Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2016: Forschung

Ein preisgünstiger Sensor gegen schlechte Luft im Auto

In der Physikalischen Chemie wird an einem einfachen und zugleich effizienten Konstrukt zur Messung von Kohlendioxid geforscht

Wer einen Konferenzraum nach mehrstündiger Sitzung betritt, meint die verbrauchte Luft förmlich zu riechen, auch wenn der Mensch kein Sinnesorgan für Kohlendioxid besitzt. Der Kohlendioxidgehalt (CO2-Gehalt) der Luft ist jedoch ein gutes Maß für die Bestimmung der Luftqualität in Räumen oder Autos. Automatisierte Lüftungssysteme arbeiten daher häufig auf der Basis technischer CO2-Sensoren. Die werden in Automobilen auch benötigt, wenn die FCKW-Kühlmittel in der Klimaanlage durch CO2 ersetzt werden sollen. Bei einem Leck im Kühlkreislauf müssten entsprechende Sensoren die Fahrgäste vor einem Anstieg des CO2-Gehalts der Luft im Auto warnen. Bisher beruhen CO2-Sensoren auf komplizierten Messverfahren und sind teuer. Alexander Haensch, der unter der Leitung von Professor Udo Weimar am Institut für Physikalische Chemie der Universität Tübingen promoviert, arbeitet daher an einer Konstruktion, die preisgünstige und einfach zu verwendende CO2-Gassensoren ermöglichen soll.

„Bisher gibt es Sensoren, die das CO2 über Infrarotstrahlung messen, das ist aufwendig, weil man große Bauteile benötigt. Eine Miniaturisierung wird somit erschwert“, erklärt Alexander Haensch. „Ein zweiter Sensortyp arbeitet über eine sogenannte elektrochemische Zelle. Diese ist im Aufbau vergleichbar mit einer Batterie, welche eine Spannung liefert, sobald CO2 mit ihr reagiert. Das reaktionsträge CO2 produziert nur eine geringe Spannung, diese ist schwer zu messen.“ Beim neuen Ansatz orientiert sich der Forscher an Widerstandssensoren, bei denen sich durch die Bindung eines Gases eine Änderung des elektrischen Widerstands messen lässt. „Solche Gassensoren sind schon für einige Gase kommerziell erhältlich, zum Beispiel für Kohlenmonoxid oder Wasserstoff“, sagt der Doktorand. „Generell geben die zu messenden Moleküle Energie auf den Sensor ab, dabei ändert sich der Widerstand, was wir messen können.“

Um das reaktionsträge CO2 für die Messung einzufangen, setzt Alexander Haensch ein neues Material ein, das mit einem besonders reaktionsfähigen Stoff beladenes Zinndioxid enthält. Das CO2 reagiert mit dem Stoff, wobei es zu einer Ladungstrennung kommt. „Ein Transducer überträgt die elektronischen Eigenschaften auf ein zweites Material, das wie bei den anderen Gassensoren die Widerstandsmessung übernimmt“, erklärt der Doktorand. Die Untersuchungen hat er unter realistischen Bedingungen, etwa bei Raumtemperatur und normalem Druck, durchgeführt – „nahe an der Anwendung“, wie er sagt. Doch die eigentliche Produktentwicklung eines solchen Gassensors sei nun eher Sache einer Firma. Den Bedarf an kostengünstigen CO2-Sensoren auf dem Automobilmarkt, aber auch in anderen Bereichen, schätzt Alexander Haensch indes als sehr groß ein. „Kohlendioxid ist ja auch ein klimaschädliches Gas, sodass man an vielen Stellen seine Freisetzung messen und nach Möglichkeit verhindern muss.“

Janna Eberhardt