Am 13. November 2021 ist Professor Mohammed Schafik Allam im Alter von fast 93 Jahren verstorben. Er war von 1979 bis 1994 Professor für Ägyptologie am Ägyptologischen Institut der Universität. Zuvor war er hier mit Unterbrechungen bereits seit 1961 als Assistent tätig.
Schafik Allam wurde am 9. Dezember 1928 in Banha/Ägypten geboren, besuchte die Schule in Tanta und studierte von 1945 bis 1952 an der Universität Kairo. Anschließend war er Assistent an der Ain-Schams-Universität in Kairo. 1954 ging er nach Göttingen, setzte dort sein Studium der Ägyptologie fort und studierte zudem Alte Geschichte, Klassische Archäologie und Semitistik. 1960 wurde er unter Professor Dr. Siegfried Schott mit einer religionsgeschichtlichen Arbeit zum Hathorkult promoviert. Danach nahm er zusätzlich noch ein Studium der Jurisprudenz auf, das er nach seiner Übersiedlung nach Tübingen fortsetzte. Seine Assistententätigkeit in Tübingen unterbrach er mehrfach zu Studien bei namhaften Ägyptologen in Oxford und Paris. 1968 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Rechtsstreitigkeiten in der altägyptischen Arbeitersiedlung in Theben.
Sein wissenschaftliches Oeuvre umfasst weit mehr als 200 Veröffentlichungen, darunter zahlreiche Publikationen von Papyri und Ostraka. Zu diesem Zweck arbeitete er in Museen in Deutschland, England, Frankreich und Ägypten. Bis kurz vor seinem Tod arbeitete er an einer Neupublikation der Papyri zu den Fällen von Grabraub in Theben; diese Arbeit wird nun posthum herausgegeben. Seine Leistungen wurden 2011 mit einer Festschrift gewürdigt. Auch seine Lehrtätigkeit, noch weit über seine Pensionierung hinaus, war umfangreich. Sie betraf hauptsächlich Lektüre hieroglyphischer, hieratischer, demotischer und koptischer Texte, aber auch allgemeine Vorlesungen zu Geschichte, Wirtschaft, Recht und Religion. Auch Exkursionen in Randgebiete Ägyptens gehörten dazu.
Seine internationale Ausrichtung zeigte sich nicht nur an seiner deutschen und französischen Staatsangehörigkeit, sondern auch an seiner umfangreichen Teilnahme an Kongressen weltweit, nicht zuletzt den jährlichen Tagungen der Société internationale d’histoire des droits de l’Antiquité und der Association internationale pour l’étude du droit de l’Égypte ancienne, denen er angehörte, und der Tatsache, dass er auf Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch publizierte.
Seine wesentliche Leistung lag in der juristischen Zugangsweise zu ägyptischen Texten und deren Interpretation. Damit wirkte er nicht nur in die Ägyptologie maßgebend hinein, sondern erschloss auch ägyptische Quellen für das weitere Gebiet der antiken Rechtsgeschichte. Folgerichtig geht sein Nachlass in die von ihm gegründete Stiftung für Ägyptologie ein, die Nachwuchswissenschaftler bei der Erforschung des altägyptischen Rechts unterstützen soll.