„In hohem Maße interdisziplinär“ sei ihre Arbeit, sagt die TEA-Gastprofessorin Barbara Sieben. Deshalb ist die Wirtschaftswissenschaftlerin auch an der gesamten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen angesiedelt und gibt dort in diesem Sommersemester Kurse zu den Themen „Gender“ und „Diversity“.
„Gender“ und „Diversity“ stehen für den Kampf gegen Diskriminierung und die Nutzung von Vielfalt, seien es Frauen, Migranten oder gesellschaftliche Randgruppen. Die Betriebswirtschaftlerin Barbara Sieben, die sich auf Personalmanagement spezialisiert hat, sieht gerade in der Wirtschaft noch viel Forschungs- und Handlungsbedarf.
Deshalb hat ihre Arbeit auch zwei Schwerpunkte: Sie analysiert die bestehende Situation und entwickelt dann daraus Handlungsempfehlungen. Nicht immer ist dabei die Ungleichbehandlung so offensichtlich und messbar wie beim Lohn, wo die Frauen im Durchschnitt noch immer weniger Geld bekommen als vergleichbar qualifizierte Männer. Ein wichtiges Problem sei hierbei die unterschiedliche Bewertung von Berufen, sagt Barbara Sieben. Wenn Interaktion und Emotionen in Berufen von hoher Bedeutung seien, wie etwa in der Pflege, werden diese in der Gesellschaft allgemein noch immer weniger geschätzt.
Die Diskriminierung tritt häufig subtiler auf. Etwa bei der Auszeichnung des „Mitarbeiters des Jahres“ auf der Betriebsweihnachtsfeier: Der (männliche) Geschäftsführer hält die Laudatio, die (weibliche) Assistentin überreicht den Blumenstrauß. Warum da nicht einmal die Rollenverteilung umdrehen, schlägt Barbara Sieben vor. Und dann gibt es ja auch noch die muslimischen Mitarbeiter, die mit dem eigentlichen Anlass dieses Festes überhaupt nichts anfangen können, da sie Weihnachten gar nicht feiern.
Zweierlei habe sie geprägt und zu diesem Forschungsfeld geführt, sagt Professorin Sieben: Gertraude Krell, Professorin a.D. der Freien Universität Berlin, bei der Barbara Sieben studiert und promoviert hat und „die für dieses Feld steht“, so Sieben. Und die Ausbildung zur Hotelfachfrau, die sie vor ihrem Studium gemacht hat: „In der Hotellerie kann man interessante Dinge über Geschlechterverhältnisse lernen“, erinnert sie sich. Heute spüre sie, dass das Thema weiter an Bedeutung gewinne, sagt Sieben. Gerade angesichts des demographischen Wandels erkennen auch Unternehmen, wie wichtig die noch stärkere Integration von Frauen, Migranten und anderen Gruppen ist.
Jörg Schäfer
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