Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2022 – 08.11.2022

Editorial

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,

als 1972 der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ erschien, waren die Reaktionen vielfach kritisch bis negativ. Eine kleine Gruppe von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hatte im Auftrag des „Club of Rome“ mit neuartigen Computermodellen errechnet, dass Wirtschaft und Gesellschaft bis zum Jahr 2100 weltweit kollabieren werden, wenn wir nicht damit aufhören, die Ressourcen des Planeten systematisch zu plündern. Vor 50 Jahren erschien das vielen Zeitgenossen als weltfremde Spinnerei, bis der Nahostkrieg und die Ölkrise 1973 erstmals die fundamentale Abhängigkeit aller Industriestaaten von fossilen Rohstoffen deutlich machten. 

Ein halbes Jahrhundert später stecken wir wieder in einer Krise, die von einem Krieg und der anschließenden Verknappung und Verteuerung fossiler Rohstoffe ausgelöst wurde. Und wieder sind die Folgen ähnlich: Versorgungsengpässe, stark steigende Preise und schrumpfende finanzielle Spielräume. Für die Universität Tübingen bedeuten die steigenden Energiepreise nach vorsichtigen Schätzungen im laufenden Jahr Mehrausgaben von rund drei Millionen Euro und im kommenden Jahr Mehrausgaben von acht bis neun Millionen Euro. Verglichen mit dem Jahr 2021 droht der Universität damit ein Anstieg der Energiekosten von rund 80 Prozent in nur zwei Jahren. 

Dazu kommen rasant steigende Preise in fast allen Bereichen des Materialeinkaufs. Auch wenn die Landesregierung den Universitäten inzwischen Hilfe zugesagt hat, ist offenkundig, dass die Regierung im Gegenzug energische Sparanstrengungen seitens der Hochschulen sehen möchte. Beim Energieverbrauch werden von uns Einsparungen von mindestens 20 Prozent erwartet. Dies wird nur gelingen, wenn in den kommenden Monaten alle Hochschulangehörigen – Studierende und Beschäftigte – ihren Beitrag zum Energiesparen leisten. 

1,1 Milliarden Euro ist die vielleicht schwindelerregendste Zahl, mit der ich in meinen ersten Wochen als Rektorin konfrontiert wurde. Auf diese Summe bezifferte eine unabhängige Kommission vor wenigen Jahren den Sanierungs- und Modernisierungsstau an der Universität Tübingen. Für viele Beschäftigte und Studierende materialisiert sich diese Zahl in Form von einfach verglasten oder schlecht schließenden Fenstern oder unzureichend gedämmten Decken und Wänden. 

Das Ausmaß des Sanierungsbedarfs zeigt aber auch, dass wir nicht warten können, bis das letzte Universitätsgebäude energetisch auf der Höhe der Zeit ist. Dies würde viel zu lange dauern. Wir müssen jetzt etwas tun. Aus diesem Grund hat die Hochschulleitung die Kampagne „Einfach Energie sparen“ gestartet. Gefragt sind jetzt kreative Strategien, aber auch Verhaltensänderungen, um schnell einen Effekt zu erzielen und die stellenweise immer noch anzutreffende unreflektierte Verschwendung von Energie zu stoppen. Das Licht auszuschalten und die Heizung herunterzudrehen, wenn ein Raum gerade nicht genutzt wird, sind Verhaltensweisen, die für alle an der Universität selbstverständlich werden müssen. 

Dies wird uns helfen, über den nächsten Winter zu kommen, ist auf mittlere und lange Sicht aber natürlich keine ausreichende Lösung. Die Universität wird daher u.a. in den kommenden Jahren gegenüber der Landesregierung verstärkt darauf drängen, dass die Energiebilanz unserer Gebäude schrittweise, aber kontinuierlich verbessert wird. Dies gilt vor allem für diejenigen Bauten, die in den Jahrzehnten errichtet wurden, bevor die erste Ölkrise 1973 den Begriff Energiesparen erstmals auf die Tagesordnung brachte. Zu meiner Freude hat die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät eine Task Force zum Energiesparen gegründet. Dies scheint mir ein erster richtiger Schritt zu sein in Richtung hin auf den Beitrag, den die Universität zu diesem wichtigen Problem leisten kann und muss. 

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre des Newsletters.

