International Center for Ethics in the Sciences and Humanities (IZEW)

Symposium „Ethik als Beruf“

Mit über 40 Gästen, darunter viele Alumni des Ethikzentrums sowie aktuelle Kolleginnen und Kollegen, konnten wir diese Fragen in wechselnden Formaten intensiv diskutieren. In Anlehnung an die berühmte Schrift von 1919 „Wissenschaft als Beruf“ eröffnete Prof. Dr. Thomas Potthast – Sprecher des Ethikzentrums und Professor für Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften – den inhaltlichen Einstieg in die Thematik. Im Anschluss an seine „Überlegungen mit und gegen Max Weber – Ethik als Beruf 1919-2019“ entwickelte sich eine lebhafte Debatte, die sich im Verlaufe des Symposiums weiter intensivierte. Der Abendvortrage von Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl – Professor für Theologische Ethik an der Katholische-Hochschule für Sozialwesen in Berlin und Mitglied des Deutschen Ethikrates – adressierte die Frage, inwiefern es einer Professionsethik der Ethik bedarf. Er wies deutlich auf, dass das Thema des Symposiums insofern einen Nerv getroffen hat, als dass viele Fragen, die sich mit der Profession der Ethiker*in verbinden, bislang weder offen gestellt noch breit diskutiert und selten systematisch betrachtet werden. Die inhaltlichen Impulse ebenso wie die sehr unterschiedlichen Erfahrungen hinsichtlich beruflicher Werdegänge im Kontext ethischer Expertise im Plenum boten ausreichend geistige Anregung, um anschließend bei Sekt und Häppchen noch lange weiter zu diskutieren.

Der zweite Tag des Symposiums war in Form von „Tischgesprächen“ gestaltet. Die Teilnehmer*innen konnten in jeweils drei Gruppen alle Tische durchlaufen und dort jeweils eine Stunde zu einem spezifischen Thema sehr intensiv diskutieren. Themen der drei Tische waren

  1. (Inter)Disziplinäre Identitäten und Karriere, moderiert durch Prof. Dr. Thomas Potthast,
  2. Europäische Perspektiven, moderiert durch Prof. Dr. Maureen Junker-Kenny (Trinity Collage Dublin, Irland) und Prof. Dr. Margit Sutrop (University of Tartu, Estland) – beide Mitglied des International Boards des Ethikzentrums,
  3. Wege außerhalb des akademischen Raumes, moderiert durch Dr. Johannes Reidel – Senior Projektmanager bei der Robert-Bosch-Stiftung.

Besonders deutlich wurde in den Diskussionen, dass es nicht den einen beruflichen Weg für  Ethiker*innen gibt. Dies hängt zum einen mit den besonderen interdisziplinären Anforderungen an eine anwendungsbezogene Ethik zusammen, die sich immer in mehreren fachlichen Kontexten bewegen und dort gleichermaßen informiert sein muss. Zum anderen erschwert eine interdisziplinäre Ausbildung einen gradlinigen Karriereweg, der in klassischen disziplinären Kontexten oftmals immer noch hinderlich ist. Es braucht also viel Ausdauer, Mut und Engagement um ethische Forschung und gesellschaftlichen Dialog zusammenzudenken und zusammenzubringen. Dies gilt nicht nur in Deutschland, sondern auch in unseren europäischen Nachbarländern bzw. im internationalen Rahmen. Die offenen Fragen, die sich aus den Tischgesprächen ergaben, drehten sich entsprechend um angemessene Formen der Aus- und Weiterbildung von Ethiker*innen, die sich gezielt außerhalb ihrer Heimatdisziplinen bewegen und etablieren wollen, sich nicht nur in den inter- sondern auch gerade in den so notwendigen transdisziplinären Dialog begeben möchten und dabei zugleich eine erfolgreiche Laufbahn einschlagen können.