Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 5/2012: Studium und Lehre

Minigraduiertenkolleg „Intellectual History: Das Beispiel der Frühen Neuzeit“ zu Besuch in Straßburg

Eine Wiege der Bildungsgeschichte im Elsaß

Das Minigraduiertenkolleg „Intellectual History: Das Beispiel der Frühen Neuzeit“ an der Universität Tübingen setzt sich als interdisziplinärer Forschungsverbund aus Promovierenden und Professoren der Fächer Geschichte, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Romanistik, allgemeine Rhetorik und evangelische Theologie zusammen. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchs-wissenschaftler gehen der fächerübergreifenden Leitfrage nach, wie in der – als Umbruchzeit bekannten – „Frühen Neuzeit“ neue intellektuelle Deutungskonzepte entstanden und sich diese im weiteren geistesgeschichtlichen Verlauf entwickelten. Jenes Leitthema variieren die einzelne Projekte in unterschiedlichen Fragestellungen: Tobias Binkert etwa beschäftigt sich als Historiker mit dem Bildungsverhalten im Herren- und Grafenstand um das Jahr 1600. Matthias Ernst erforscht als Rhetoriker die Eigenständigkeit der ersten deutschsprachigen Dialektiken gegenüber ihren lateinischen Vorbildern. Und Simone Oechslen beobachtet als Germanistin den Zusammenhang von Reisen und Wissenschaft in literarischen Texten vom Barock bis in die frühe Romantik.

Aufgrund ihrer kulturgeschichtlichen und historischen Bedeutung in der Frühen Neuzeit bot sich die Stadt an der Ill in besonderer Weise als Reiseziel für das Minigraduiertenkolleg an. Mehrere der Promotionsprojekte stehen mit der Geschichte der ehemaligen Freien Reichsstadt in enger Verbindung. Beispielsweise spielten die Bildungsinstitutionen Straßburgs für die Ausbildung des Adels im Heiligen Römischen Reich eine wichtige Rolle. Und wenngleich sich das Stadtbild Straßburgs im Laufe der Geschichte immer wieder verändert, so lassen sich auch heute noch die zentralen Schauplätze der Geschehnisse vom Mittelalter bis zur Zeit der Französischen Revolution erkennen.

Vor Ort wurden die Teilnehmer der Exkursion von Bernhard Vogler, emeritierter Professor für elsässische Geschichte an der Universität Straßburg, empfangen. Erster Programmpunkt war eine Führung durch das Musée Historique, das im ehemaligen Schlachthof (Metzig) untergebracht ist. Die Konzeption der Sammlung orientiert sich an der historischen Entwicklung der Stadt. Entsprechend dem Interesse des Graduiertenkollegs lag der Schwerpunkt der Stadtführung bei Orten mit bildungs- und kirchengeschichtlichem Bezug.

Nach dem Besuch der Thomaskirche wurden die früheren Standorte der Akademie Sturm und der alten Universität Straßburgs besichtigt. Die ursprünglichen Gebäude dieser für die protestantische Bildung im Heiligen Römischen Reich bedeutenden Institutionen sind heute ganz aus dem Stadtbild verschwunden. Über den Platz Gutenberg führte der Weg zum bekanntesten Bauwerk der Stadt – dem Münster mit seiner Vielzahl an kunstgeschichtlich bedeutsamen Werken bildeten den Abschluss der Exkursion. Alle Graduierten konnten viel Input für ihre Promotionsprojekte mit nach Hause nehmen.

Alle Projekte auf der Homepage des Minigraduiertenkollegs: http://www.ev-theologie.uni-tuebingen.de/lehrstuehle-und-institute/systematische-theologie/systematische-theologie-mit-schwerpunkt-fundamentaltheologie-und-religionsphilosophie-prof-dr-christoph-schwoebel/promotionsverbund-intellectual-history.html

Jeremias Gollnau

Promotionsverbünde / Minigraduiertenkollegs

Die Promotionsverbünde (Minigraduiertenkollegs) wurden von der Universität Tübingen eingerichtet, um den Austausch der Doktoranden untereinander über eine einzelne Arbeitsgruppe hinaus zu fördern. Nach dem Tübinger Modell schließen sich in einem Promotionsverbund drei bis vier Professoren interdisziplinär mit einem gemeinsamen Thema oder auch einer gemeinsamen Methode zusammen. Bis zu sieben Doktoranden, die von der Landesgraduiertenförderung ein Stipendium erhalten, nehmen daran teil.


http://www.uni-tuebingen.de/de/186