Uni-Tübingen

Akademischer Werdegang

04/2017–06/2020
Doktorand im Fach Mittelalterliche Geschichte

an der Eberhard Karls Universität Tübingen; Betreuung: Prof. Dr. Steffen Patzold, Prof. Dr. Volker Leppin

Frühjahr 2017
1. Staatsexamen

für das Lehramt an Gymnasien für das Fach Darstellendes Spiel

Herbst 2016
1. Staatsexamen

für das Lehramt an Gymnasien für die Fächer Geschichte und Deutsch

10/2010–10/2016
Studium der Fächer Geschichte, Deutsch und Darstellendes Spiel für das Lehramt

an Gymnasien an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Berufliche Stationen

04/2017–06/2020
Kollegiat im Graduiertenkolleg 1662 "Religiöses Wissen im vormodernen Europa"

an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Seit 04/2017
Kollegiat im Graduiertenkolleg 1662 "Religiöses Wissen im vormodernen Europa"

an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen

WS 2015/2016
Tutor für die "Überblicksvorlesung Mittelalter"
04/2013–03/2017
Studentische Hilfskraft (ab 01/2017: wissenschaftliche Hilfskraft)

am Internationalen Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung „Schicksal, Freiheit und Prognose“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Widerständiges Wissen

Wissenskonstruktion und Widerstandsdenken in den Kontroversschriften um 1100

Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. – Röm 13,1.

Wenn im Mittelalter über Widerstand nachgedacht wurde, wurde dies mithilfe religiöser Autoritäten getan. Dabei folgt selbst aus der Zitation einer scheinbar eindeutigen Bibelstelle – wie beispielsweise des berühmten Diktums des Apostelfürsten Paulus an die christliche Gemeinde Roms – nicht automatisch, dass jede Form von Widerstand zu jeder Zeit verurteilt worden wäre. Scheinbar waren diese Wissensbestände von sich aus nie so eindeutig, dass sie nicht den eigenen Zwecken, Bedürfnissen und Überzeugungen hätten angepasst werden können, egal wie „konträr“ diese zu den inhärenten Aussagen auch standen.

Das Dissertationsvorhaben möchte diese Prozesse, die als Wissensgenerierung und –anbindung verstanden werden, untersuchen und herausfinden, wie vorhandene Informationen in den Texten verwendet wurde und welche Aussagen es über Verfasser, den Erarbeitungsprozess sowie die Rezipienten zulässt und wie diese Prozesse den dargestellten Inhalt beeinflussten. Der Fokus liegt dabei auf der Zeit um 1100, die als eine Zeit intensiven Rechtfertigungsdrucks verstanden werden kann. Dieser Rechtfertigungsdruck führte zu einem ausgeprägten Wissensdiskurs in der zeitgenössischen Textproduktion. In den Kontroversschriften, die in dieser Zeit entstehen, zeigt sich ein mehrschichtiger Konstruktionsprozess der Aktualisierung, Veränderung und Neuformierung von Informationen, der sich nicht nur inhaltlich fassen lässt, sondern auch auf Produktionsebene zeigt und nachweisbar ist. Exemplarisch können an diesen Texten die Dynamisierungsprozesse erschlossen werden, die in der Vormoderne stattfanden: Zwar wurde vor allem das vorhandene religiöse Wissen selbstverständlich als Autorität anerkannt, doch wurden kreativ neue Wege gesucht, altes Wissen und aktuelle Überzeugungen in Einklang zu bringen. Gerade die Anbindung an religiöses Wissen ist somit auch an der Dynamisierung des Sprechens über Widerstand und der Veränderung und Erweiterung der religiösen Wissensbestände selbst hauptverantwortlich beteiligt.