Am 2. Mai jährte sich der Todestag Leonardo da Vincis zum 500. Mal. Das Museum der Universität Tübingen MUT widmet ihm aus diesem Anlass eine umfangreiche Ausstellung, die am Todestag Leonardos auf Schloss Hohentübingen feierlich eröffnet wurde.
Im Zentrum dieser einzigen größeren Präsentation in Deutschland zum Jahrestag stehen knapp 50 große Nachbauten der Maschinenentwürfe nach den Zeichnungen Leonardos. Die Schau zeigt die von italienischen Handwerkern rekonstruierten Objekte in Werkstatträumen, ergänzt mit modernem Equipment. Kontrastiert wird dies durch rund 300 Abgüsse antiker Skulpturen im Rittersaal, die ihrerseits Vorbilder der italienischen Renaissancekunst waren. Inspirationsquelle hierfür waren auch die Kunstinstallationen des 2006 verstorbenen US-amerikanischen Künstlers Jason Rhoades, der als "moderner Leonardo" bezeichnet wurde. Kuratiert wurde die Ausstellung von Professor Dr. Ernst Seidl und Dr. Frank Dürr in Kooperation mit dem Szenografen Stephan Potengowski.
Werkstattcharakter, Erfindungslabor und Erfahrungsraum als Präsentationsorte enzyklopädisch motivierter Forschung verweisen auf den "Mythos Leonardo" als wissensdurstiges Universalgenie und als Idealtyp des Renaissance-Menschen. Sein Lebenswerk schließt Wissenschaft, Kunst und innovative Technik ein und machte ihn zu einer Ikone der Interdisziplinarität und Universalität. Diese Korrelation unterschiedlicher Bildungs- und Wissenschaftssysteme zeigt sich ebenso in den 70 Forschungs-, Lehr- und Schausammlungen der Eberhard Karls Universität. Sie wurde 1477 gegründet, in dem Jahr, als der 25-jährige Leonardo die Gunst Lorenzo il Magnificos, des Stadtherrn von Florenz, errang.
"Unsere Absicht war weder, die Mystifizierung oder gar Vergöttlichung des Universalgenies weiter zu treiben, noch Leonardo nachzuweisen, welche Entwürfe fehlerhaft sind oder wo er gescheitert ist, wie es derzeit Mode ist. Ziel war, sein universales Schaffen näher an die historische Realität des wissenschaftlichen Denkprozesses zu holen", sagt der Direktor des MUT, Professor Ernst Seidl.