Institute of Education

Beschreibungen zu den Foren am 23.11.2018

Forum 1: Familie und Care

Gesellschaftlich notwendige Sorgetätigkeiten sind nach wie vor stark im privaten Bereich - in der Familie - verortet. Auch in der Frage der Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit wird Care tendenziell als notwendige Last thematisiert, die Berufstätigkeit als bedeutsame Wirtschaftsressource ermöglicht.
Im Forum werden wir uns aus unterschiedlichen Perspektiven mit Spannungsverhältnissen der Vereinbarkeitsfrage sowie der Bewertung von Fürsorgetätigkeiten und deren Bedeutung für die Lebensgestaltung von Familien heute auseinandersetzen. Wie können Arbeitgeber familienbewusst agieren? Welchen Einfluss haben sozialpolitische Maßnahmen wie das Elterngeld auf die Übernahme von Fürsorgeverantwortung? Welche Rolle spielen kommunale Netzwerke für die Gestaltungsmöglichkeiten von Familien? Die Teilnehmer*innen des Forums sind eingeladen, ihre eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen in die Diskussion mit den Referentinnen und deren Expertisen einzubringen.

ReferentInnen:
Imke Oltmann (familyNET, BBQ Berufliche Bildung gGmbH, Tübingen)
Elisabeth Stauber (Stadt Tübingen, Fachbereich Soziales)
Kathrin Peltz (Forschungsverbund ForGenderCare, Hochschule Landshut)
Moderation: Gaby Müller, Christine von Guilleaume (IfE)
 

Forum 2: Kindertageseinrichtungen und Tagespflege - zwischen "Care policy" und pädagogischer Qualität

Care bezieht sich, mit Blick auf den Lebenszyklus von Familien, auf Maßnahmen, welche bei der Betreuung von Kindern in ihren ersten Lebensjahren ansetzen, um z.B. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Care ist in diesem Sinne von immenser gesellschaftlicher Bedeutung und eine Aufgabe, die sowohl Eltern als auch Fachkräfte mehrfach herausfordert. Neben den Ressourcen Zeit, Raum, Geld und Kompetenz geht es zunehmend um die Qualität der geleisteten Arbeit, die in gutem Zusammenwirken mit und der Einbeziehung von allen Beteiligten zu erbringen ist. Dabei geht es sowohl darum Familien zu unterstützen als auch den individuellen Bedürfnissen von Kindern gerecht zu werden. Das Forum beschäftigt sich mit der Frage, welche Qualitätsmerkmale in Kitas und Tagespflege relevant sind und welche strukturellen Bedingungen zur Qualitätsentwicklung politisch geschaffen werden müssten. Die im Programm vorgesehenen Impulsbeiträge von Stefan Faas und Barbara Weiß werden von Annette Geist vom Tageselternverein Tübingen ergänzt.

ReferentInnen:
Stefan Faas (PH Schwäbisch Gmünd)
Barbara Weiß (Kindervilla Tübingen)
Annette Geist (Tageselternverein Tübingen)
Moderation: Rainer Treptow (IfE)

 

Forum 3: Palliative Care und die Rolle Sozialer Arbeit

Der Care-Begriff differenziert sich mit Blick auf das Lebensende in ganz unterschiedliche Bereiche aus: so tangiert er die ambulante und stationäre Hospizarbeit, die Palliativversorgung sowie die Trauerbegleitung. Seit einigen Jahren gibt es intensive Care-Bemühungen, mit dem Ziel, den Umgang mit Sterben, Tod und Trauer – auch im Zusammenwirken verschiedener Professionen - zu humanisieren. Ausgangspunkt dieser Bestrebungen ist, dass schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen nur in Kombination verschiedener Professionen ganzheitliche Beratung und Unterstützung erfahren. Neben Medizin und Pflege spielt Soziale Arbeit bei der Begleitung palliativer Patient_innen und ihren Familien eine zentrale Rolle.
Im Forum werden wir uns mit Fragen zur Rolle Sozialer Arbeit innerhalb der multiprofessionellen Teams auseinandersetzen: wie kann die dringend notwendige fachliche Erweiterung der Palliative-Care-Teams durch die Berufsgruppe der Sozialen Arbeit vorangetrieben werden? Wie kann das Profil Sozialer Arbeit geschärft werden? Wie kann Soziale Arbeit in Palliativ- und Hospizteams integriert werden? Die im Programm vorgesehenen Beiträge von Ulrich Hufnagel und Andrea Reiff werden von Ulrike Chromert (Hospiz Eningen u.A.) ergänzt.

ReferentInnen:
Ulrich Hufnagel (Hospiz Veronika, Eningen u.A.)
Andrea Reiff (Ambulantes Erwachsenenhospiz Stuttgart)
Ulrike Chromert (Hospiz Veronika, Eningen u.A.)
Moderation: Simone Junker; Eva-Maria Lohner (IfE)

 

Forum 4: Praktika/FSJ als Teil von Care-Arbeit - prekäre Professionalität?

