Melanie Gansel (14), Schülerin aus Weil der Stadt, wurde von der Universität Tübingen als vielfache Teilnehmerin der Kinder-Uni Weil der Stadt für den Jugendkongress “We are the Future” vom 23. bis 27. April 2012 in Bukarest nominiert. Im Rahmen dieser Veranstaltung traf sie unter anderem mit europäischen Bildungsministern zusammen, die gleichzeitig an der Bologna-Konferenz teilnahmen, und konnte diesen wie die anderen Delegierten aus aller Welt ihre Fragen stellen. Die Teilnahme von Melanie gehörte zum EU-Projekt SiSCatalyst (http://www.siscatalyst.eu/), an dem auch die Universität Tübingen mit ihrer Kinder-Uni beteiligt ist. Hier der Bericht von Melanie Gansel:
„Im Januar erreichte mich eine Mail der Universität Tübingen, ob ich mir vorstellen könnte, eine Woche lang an einem Jugendkongress in Bukarest teilzunehmen – als Delegierte von Deutschland. Erst 14 Jahre alt, war das für mich eine großartige Chance. Ende April in Bukarest traf ich auf viele Menschen aus der ganzen Welt. So waren zum Beispiel auch Delegierte aus Indien, den Niederlanden, Ägypten, Kenia, Rumänien und Georgien in Bukarest zusammengekommen. Die Sprache, in der wir uns verständigen mussten, war deshalb Englisch. Es war unsere Aufgabe, miteinander in Workshops Fragen auszuarbeiten, die wir den Bildungsministern stellen könnten, die sich zu dieser Zeit ebenfalls in Bukarest zu einer Konferenz trafen. Diese Fragen sollten teilweise bewusst provozierend sein, um die Minister erkennen zu lassen, wo die Probleme der Bildungssysteme liegen.
Um uns diese Probleme zuerst selbst klar zu machen, mussten wir die Bildungssysteme der anderen Länder kennen lernen. Was war schlecht an ihnen und wie könnte man diese Schwierigkeiten beheben? In Indien zum Beispiel gibt es die Kinderarbeit, und viele Jugendliche dürfen oder sollen nicht studieren. In Großbritannien kostet das Studieren ein halbes Vermögen, in Deutschland jedoch muss man kein Geld in die Hand nehmen, um zu studieren. In jedem Land gab es andere Probleme, und wir mussten erkennen, dass die Bildungssysteme auf Grund der verschiedenen Probleme einander kaum gleichen. So wurde unser Hauptziel, den Ministern klar zu machen, dass die Bildungssysteme sich in verschiedene Richtungen bewegen und man daran arbeiten müsse, schwerwiegende Unterschiede auszugleichen.
Die erste Chance, die erarbeiteten Fragen an Politiker zu stellen, erhielten wir am vierten Tag unseres Treffens. Bei einem Presseevent trafen wir den österreichischen und rumänischen Bildungsminister und außerdem zwei Vertreter der Uni-Rektoren aus Rumänien. Diese beantworteten zwar unsere Fragen, wiesen aber jeglichen Vorwurf der Bestechung zurück und erweckten dabei bei uns den Eindruck, dass sie uns nicht richtig ernst genommen hatten. Ihre Gesichter nahmen einen erschreckten Zug an, nachdem sie unsere erste Frage vernommen hatten. Sie hatten wahrscheinlich nicht damit gerechnet, von uns so direkt mit den Problemen konfrontiert zu werden.
Nach dieser Woche ist mir klar, dass in unserer Welt auf Bildungsebene noch viel Handlungsbedarf ist und man die Minister dazu bringen muss, uns anzuhören und ernst zu nehmen. Außerdem muss man solche Projekte der Öffentlichkeit zeigen, so wie das rumänische Fernsehen fast täglich über uns berichtet hat.“
Zum ausführlichen Bericht mit den Fragen an die Minister: http://www.uni-tuebingen.de/aktuelles/kinder-uni/we-are-the-future.html