Ihre
Professorin Dr. Karla Pollmann, Rektorin


Schwerpunkt China-Forschung an der Universität Tübingen

Lebendiger Austausch: China und die Universität Tübingen

Zwischen der Universität Tübingen und Forschungseinrichtungen der Volksrepublik China gibt es zahlreiche Kooperationen in einem breiten Fächerspektrum der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften – ein Überblick. [mehr]

„Wir brauchen eine pro-aktive China-Strategie“

Sind Forschungskooperationen mit und in Ländern mit autoritären Regimen möglich? – Diese Frage wird in den letzten Monaten in Bezug auf die China-Forschung vehement diskutiert, in Deutschland und auch auf internationaler Ebene. „Ja, die Hochschulkooperationen mit China müssen erhalten bleiben – solange die Prinzipien seriöser Wissenschaft und wissenschaftsethischer Verantwortung gewahrt sind“, sagt der Tübinger Sinologe Gunter Schubert. Er fordert eine pro-aktive China-Strategie der Universität Tübingen mit klaren und transparenten Kriterien für Forschungskooperationen mit China. [mehr]

Muss die Universität Tübingen ihr Verhältnis zu chinesischen Kooperationspartnern überdenken? 

Die Universität Tübingen hat eine lange Tradition der Forschungskooperationen mit chinesischen Wissenschaftlern und Universitäten. Wird sich daran etwas ändern? Seit kurzem gibt es eine Checkliste der Universität für neue Forschungskooperationen mit China, angelehnt an den Empfehlungen und Leitlinien der HRK und des DAAD. Ganz oben auf der Liste steht natürlich der Punkt Dual Use. Ein Gespräch mit Professorin Monique Scheer, Prorektorin für Internationales und Diversität. [mehr]


Forschung

Quellenstudium ohne Vorurteile

Daniel Weiss erforscht in Tübingen, wie rabbinische Autoren im 3. Jahrhundert n. Chr.  auf die Jesus-Gemeinde blickten. Ein „Humboldt-Stipendium für erfahrene Forscher“ ermöglicht ihm den Aufenthalt an der Universität Tübingen. Neben der gut sortierten Bibliothek der evangelisch-theologischen Fakultät gibt es einen noch wichtigeren Grund für seine Standortwahl. [mehr]

Zehn Jahre Zentrum für Islamische Theologie

Das Zentrum für Islamische Theologie (ZITh) der Universität Tübingen hat Ende September sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Die Zahl der Studierenden ist seitdem von anfangs 24 bis heute auf über 200 Studierende gestiegen. An den mittlerweile sieben Lehrstühlen des Zentrums arbeiten 40 Beschäftigte, davon 25 Doktoranden und Postdocs. [mehr]

Sireen El Zaatari erhält den Preis für mutige Wissenschaft

Die Tübinger Archäologin und Paläoanthropologin Dr. Sireen El Zaatari ist mit dem diesjährigen Preis für mutige Wissenschaft ausgezeichnet worden. Der Preis wird vom baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst vergeben. [mehr]

Forschungsmeldungen

Zehn Jahre LEAD – Erfolg beim THE Ranking – Attempto-Preis: Blick auf Proteine in lebenden Nervenzellen – Gemeinsames Stipendienprogramm mit Boehringer Ingelheim – Neue Zeitschrift: Campus der Theologien [mehr]


Studium und Lehre

Medizinische Fakultät stärkt Hochschullehre

Das neu gegründete Tübingen Institute for Medical Education (TIME) bündelt die praktische Ausbildung Studierender, die Professionalisierung der Lehre sowie Forschungsprojekte zur Medizindidaktik. Das Institut ist das erste seiner Art in Baden-Württemberg. [mehr]

Seit 25 Jahren aktiv: Lehrpreis würdigt internationales Mathematik-Seminar

Der Lehrpreis der Universität Tübingen geht in diesem Jahr an Professor Rainer Nagel aus der Mathematik für das internationale „Internetseminar Evolutionsgleichungen“. Den Sonderpreis für herausragendes studentisches Engagement 2022 der Universität Tübingen erhält die „Mindful Science“-Initiative aus den Neurowissenschaften. [mehr]

Nancy Hünger übernimmt Leitung des Studios Literatur und Theater

Die Lyrikerin Nancy Hünger leitet künftig das Studio Literatur und Theater an der Universität Tübingen. Sie ist Nachfolgerin der Schriftstellerin Dagmar Leupold, die das Angebot der Universität zum kreativen Schreiben seit 2004 verantwortet hatte. [mehr]

Geodatenmanager sind sehr gefragt

Geodaten werden immer wichtiger, etwa bei Standortentscheidungen, in der Verkehrs- oder Raumplanung, in der Landwirtschaft oder im Marketing. Fachkräfte auf diesem Gebiet werden in vielen Bereichen händeringend gesucht. Tim Leutenmaier berichtet im Interview über seine berufsbegleitende Weiterbildung zum Geodatenmanager/in beim Tübinger Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung. [mehr]


