Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2010: Termine und Veranstaltungen

Zukunftsbranche Medizintechnik

Beim ersten Tag der Medizintechnik in Tübingen diskutierten Wissenschaftler mit Vertretern der Wirtschaft und von Institutionen über Entwicklungen und Perspektiven in diesem sehr anwendungsbezogenen Forschungsbereich. Die Medizintechnik ist auch ein zentraler Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen.

Unter dem Titel "Medizintechnik: Quo vadis?" kamen etwa 120 Teilnehmer zum ersten Tag der Medizintechnik der Universität Tübingen. Er wurde gemeinsam organisiert vom Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen (NMI) und der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen. Unter den Teilnehmern waren neben Angehörigen der Universität und verschiedener Institutionen vor allem auch Medizintechnik-Unternehmen aus Tübingen, Reutlingen, Tuttlingen, aus dem Kompetenznetzwerk "Medical Valley Hechingen" sowie überregional aus ganz Deutschland. In seiner Begrüßungsansprache fragte Rektor Prof. Dr. Bernd Engler: "Wo wurde die Medizintechnik erfunden?" – Und er gab auch gleich die Antwort: "Wahrscheinlich in Tübingen mit der Gründung der Firma Erbe vor 100 Jahren, die vielleicht auch die erste Ausgründung aus der Universität war". Er sieht die Medizintechnik auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft und verknüpfte in seiner Ansprache das "Ja der Universität zur Medizintechnik mit ihrem dezidierten Ja zu Anwendungsbezügen in Lehre und Forschung“.

Es folgten Präsentationen von Best-Practice-Projekten, wie dem an der Tübinger Universitätsaugenklinik und am NMI entwickelten Retina-Implantat, das einen Teil von Sehvermögen für Blinde zurückgeben kann. Drei aktuelle Trends der Medizintechnik durchzogen diese Präsentationen wie ein roter Faden: Computerisierung, Minimalisierung und Biologisierung.

Eine Podiumsdiskussion schloss die Veranstaltung ab. Die Teilnehmer begrüßten übereinstimmend die Einrichtung des neuen interuniversitären Bachelor-Studiengangs "Medizintechnik" (Bericht demnächst in "Uni Tübingen aktuell") der Universitäten Tübingen und Stuttgart, sie erwarten von ihm weitreichende Akzente sowohl für die Wissenschaft als auch für die medizintechnische Industrie der Region. Baden-Württemberg könne seinen Marktanteil von 60 Prozent am deutschen Medizintechnikmarkt und damit auch seine führende Stellung auf dem Weltmarkt sicher noch ausbauen. Entscheidend für die wirtschaftliche Weiterentwicklung seien die Impulse, die aus den Universitäten kommen. So bezeichnete der Dekan der Medizinischen Fakultät Ingo B. Autenrieth die Medizintechnik als einen von fünf zentralen Forschungsschwerpunkten der Fakultät und sah in den Bereichen Bildgebende Verfahren und experimentelle Chirurgie bundesweite Alleinstellungsmerkmale. Rektor Engler konstatierte für die Universität bei hervorragenden Leistungen in der Grundlagenforschung noch Defizite in den Anwendungsbezügen: "Hier muss eine neue ’Denke’ an der Universität Einzug halten, es reicht oft ein kleiner Schritt. Und Fortschritte auf diesem Sektor müssen wir auch intern honorieren."

Kontrovers wurde darüber diskutiert, ob die Clusterbildung in der Medizintechnik das anzustrebende Mittel der Wahl sei. Dr. Markus Enderle, Forschungsleiter der Firma Erbe Medizintechnik hob demgegenüber die Vorteile der 12 Einzelkooperationen mit der Universität Tübingen hervor, in denen die Universität durch ihr Know-how die Biologisierung der Medizintechnik, ermögliche: "Man darf durch Cluster nicht alles zukleistern, man muss auch klein, flexibel und schnell sein können."

Michael Seifert

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