Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2010: Termine und Veranstaltungen

Internationaler Studentenumweltgipfel an der Universität Tübingen

„Nachhaltigkeit muss die neue Modernität werden“

Der dritte internationale Studentenumweltgipfel „World Student Environmental Summit“ (WSES) fand Ende September an der Universität Tübingen statt. 65 Studierende aus 25 Nationen tauschten sich dabei über aktuelle Umweltprobleme aus, diskutierten deren Lösungsansätze und nutzten den Gipfel zur Bildung von Netzwerken. Hauptthemen waren Energie, Wirtschaft, Konsum und Bildung in einer nachhaltigen Zukunft. Zu diesen Themen fanden während des Gipfels Workshops statt, jeweils aufgeteilt für die Bereiche Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik. Ziel des Gipfels unter anderem: konkrete Handlungsempfehlungen an Politik und höhere Bildungseinrichtungen zu formulieren.


Nachhaltiger Konsum war ein zentraler Punkt auf dem Gipfel, Professor Dr. Lennart Olson von der Lund Universität in Schweden forderte hierzu: „Nachhaltigkeit muss die neue Modernität werden, wir müssen Modernität neu definieren“. Der heutige Lebensstil der westlichen Welt dürfe nicht Vorbild sein für alle. Ein konkreter Vorschlag des Gipfels lautete daher: Etablierung besserer und transparenter Labels auf Produkten, welche CO2-Emissionen bei der Produktion und der Distribition deutlich werden lassen. Nur so könne der Verbraucher sein Konsumverhalten ändern und fundierte Konsumentscheidungen treffen.


Wichtiges Thema auf dem WSES waren auch erneuerbare Energien. Ihr Ausbau sei die einzige Möglichkeit, die formulierten klimapolitischen Ziele zu erreichen, ganz auf erneuerbare Energien im Elekrizitätssektor umzusteigen. Gleichzeitig müssten die industrialisierten Länder ihre Emissionen um 95 Prozent zurückdrehen, forderte Rainer Baake, von der Deutschen Umwelthilfe e.V. Für die Entwicklung der erneuerbaren Energien müssten vor allem die Lösungen zur langfristigen Energiespeicherung vorangetrieben werden. Ralf Dunker, Pojektmanager bei Juwi Holding AG stellte die These auf, dass die Energieversorgung der Zukunft dezentral sein werde: „Wir werden nicht Konsumenten sondern Prosumenten sein, das heißt eine Mischung aus Produzent und Konsument“.


Bildung und Bildungspolitik definierten die Delegierten als zentrale Bausteine für ein ökologisches Bewusstsein und die nachhaltige Entwicklung der Erde an, von Relevanz seien dabei sowohl das formelle wie auch das informelle Lernen. Konkret wurde die Forderung formuliert, dass der Aspekt Nachhaltigkeit in allen Studiengängen integriert werden solle. An der Universität Tübingen gibt es beispielsweise bereits ein breites Angebot an überfachlichen Veranstaltungen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit: das „Studium Oecologicum“, das im Rahmen von Bachelor- und Masterstudiengängen angerechnet werden kann.


Die 65 Delegierten wollen sich außerdem in ihrem künftigen Lebens- und Berufsweg dafür einsetzten, dass im Bereich Wirtschaft verstärkt von einem rein profit-orientierten Denken zu einer Orientierung an nachhaltigen Gesichtspunkten übergegangen wird.


Die Ergebnisse des Studentenumweltgipfels wurden am 4. Oktober 2010 in Form eines Positions- und Forderungspapiers im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Berlin übergeben und diskutiert. Der Präsident der japanischen Doshisha Universität in Kyoto, Professor Hatta, wird sie außerdem im Dezember 2010 bei der "Conference of Parties" (COP) übergeben.


Das globale studentische Netzwerk "World Student Environmental Network" (WSEN) wurde im Jahr 2008 im japanischen Kyoto gegründet. Der nächste WSES wird im Mai 2011 im schwedischen Karlskrona, am Blekinge Institute of Technology, stattfinden, welcher wieder neue Studierende in das Netzwerk einbinden wird. Tony Thompson und seine Mitorganisatorinnen und Mitorganisatoren freuen sich auf einen ebenso erfolgreichen Gipfel.


Weiter Informationen sowie der Abschlussbericht unter: http://2010wses.org/


Christiane Schmidt