Uni intern

Audit HRS4R: Beste Forschungs- und Arbeitsbedingungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

Um den Exzellenz-Status langfristig zu sichern, richtet die Universität Tübingen ihre Rekrutierungs- und Personalpolitik an höchsten internationalen Standards aus. Dafür wurde sie 2017 erstmals mit dem „HR Excellence in Research“-Award ausgezeichnet, für 2023 steht die Re-Auditierung an. [mehr]

Um die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Tübingen zu holen

Die Universität Tübingen ist eine der ersten deutschen Universitäten, die an dem Audit Human Resources Strategy for Researchers (HRS4R) der Europäischen Kommission teilnimmt. Prorektor Professor Peter Grathwohl erklärt im Interview, warum das Audit im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe so wichtig ist. [mehr]


Alumni Tübingen

Die Bretter, die seine Welt bedeuten

Alumnus Martin Mutschler wirkte während seiner Tübinger Studienzeit aktiv an der Studierendentheaterszene der Universität mit. Heute ist er Dramaturg an der Staatsoper Hannover. [mehr]


Leute

Rektorin Professorin Karla Pollmann offiziell ins Amt eingeführt

Am 18. Oktober wurde Professorin Karla Pollmann in einem feierlichen Festakt als erste Rektorin in der über 500-jährigen Geschichte der Universität Tübingen ins Amt eingeführt. Gleichzeitig wurde ihr Vorgänger Professor Bernd Engler nach 16 Jahren als Rektor verabschiedet. [mehr]

Neu berufen an die Universität Tübingen

Professor Florian Ludwig Beuerle (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professorin Anna Gumpert (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät) – Professor Jörg-Markus Hitz (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät) – Professor Ralph Lütticke (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät) – Professorin Lisa Maier (Medizinische Fakultät) [mehr]

Neue Dekane im Amt

Mit Beginn des Wintersemesters 2022/23 haben die Katholisch-Theologische Fakultät, die Juristische Fakultät sowie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät jeweils eine neue Leitung bekommen. [mehr]

Universität Tübingen verleiht viermal die Ehrendoktorwürde

Die Philosophische Fakultät hat die Ehrendoktorwürde an Volker Michels verliehen, anerkannter Forscher und Herausgeber der Werke des Literatur-Nobelpreisträgers Hermann Hesse. Die Ehrendoktorwürde der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät erhielt die Motivationsforscherin Jacquelynne Eccles. Die Medizinische Fakultät hat die Pioniere der Medizinethik Tom Lamar Beauchamp und James Franklin Childress mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. [mehr]

Res severa verum gaudium.

Zum Tode von Professor Dr. Alexander Šumski, Universitätsmusikdirektor i. R., ein Nachruf von Thomas Schipperges [mehr]

Ein Mathematiker mit vielseitigen Interessen

Zum Tode von Professor Dr. Manfred Wolff ein Nachruf von Wolfgang Arendt, Burkhard Kümmerer, Rainer Nagel und Stefan Teufel [mehr]

Sein Herz schlug für die Geologie – und für Tübingen

Zum Tode von Professor Dr. Frank W. Westphal ein Nachruf von Ingmar Werneburg, Rainer Schoch, Andreas Matzke, Holger Preuschoft und Madelaine Böhme [mehr]

DAS Buch zur Theorie der Elektronenoptik

Zum Tode von Professor Dr. Erwin Kasper ein Nachruf von David Wharam und ehemaligen Kollegen [mehr]

Indischer Sprachwissenschaftler und Humanist

Zum Tode von Professor Dr. Scaria Zacharia, erster Gundert-Chair-Gastprofessor in Tübingen, ein Nachruf von Heike Oberlin [mehr]

Personalnachrichten (Rufe, Ehrungen, Jubiläen)

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Forum

Tübingen auf Platz 3 der besten Universitäten für Startups in Deutschland

Viele erfolgreiche Startups werden direkt an oder aus Universitäten heraus gegründet. Um herauszufinden, welche die besten Hochschulen für Startups sind, hat top50startups.de das erste Hochschulranking für Gründer erstellt. [mehr]

Meldungen Forum

CIVIS-Allianz geht in zweite Förderphase – Jubiläumsausstellung „Troia, Schliemann und Tübingen“ – 35. Tübinger Poetik-Dozentur – Studium Generale im Wintersemester – 4. Bundeswettbewerb für Künstliche Intelligenz – Vorbildhafte Verwendung von Recyclingpapier – Sammlermünze zum Gedenken an Wilhelm Schickard [mehr]