Uni-Tübingen

TP9: Textgebrauch und Lebensdeutung anlässlich von Bestattungen

Zusammenfassung

In diesem Teilprojekt der Forschungsgruppe FOR 2828 werden die wechselseitigen Verweisungszusammenhänge von Textzitaten und biografischen Interpretationen in funeralen Reden untersucht. Ausgehend von der Beobachtung, dass Texte anlässlich von Bestattungen in vielfältiger Weise als Referenzgrößen gebraucht werden, um das fragmentierte Leben der Verstorbenen und die Situation der Hinterbliebenen zu deuten, soll der Gebrauch von Texten anlässlich von Bestattungen als Praktik empirisch erhoben und analysiert werden. Als Text wird in diesem Zusammenhang ein Zitat verstanden, das im Rahmen einer Rede anlässlich einer Bestattung zitiert wird, auf das man sich explizit oder implizit bezieht und das ausgelegt wird, unabhängig davon, ob es sich um Texte aus religiösen Traditionen, um populäre Liedtexte, klassische Literatur oder Zitate handelt, deren Herkunft nicht ausgewiesen wird. Der Rückblick auf das Leben der Verstorbenen sowie die Verständigungsbemühung über das Leben angesichts des Todes wird vielfach durch die Bezugnahme auf einen oder mehrere Texte moderiert. Texte werden als autoritative Instanzen aufgerufen, deren Interpretation Deutungspotentiale entfaltet. In diesem Sinne sind funerale Reden von Intertextualität geprägt. Als Textkompositionen oder Bricolagen sollen sie analysiert werden und ihre rituellen Funktionszusammenhänge analysiert werden.

Im Zusammenhang der Forschungsgruppe FOR 2828 wird das Verhältnis von Textgebrauch und Lebensdeutung als eine Dynamik von De/Sakralisierung in den Blick genommen und beschrieben. Im Rahmen der Forschungsgruppe kann am konkreten Beispiel der Trauerreden die Forschungshypothese überprüft werden, dass der Referenz auf Texte eine Schlüsselfunktion für religiöse Kommunikation in der Moderne zukomme. 

Gegenstand sind funerale Reden des 19. und 20. Jahrhunderts und gegenwärtige, empirisch zu erhebende Bestattungsfälle. Vor dem Hintergrund religiöser Pluralisierung und transkultureller Dynamiken soll gezeigt werden, auf welche Weise Texte für die Verständigung über das Leben im Angesicht des Todes pragmatisiert werden. Das Teilprojekt verfolgt drei Ziele: 1. Die Texte zu benennen, denen das Potenzial zugeschrieben, eine individuelle Lebensgeschichte deuten zu können. Damit wird ein Beitrag zur Kanonisierung bzw. Dekanonisierung von Texten geleistet; 2. die Wechselwirkungen zwischen Texten und Lebensgeschichten näher zu beschreiben und die Funktionsweisen der Texte für die Lebensdeutungen zu bestimmen; 3. die Plausibilisierungsstrategien für Werte und Deutungsmuster in religions- und kulturpluralen Kontexten zu analysieren. 


Team

Projektleitung:
Prof. Dr. Birgit Weyel
Evangelisch-Theologische Fakultät | Lehrstuhl Praktische Theologie mit den SP Seelsorgelehre und Pastoraltheologie
Liebermeisterstraße 12, 72076 Tübingen
 +49 7071 2565992
birgit.weyelspam prevention@uni-tuebingen.de

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Doktorand:
Marcel Brenner
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Doktorand:
Marko Jesske
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