Die Ausgrabung am Didi Gora
Im Jahre 1997 begannen Ausgrabungsarbeiten am Siedlungshügel Didi Gora. Der Fundplatz liegt in Ostgeorgien in der Provinz Kachetien etwa auf halben Weg zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer in der Ebene des Alazani, einem Nebenfluß der Kura.
Das Projekt wird gemeinsam von der Universität Tbilisi bzw. des Kachetischen Archäologischen Zentrums (Prof. K. Pizchelauri) und dem Troia Projekt des Institutes für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen (Prof. Dr. M. Korfmann) durchgeführt.
Viele bronzezeitliche Gräber aus der Kaukasusregion verweisen mit ihrem Inventar auf intensive Kontakte dieser Region zur Ägäis und nach Westanatolien. So finden sich im Kaukasus Stichschwerter (Rapiere), Schmuck und Gefäßformen, die Parallelen im ägäischen Raum und in Westanatolien haben.
Somit besteht vor dem Hintergrund der Forschungen in Troia ein erhebliches wissenschaftliches Interesse an den bronzezeitlichen Kulturen des Kaukasus sowie zu den Handelsverbindungen innerhalb der Schwarzmeerregion. Der Metallreichtum der Kaukasusregion ist geradezu sprichwörtlich und dürfte daher für die bronzezeitliche Welt von überregionaler Bedeutung gewesen sein.
Ziel der Ausgrabungen am Didi Gora ist aber auch die Erarbeitung einer Chronologie der Bronzezeit (Ost-)Georgiens.
Bronzezeitliche Siedlungen sind im Gegensatz zu Gräbern in der Kaukasusregion kaum erforscht, somit sind positive Überraschungen bei Siedlungsgrabungen bereits vorprogrammiert. Und in der letzten Kampagne, die vom 01.09.1999 bis 12.10.1999 stattfand, traten diese auch auf:
Den Schwerpunkt der Ausgrabungen bildeten die untersten, früh- und mittelbronzezeitlichen Schichten des 3. und des 2. Jahrtausends v. Chr. Hier konnte eine Abfolge von ca. 20 Bauschichten freigelegt werden. Sie bilden ein Schichtenpaket von ca. 2 m Stärke. Dabei deuten viele Indizien auf eine nomadische Lebensweise:
Im Planum dieser Schichten wurden zahlreiche Pfostenlöcher freigelegt, die mitunter zelt- oder hüttenartige Strukturen erkennen ließen.
In den Schichten bzw. innerhalb der Pfostenkonstruktionen konnten keine aufgetragene Fußböden oder Herdstellen nachgewiesen werden. Auffällig ist auch, daß sich weder Spinnwirtel noch Reibsteine bzw. Reibplatten fanden. Überhaupt traten kaum Kleinfunde auf. Ungewöhnlich zahlreich fanden sich hingegen Tierknochen und Obsidianabschläge.
Die untersten Schichten können aufgrund der darin gefundenen Keramik in die sog. Martkopi-Stufe datiert werden. Die Siedlungsplatz wurde über einen längeren Zeitraum immer wieder aufgesucht und besiedelt. Stratigraphisch folgen Schichten der mittelbronzezeitlichen Trialeti- Kultur.
Aber auch die Schichten der Spätbronze- und frühen Eisenzeit (spätes 2./frühes 1. Jahrtausend v. Chr. ) wurden weiterhin sondiert.
In den letzten Jahren konnten Reste mehrerer Häuser aus Stampflehm freigelegt werden. Die spätbronze-/früheisenzeitliche Siedlung war von mehreren Gräben umgeben, deren Verläufe sich noch heute im Gelände abzeichnen.
Einer der Gräben hatte eine Breite von bis zu 10 m und war mindestens 4 m tief. Die Besiedlung am Didi Gora setzt offenbar schon in der Frühbronzezeit, d. h. frühestens im 4. Jahrtausend v. Chr. ein. Es fanden sich Scherben der sog. Kuro-Arax-Kultur. Leider waren alle umgelagert, zugehörige Schichten wurden im untersuchten Teil des Didi Gora nicht angetroffen.
Ansonsten liegt eine vollständige Stratigraphie des Didi Gora vor. Die nächsten Monaten werden der Aufarbeitung des umfangreichen Fundmaterials vorbehalten bleiben. Mit einer Schichtenabfolge von insgesamt 5 m Mächtigkeit und einem Durchmesser von 250 m zählt der Didi Gora zu den größten Siedlungshügeln in Ostgeorgien.
Weitere Informationen über Jan K. Bertram (Email).