Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2010: Studium und Lehre
Lehren lernen leicht gemacht: das Baden-Württemberg-Zertifikat für Hochschuldidaktik
"Lehrkompetenz kann sich grundsätzlich jeder aneignen", sagt Regine Richter. Doch die Leiterin der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik an der Universität Tübingen ist überzeugt: "Mit unseren Kursen geht das viel schneller und effizienter." Seit 2001 gibt es das Hochschuldidaktikzentrum der Universitäten Baden-Württemberg (HDZ), das in der Trägerschaft der Landesuniversitäten liegt. Mit Workshops, Coaching und Hospitationen können Lehrende dort ihre didaktischen Kompetenzen erweitern und schließlich das Baden-Württemberg-Zertifikat für Hochschuldidaktik erwerben.
Der berufsbegleitende Weg zum Zertifikat führt über drei Module; dabei sind insgesamt 200 Lehreinheiten à 45 Minuten zu absolvieren. Was zunächst nach einer hohen Zeitinvestition klingt, führt allerdings hinterher zu einer "erheblichen Arbeitserleichterung", so Regine Richter. Modul I widmet sich den Grundlagen des Lehrens und Lernens an Hochschulen, im zweiten Modul vertiefen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr didaktisch-methodisches Wissen in einzelnen Schwerpunkten. Interkulturalität in der Lehre, alternative Lehr- und Lernformen wie e-learning oder das Evaluieren der eigenen Lehrveranstaltungen sind nur einige der Themen aus dem breiten Angebot. Neben der Theorie stehen natürlich die Anwendungspraxis und die Reflexion der Lehre bzw. des Gelernten im Mittelpunkt. So führen die Teilnehmer im dritten Modul oft eine "Lehrveranstaltung mit experimentellem Charakter" durch, also mit einer Methodik, die vor dem Hintergrund der Lehrkultur des jeweiligen Instituts eher ungewohnt ist, erklärt Richter. Das "Experiment" wird im Vorfeld individuell abgestimmt, in seiner Durchführung dokumentiert und anschließend ausgewertet: So lässt sich aus der Lehrerfahrung am besten lernen.
Wie zügig das Zertifikat erworben wird, richtet sich grundsätzlich nach der individuellen Zeitplanung. Durchschnittlich brauchen die Teilnehmer zwei bis zweieinhalb Jahre, meint Richter. Veranstaltungen werden laufend angeboten, im Semester wie auch in der vorlesungsfreien Zeit. Die Lehrenden sind meist externe Referenten aus dem ganzen Bundesgebiet, "die eine spezielle Expertise mitbringen", denn schließlich ist hier neben dem Fachwissen auch der didaktische Ansatz gefragt: "Die müssen vermitteln, wie sie vermitteln", so Regine Richter.
Vor allem Nachwuchswissenschaftler am Beginn einer Lehrtätigkeit besuchen die Kurse des HDZ. "Wir wünschen uns aber auch Leute, die schon länger im Lehrbetrieb sind, weil das Erfahrungsspektrum dann breiter gestreut ist", erläutert Richter. Seit Gründung des HDZ haben rund 70 Teilnehmer das Baden-Württemberg-Zertifikat erfolgreich abgeschlossen; derzeit sind etwa 200 Lehrende im Programm involviert. Nicht für alle ist das Zertifikat das Ziel. "Manche machen nur einzelne Module und bekommen dafür eine Bescheinigung", erklärt Regine Richter. Für die Fortbildung in der Lehre ist das Hochschuldidaktikzentrum in jedem Falle die richtige Adresse.
Tina Schäfer