Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2020: Forum
100 Jahre Studienberatung an der Universität Tübingen
Deutschlandweit eine der ersten Studien- und Berufsberatungsstellen
In diesem Jahr feiert die Zentrale Studienberatung (ZSB) ein Jubiläum: 1920 wurde an der Universität Tübingen erstmals die Studienberatung ins Leben gerufen, und zwar zunächst als „Akademisches Berufsamt“. Die Tübinger Beratungsstelle gehörte deutschlandweit mit zu den ersten Studien- und Berufsberatungsstellen.
Die Universität forderte bereits 1918 eine Studien- und Berufsberatungsstelle
Mit der Gründung der Studienberatung an der Universität Tübingen ist der Name Albert Rienhardt eng verbunden Auf Grundlage einer umfassenden statistischen Studie über die Lage der Hochschulen in Württemberg nach dem 1. Weltkrieg, kam der Tübinger Universitätssekretär Rienhardt zu dem Schluss, dass die Universitäten nicht genügend auf die Veränderungen im Hochschulwesen vorbereitet seien. Die „neuen Bedürfnisse“ der künftigen Studierenden formulierte Rienhardt 1918 in einer Denkschrift im Auftrag des Akademischen Rektoramts. Orientierung und Beratung der Studierenden sollten als wesentliche Zukunftsthemen der Universitäten Berücksichtigung finden, heißt es darin.
„Rührende Hilfslosigkeit“ und „romantische Wurschthaftigkeit“ – Diskussion im württembergischen Landtag
Die von Rienhardt dargelegten Forderungen nach Beratungsangeboten für Studierende wurden zunächst im Kleinen Senat der Universität Tübingen diskutiert und unterstützt. Die Universität setzte daraufhin eine breite Diskussion in Gang, die später im württembergischen Landtag weitergeführt wurde. Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Lage nach Kriegsende bestand Konsens darüber, dass die Mehrzahl der Studenten blauäugig und nicht auf Studium und Beruf vorbereitet sei. Ein Abgeordneter sprach in der Debatte auch von der „rührenden Hilfslosigkeit“ und „romantischen Wurschthaftigkeit“ der Studierenden. Auch deswegen stimmte der Landtag den Forderungen der Universität schließlich zu. Die Beratungsstelle wurde daraufhin im Frühjahr 1920 eröffnet.
Die Studienberatung an der Universität Tübingen erlebte im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts viele Umbrüche und Herausforderungen – von der Weimarer Republik über den Nationalsozialismus, den Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg, die 1968er-Bewegung und die nachfolgenden Hochschulreformen bis hin zu den Umstrukturierungen im Zusammenhang mit dem sogenannten Bologna-Prozess in den vergangenen 20 Jahren.
Anlässlich des Jubiläums hat die Zentrale Studienberatung einige Impressionen zu ihrer Geschichte, insbesondere über die ersten Jahrzehnte nach der Gründung, gesammelt. Eine Auswahl an Texten und Bildern zur Illustration dieser Geschichte finden sich im aktuellen Jahresbericht der ZSB.
Birgit Grunschel
100 Jahre Studienberatung auf einen Blick
2018
seit 2018 gehört die Zentrale Studienberatung zum neu gegründeten Dezernat Studierende, gemeinsam mit der Studierendenabteilung, dem Zentralen Prüfungsamt und der Beratung und Zulassung internationaler Studierender
2010
Akademisches Beratungszentrum wird aufgelöst. Zentrale Studienberatung (einschließlich der Beratung Studieren mit Behinderung) wird Teil des neu gegründeten Dezernats Studium
und Lehre
1997
Zentrale Studienberatung gehört mit der Zulassung und Beratung für internationale Studierende und der Beratung für behinderte Studierende zum Akademischen Beratungszentrum
1980
Anfang der 1980er Beratungsstelle wird umbenannt in Zentrale Studienberatung
1973
Beratungsstelle erhält den Namen Amt für Ausbildungsberatung
1958
Anbindung an das Landesarbeitsamt wird endgültig aufgelöst
1946
Wiedereröffnung des Akademischen Berufsamtes
1930
Ende der 1930er Übernahme durch den Beratungsdienst des Reichsstudentenwerks
1922
Eingliederung in das Landesamt für Arbeitsvermittlung, Organisation bleibt bei der Tübinger Studentenhilfe
1921
Tübinger Studentenhilfe übernimmt das Akademische Berufsamt
1920
Allgemeiner Studentenausschuss ruft Akademisches Berufsamt ins Leben
1919
Ministerium lehnt zunächst staatliche Studien- und Berufsberatungsstelle ab
1918
Universität fordert eine Akademische Studien- und Berufsberatungsstelle