In der ersten Förderphase standen poetische griechische Texte – vor allem Hesiod und Arat – aus unterschiedlichen Perspektiven im Fokus. Dabei ging es zum einen um deren metapoetische Reflexion agrarischer und kultureller Ressourcen, zum anderen um die moderne Bewertung dieser Diskurse. Zentrale Themenfelder waren neben Landwirtschaft, Astronomie und Seefahrt die mythische Erzähltradition und die mythische Präsentation von Ressourcen sowie die Darstellung von Mobilität und Migration.
Im Zentrum der zweiten Förderphase stand die Analyse der literarischen und rhetorischen (Re-)Konstruktion von Ressourcenwissen über die Vergangenheit im Athen des 4. Jh. v. Chr. Konkret wurde untersucht, welche Rolle reales, rekonstruiertes oder fiktives – das heißt konstruiertes – historisches Wissen in philosophischen und politischen Diskursen über (soziale) Ordnungskonzepte spielte und wie es generiert wurde. Zu dieser Zeit fand in Athen eine intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Ordnungsvorstellungen und der (imaginären) eigenen Vergangenheit statt, die in den Schriftzeugnissen gut dokumentiert ist.
Mit der dritten Phase werden ein anderer Zeitraum und ein neues Forschungsfeld fokussiert. Die beiden Fallstudien beschäftigen sich mit Religion als einer zentralen Ressource in der römischen Kaiserzeit und der Spätantike. Religion umfasst symbolische und materielle Aspekte, bildet komplexe Infrastrukturen aus und konstituiert sowohl materielle als auch (religions-)politische und intellektuelle Diskurse. Der Religionsbegriff wird in beiden Studien funktionalistisch und heuristisch zugleich verwendet: Der Schwerpunkt liegt zum einen auf religiösen und theologischen Spannungen und Ausdifferenzierungen zwischen etablierten paganen/hellenischen Religionskulturen und lokal unterschiedlichen Christianisierungsprozessen in Kaiserzeit und Spätantike sowie zum anderen auf der Frage, in welche RessourcenKomplexe Religion eingebunden war und wie diese sich über die Zeit veränderten. Die Ausbreitung und Etablierung des Christentums bedeutete für die Menschen dieser Zeit theologisch und politisch einen gravierenden Paradigmenwechsel, für die lebensweltliche Gestaltung religiöser Kultur beschreiben Termini wie Transformation oder Akkulturation die Situation vermutlich besser. Exemplarische Zentren in der Provinz Achaia sowie vor allem im kleinasiatischen Osten (in Fallstudie 1 „Orakel im Wandel: Griechische Orakel in Kaiserzeit und Spätantike als Fallbeispiel im Zeitraum von Kaiserzeit und Spätantike“) sowie die Provinz Syria am östlichen Rand des Römischen Reiches (Fallstudie 2 „Am Rand des Reiches: Religionskultur(en) in der Provinz Syria von der Kaiserzeit bis in die Spätantike“) werden in enger Interaktion und Zusammenarbeit auf diese Problemfelder hin analysiert. Als besonders fruchtbar wird hier die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Gräzistik und der Alten Geschichte betrachtet. Ein verbindendes Element ist ferner die Frage, wie sich das Verhältnis von Zentrum und Peripherie im Untersuchungszeitraum veränderte und welche Auswirkungen es auf die Sphäre der Religion hatte, dass im Imperium Romanum zunehmend polyzentrische Strukturen entstanden.