Was macht die Regionalgruppe Tübingen konkret?
Am 20. September hat die Regionalgruppe Tübingen vor Ort am globalen Klimastreik #AlleFürsKlima teilgenommen. Auch beim Aktionstag „#NeustartKlima – laut, wütend und unbequem – Klimagerechtigkeit jetzt“ am 29. November, dem Freitag vor Beginn der UN-Weltklimakonferenz, sind wir dabei.
Wir haben einen Brief zum Thema „Dienstreisen“ formuliert. Dieser Brief ist nach Abstimmung mit dem Beirat für Nachhaltigkeit der Universität an das Rektorat gegangen. Wir stellen uns darin ein abgestuftes Verfahren für Dienstreisen vor, mit folgenden Fragestellungen: kann ich eventuell auf meine Dienstreise verzichten? Falls nein: kann ich die Dienstreise mit dem Zug antreten? Falls dies aus zeitlichen oder anderen Gründen nicht möglich ist: werden für die Dienstreise mit dem Flugzeug Emissionsabgaben gezahlt? Mittelfristig ist zu prüfen, ob man stärker auf Videokonferenzen als Alternative zu Dienstreisen zurückgreifen kann. In der Industrie ist das schon viel üblicher, allein schon aus Kostengründen.
Grundsätzlich sehe ich Scientists for Future nicht als Kampagnenorganisation, sondern als Wissenschaftsorganisation, die im Hintergrund arbeitet. Wir liefern Background-Informationen, gehen auf Podiumsdiskussionen, stehen für Interviews zur Verfügung. Wir lesen und prüfen auch Beiträge und Materialien von Fridays for Future. Damit Fakten richtig widergegeben werden und die Leugner der Klimakrise nicht so leicht agieren können. In Tübingen arbeiten wir konkret an Handlungsnotwendigkeiten und Handlungsmöglichkeiten, die wir dann auch in die Universität hineintragen möchten.
Was erwarten Sie von der Politik beim Thema Klimaschutz? Was kann jede/jeder Einzelne beitragen?
Viele der angesprochenen Probleme sind seit langem bekannt, sie wurden bereits 1972 vom Club of Rome in seiner Studie „Grenzen des Wachstums“ vorhergesagt. Die Enquetekommission des Deutschen Bundestages hat bereits Anfang der 1990er-Jahre die Gefahren der Erderwärmung deutlich benannt. Und auch eine interne Studie des Ölkonzerns Exxon von 1982 hat die Erderwärmung bis 2010 und den aktuellen Kohlendioxidrekord sehr präzise vorhergesagt. Auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) wurde in Rio de Janeiro 1992 die Agenda 21 beschlossen, fünf Jahre später wurde das sogenannte Kyoto-Protokoll verabschiedet. Umgesetzt in die Praxis wurde von den beschlossenen Zielen wenig.
Ich sehe in erster Linie die Notwendigkeit einer klaren politischen Weichenstellung, weg von reinen Absichtserklärungen. Ich bin überzeugt, dass die Aktivisten von Fridays for Future hier schon einiges bewirkt haben. Viele Politiker überdenken ihre zunächst kritische Einstellung zu den Protesten, ergreifen selbst neue Initiativen.
Aber auch persönliches Engagement und persönliche Überzeugungsarbeit ist wichtig, um die wahrgenommene Relevanz der Thematik zu erhöhen. Deswegen der Appell auf unserer Homepage: „Sprechen Sie in Ihrem Umfeld über den Klimawandel!“
Meine persönliche Empfehlung für mehr Klimaschutz und eine nachhaltige Entwicklung unseres Planeten: Weniger Fleisch, weniger Autofahren, weniger Fliegen.
Das Interview führte Maximilian von Platen