Am 28. Mai 2022 verstarb Professor Dr. Manfred Wolff im Alter von 82 Jahren. Er leitete von 1976 bis 2004 den Arbeitsbereich "Mathematische Methoden der Naturwissenschaften" an der damaligen Mathematischen Fakultät der Universität Tübingen und war von 1988 bis 1990 Vizepräsident der Universität.
Seine Forschungsschwerpunkte lagen auf dem Gebiet der Funktionalanalysis. Manfred Wolff hat wichtige Beiträge zur Spektraltheorie sowie zum Langzeitverhalten von dynamischen Systemen und positiven Halbgruppen geleistet. Seine Untersuchungen zur Rolle der Positivität in der Theorie der C*-Algebren führten nicht nur zu wichtigen Forschungsarbeiten, sondern auch zu einem Buchkapitel in der neuesten Ausgabe des Standardwerks "Topological Vector Spaces" von Helmuth Schaefer. Sehr originell sind auch seine Beiträge und Bücher zur Nicht-Standard-Analysis, einer Theorie, die das Rechnen mit infinitesimalen Größen erlaubt. Noch im hohen Alter publizierte er neue mathematische Ergebnisse.
Manfred Wolff engagierte sich in vielfältiger Weise in der Lehre, insbesondere im Bereich der Mathematikausbildung der Studierenden der Physik und der Informatik. Er erhielt 1993 zusammen mit drei weiteren Mitgliedern seiner Arbeitsgruppe den Landeslehrpreis für den viersemestrigen Vorlesungszyklus "Mathematik für Physik-Diplomanden". Schon früh war Manfred Wolff von den Chancen der computergestützten Lehre überzeugt, was sich schließlich in mehreren Büchern niederschlug, wie zum Beispiel in "Analysis Alive: Ein interaktiver Mathematikkurs" (mit Oliver Glorr und Christoph Richard) mit begleitender CD-ROM" (1998), oder "Mathematik für Informatik und Bioinformatik" (mit Peter Hauck und Wolfgang Küchlin, 2004) mit einer begleitenden Webseite mit Java-Applets zur unterstützenden Visualisierung. Besonders hervorzuheben sind auch die regelmäßigen interdisziplinären Seminare und Arbeitsgruppen zu Operatoralgebren, Quantenstochastik und Vielteilchenphysik, die er in Zusammenarbeit mit Prof. Alfred Rieckers (Fakultät für Physik) und Burkhard Kümmerer durchführte. Daraus entstanden von 1983 bis 1998 eine ganze Reihe von DFG-Projekten, die Generationen von mathematischen Physikern beeinflusst haben.
Manfred Wolff bleibt auch durch sein interdisziplinäres und außeruniversitäres Engagement in Erinnerung. Es galt vor allem dem Tierschutz und Fragen der Ethik in den Naturwissenschaften. So hat er schon 1978 aktiv in der "Arbeitsgruppe zur Verantwortung des Naturwissenschaftlers" mitgewirkt. Seit 1985 war Manfred Wolff Mitglied des Gesprächskreises "Ethik in den Naturwissenschaften" und engagierte sich im „Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften“ und im Graduiertenkolleg "Ethik in den Wissenschaften" (1991 - 2000).
Viele Menschen werden sich dankbar an die persönlichen Begegnungen mit Manfred Wolff, seine freundliche Offenheit und seine weitreichenden Interessen erinnern, seine Mitarbeiter an die gute Atmosphäre in seinem Arbeitsbereich. Seine menschlichen Qualitäten und seine Begeisterung für die Mathematik werden allen in lebendiger Erinnerung bleiben.