Professor Dr. Drs. h.c. Jürgen Baumert, emeritierter Direktor am Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, wurde am 7. Dezember von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Geehrt wurden damit seine großen Verdienste um die Bildungspolitik und die Empirische Bildungsforschung.
Das Grußwort während des Festaktes im Audimax sprach Rektor Professor Dr. Bernd Engler: „Die Empirische Bildungsforschung hat nicht zuletzt durch die PISA-Studie, die Professor Baumert maßgeblich geprägt hat, eine stetig wachsende Bedeutung erfahren. In Form einer nutzeninspirierten Grundlagenforschung hat sie sich an der Universität Tübingen zu einem Forschungsschwerpunkt entwickelt, der wesentliche Impulse aus dem Werk von Professor Baumert aufnimmt und fortführt. Wir sind stolz, dass die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät Professor Baumert die Ehrendoktorwürde verleiht“, sagte Rektor Engler.
Kultusministerin Marion Schick konnte ihr Grußwort krankheitsbedingt nicht persönlich vortragen, ließ aber ausrichten: "Die empirische Bildungsforschung ist inzwischen zu einem unverzichtbaren Element evidenzbasierter Bildungspolitik geworden. Gesicherte Erkenntnisse lassen sich aber dennoch nicht immer und unmittelbar in bildungspolitische Maßnahmen umsetzen, denn Bildung ist auch mehr als das, was sich messen lässt. Um in diesem Spannungsfeld das Bildungssystem voranbringen zu können, braucht die Politik Wissenschaftler wie Professor Baumert, der im Kampf um die politische Deutungshoheit stets ein verlässlicher Kompass ist. Professor Baumert gelingt es wie keinem Zweiten, Politik und Wissenschaft nicht miteinander zu vermengen und ist somit ein wichtiger Wegbereiter für eine evidenzbasierte Bildungspolitik".
Das wissenschaftliche Werk Baumerts stellte Ulrich Trautwein, Professor für empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen, in seiner Laudatio heraus: „Sein wissenschaftliches Werk ist kaum zu überschätzen. Es materialisierte sich – natürlich – besonders sichtbar in Studien wie PISA, aber es überstrahlt doch auch bei weitem wieder diese Studien beziehungsweise das, was in der Öffentlichkeit davon wahrgenommen wird.“ Anschließend hielt der neue Ehrendoktor einen Festvortrag, in dem er seine neueste Forschungsarbeit zum elterlichen Entscheidungsverhalten beim Übergang in die Sekundarstufe vorstellte, die die Grenzen einer Reihe von prominenten Theorien vor Augen führte und deren Beschränkungen überwindet.
Der Festakt wurde von rund 200 Gästen besucht, darunter zahlreiche Mitglieder und Studierende der Universität Tübingen, Vertreter des Kultus- und Wissenschaftsministeriums, Lehrkräfte Tübinger Schulen und Vertreter von Bildungsinstitutionen und Stiftungen. Nach einem Sektempfang in der Wandelhalle wurde der Ehrendoktor im Kleinen Senat bei einem festlichen Buffet und Live-Musik eines Jazztrios stimmungsvoll gefeiert.
Kathrin Jonkmann