Nach 18 Monaten Umbau- und Konzeptionsarbeiten hat am 2. November die Paläontologische Sammlung der Universität Tübingen wiedereröffnet. Die Universität verfügt über eine der wertvollsten und größten paläontologischen Sammlungen Europas. Es ist der weitsichtigen Planung des frühen 20. Jahrhunderts zu verdanken, dass diese Sammlung, die im Wesentlichen in der Sammeltätigkeit von Friedrich August Quenstedt (1809-1889) begründet ist, nicht nur in Magazinen bewahrt wird, sondern auch über 800 Quadrameter Ausstellungsfläche verfügt.
Im Laufe der Zeit waren diese etwas in Vergessenheit geraten. Doch im Rahmen der Kooperation der Universität Tübingen und der Senckenberg Naturforschenden Gesellschaft konnte die Betreuung der Sammlung und des Museums seit 2010 wieder verstärkt werden. In diesem Zusammenhang wurden nicht nur die über 3.000 Exponate gereinigt, restauriert und gesichert, sondern auch alle Ausstellungstexte auf den heutigen Stand der Wissenschaft gebracht, Beschriftungen wurden zweisprachig angefertigt.
Im Vordergrund aller Renovierungsarbeiten stand allerdings, die besondere historische Atmosphäre des 1903 erbauten Gebäudes nicht zu zerstören, sondern vielmehr zu unterstreichen. Gerade dies macht den Reiz der Paläontologischen Sammlung der Universität Tübingen aus: Manchmal scheint es dem Besucher, als ob einer der altgedienten Professores gerade um die Ecke komme, und am historischen Schreibtisch des Tübinger Paläontologen Ernst Kokens (1860-1912) im Stratigraphischen Saal seine Forschungen fortsetzt.
Die Paläontologische Sammlung kann mit ihren Exponaten auch auf internationalem Niveau mithalten: Mit zahlreichen Skeletten von Säugetierähnlichen Reptilien, von frühen Dinosauriern aus Trossingen, von Fisch- und anderen Meeressauriern und nicht zuletzt die weltweit einzigen Skelette des Tübinger Einzahnsauriers. Eine Besonderheit ist die Montage und Präsentation sehr vieler echter Skelette, nur wenige Exponate sind Abgüsse von Fossilien. Auch Funde aus der Region kommen dank des ungebremsten Sammeltriebs der Tübinger Paläontologen nicht zu kurz, als Beispiel seien nur die Erpfinger Höhlenbären genannt.
Die Sammlung ist Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Neben der Möglichkeit für Gruppen Führungen zu buchen, bietet sie immer wieder Sonderveranstaltungen außerhalb der regulären Öffnungszeiten an, zum Beispiel zur Tübinger Kulturnacht oder zum internationalen Museumstag.
Nähere Informationen unter www.paleo.uni-tuebingen.de
Philipe Havlik