentation“ (SZ) und verfällt nie ins Sentimentale. Wie Priya Basil versteht Unigwe ihr Schreiben immer auch als politisch: “Stories choose us or we choose stories; the very act of choosing is politics.” (Women’s Writers’ Round Table)

Schwarze Schwestern erhielt 2012 den Nigeria Prize for Literature, den bedeutendsten afrikanischen Literaturpreis. Auf Englisch erschien zuletzt 2012 ihr Roman Night Dancer.

 

Schwarze Schwestern. Stuttgart 2010.

The Phoenix. Lagos 2007.

Night Dancer. London 2012.