Praktikant*innen, FSJler*innen und Bundesfreiwilligendienstler*innen sind heutzutage kaum noch aus Handlungsfeldern der Care-Arbeit wegzudenken – einerseits weil Soziale Arbeit jungen Menschen erfahrungsreiche Handlungsfelder zur eigenen Persönlichkeits-/Kompetenzentwicklung bieten kann, andererseits oftmals aber auch nicht ohne diese zusätzlichen Arbeitskräfte handlungsfähig ist.
In diesem Forum wird thematisiert, welche Folgen der Einsatz von Praktikant*innen, FSJler*innen und Bundesfreiwilligendienstler*innen für die Qualität der Sozialen Arbeit hat und welche Bedingungen für diese Personengruppen zur Persönlichkeitsentwicklung und Berufsqualifizierung gegeben sind. Es wird den Fragen nachgegangen, welche Rollen ihnen im Feld der Sozialen Arbeit zukommen, welche Funktionen sie im System erfüllen und welche Verantwortung Träger/Ausbildungsstätten/Bildungsträger haben, um das Spannungsfeld ‚Praktika/Freiwilligendienste zwischen lohnendem Bildungsort und prekärer Vollzeitkraft‘ zu gestalten. Die beiden Impulsgeber*innen Corinna Mühlhausen (stellv. Leitung FSJ/BFD beim Wohlfahrtswerk Baden-Württemberg) und Armin Krohe-Amann (Geschäftsführer Pfunzkerle e.V. und Lehrbeauftragter im vorbereitenden Praktikumskolloquium des Bachelorstudiengangs Erziehungswissenschaft) formulieren aus ihrer jeweiligen Perspektive einen kritischen Blick auf die Bedingungen von Praktika und Freiwilligendiensten. Zum anderen werden gemeinsam mit den Teilnehmer*innen des Forums Gelingensbedingungen und Praxisherausforderungen in der Arbeit mit diesen Personengruppen diskutiert sowie Ideen entwickelt, wie das Spannungsfeld ‚zwischen lohnendem Bildungsort und prekärer Vollzeitkraft‘ gestaltet werden kann.

ReferentInnen:
Armin Krohe-Amann (Pfundskerle e.V., Tübingen)
Corinna Mühlhausen (Wohlfahrtswerk Baden-Württemberg, Stuttgart)
Moderation: Nina Wlassow, Mirjana Zipperle (IfE)

 

Forum 5: Care und Stadtteilentwicklung

Soziale Arbeit ist oftmals spezifisch auf Menschen mit Hilfebedarf ausgerichtet. Damit ist das Arbeitsfeld beileibe kein Kleinprojekt: Jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens zumindest zeitweise hilfsbedürftig und in unterschiedlichen Aspekten auf Unterstützung angewiesen. Es stellt sich daher nicht nur in der Sozialen Arbeit, sondern auch gesamtgesellschaftlich die Frage, wie wir unser Zusammenleben angesichts der grundsätzlichen Bedürftigkeit und Angewiesenheit der Menschen aufeinander gestalten wollen. Hierbei nehmen (gemeinschaftliches) Wohnen und Stadtteilentwicklung einen relevanten Raum ein, da hier zentrale Rahmenbedingungen für gemeinschaftliche Beziehungen mitgestaltet werden.
Vor diesem Hintergrund werden im Workshop zwei Projekte vorgestellt, die innovative Impulse für die angesprochene Frage zu geben versprechen: Daniel Buhr vom Verbundforschungsprojekt Lebensphasenhaus stellt dessen flexibles Gesamtkonzept für selbstbestimmtes Wohnen im Alter vor, das neue Wohn- und Freiraumkonzepte, technische Assistenzsysteme und Dienstleistungen miteinander verbindet. Thomas Pfister von der Aidshilfe Tübingen-Reutlingen e.V. berichtet vom Wohn- und Inklusionsprojekt „Tante Huber“ in Tübingen, unter dessen Dach Menschen in einem gemischten sozialen Umfeld leben können. Die Aidshilfe belegt in der Huberstraße drei Wohnungen für Wohngemeinschaften ihrer Adressat*innen.
Aufbauend auf den Berichten und Erfahrungen aus diesen Projekten soll im Workshop die Relevanz von Wohn- und Stadtentwicklungskonzepten, die Überlegungen zur gemeinschaftlichen Neubetrachtung von Care und Unterstützung im Alltag bieten, für die Soziale Arbeit diskutiert werden.

Lebensphasenhaus: http://www.lebensphasenhaus.de/

Aidshilfe: http://aidshilfe-tuebingen-reutlingen.de/?page_id=569

ReferentInnen:
Daniel Buhr (Lebensphasenhaus, Tübingen)
Thomas Pfister (Aidshilfe Tübingen-Reutlingen e.V.)
Moderation: Johanna Bröse, Sandra Landhäußer (IfE)

 

Forum 6: Care und (mangelnde) Solidarität?

Schlechte Arbeitsbedingungen im Pflegebereich, fehlende Erzieher*innen in Kitas oder weibliche Armut durch die Nichtanerkennung von Sorgezeiten sind deutliche Anzeichen der derzeitigen Care-Krise. Auch mit Blick auf die häufig prekären Arbeitsverhältnisse der im Care-Bereich Beschäftigten, stellen wir uns in diesem Forum die Frage: Mangelt es (uns) an Solidarität? Einen spannenden Impuls für diese Diskussion bietet ein Einblick in die solidarischen Kämpfe von polnischen 24-Stunden-Betreuerinnen in der Schweiz. Wir diskutieren, wie Solidarisierungspraktiken mit den Menschen aussehen können, die (bezahlte und unbezahlte) Care-Arbeit leisten und wie diese organisiert werden kann. Wie können etwa solidarische Bündnisse zwischen Professionellen, Freiwilligen und Angehörigen aussehen? Welche Rolle kommt zivilgesellschaftlichen und professionellen Akteuren, wie der Sozialen Arbeit, hierbei zu? Verschiedene Aspekte dieser Diskussionsanstöße werden im Rahmen eines World Cafés vertieft.

ReferentInnen:
Sarah Schilliger (York University Toronto)
Moderation: Barbara Stauber, Christiane Bomert (IfE)