seit mehreren Monaten verhandeln die baden-württembergischen Hochschulen mit der Landesregierung über einen neuen Finanzierungsvertrag. Das aktuelle Vertragswerk läuft Ende 2020 aus und eine Anschlussregelung für die Jahre bis 2025 ist das Ziel beider Seiten. Bislang verliefen die Verhandlungen allerdings außerordentlich ernüchternd. Bis Ende Oktober war die Landesregierung lediglich bereit, den Zuschuss an die Universitäten um etwa 1,3 Prozent pro Jahr zu erhöhen.
Dieser Wert liegt nahe an der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten zehn Jahre und würde damit real zu keiner Verbesserung unserer finanziellen Lage führen. Darüber hinaus ist das Land bereit, allen neun baden-württembergischen Universitäten insgesamt acht Millionen Euro Sondermittel pro Jahr zu überweisen. Mit diesem Geld sollen zusätzliche Anstrengungen finanziert werden, etwa in den Bereichen Digitalisierung, Innovation oder Klimaschutz. Kleines Geld für große Aufgaben.
Die baden-württembergischen Universitäten sind seit vielen Jahren strukturell unterfinanziert. Auch wenn immer mal wieder zusätzliches Geld in die Hochschulen geflossen ist, blieb die Entwicklung bei weitem hinter dem rasanten Anstieg der Studierendenzahlen zurück. Das Dilemma wird deutlich, betrachtet man die Aufwendungen des Landes pro Studentin oder Student. Hier sank der Landeszuschuss pro Kopf und Jahr zwischen 1998 und 2017 um real 33 Prozent. Die baden-württembergischen Universitäten streiten nun für eine Trendumkehr. Am 17. und am 30. Oktober gingen Beschäftigte und Studierende auf die Straße, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Die Schere zwischen der gestiegenen Studierendenzahl und den gesunkenen Pro-Kopf-Ausgaben muss sich schrittweise schließen.
Baden-Württemberg steht vor großen Herausforderungen, demographisch, ökonomisch und sozial. Der anstehende Wandel in der Automobilindustrie wird Zehntausende Jobs kosten. Es ist daher für die Zukunft des Landes und seiner Regionen unerlässlich, dort deutlich stärker zu investieren, wo das Neue entsteht und diese Zukunft entwickelt und gestaltet wird. Hierbei spielen die Universitäten und Hochschulen des Landes eine Schlüsselrolle.
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Ihr
Professor Dr. Bernd Engler, Rektor